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‘s Blatt‘l
Dezember 2015
Chronik
vor 50 Jahren: Hochwasserkatastrophe 1965
Punkt 1 d. TO.: Verlesung und Ferti-
gung des letzten Protokolls
Dieser Punkt wurde auf die nächste
Sitzung vertagt, da ein Stromausfall
war und deshalb kein Licht brannte.
Durch das verheerende Hochwas-
ser am 2. u. 3. September 1965 kam
eben dieser Stromausfall zustande,
der fast den ganzen Bezirk Lienz be-
traf. Dieses seit Menschengedenken
noch nicht erlebte Hochwasser hat
nicht nur in ganz Osttirol und Ober-
kärnten riesige Schäden angerich-
tet, sondern auch unsere Gemeinde
schwer getroffen und große Schäden
an Straßen, Wegen und Brücken,
landw. Nutzflächen und Wald ange-
richtet. Es werden nun die größten
Schäden genannt.
• Schlaitner Brücke über die Isel
weggerissen.
• Schlaitner Straße mehrmals ver-
sperrt.
• Göriacher Weg (Schotterweg) total
zerstört und unpassierbar durch
große Auswaschungen und riesige
Abbrüche – besonders im Daberle.
• Fast alle weiteren Güter- u. Wald-
wege schwer ausgewaschen und
teilweise durch Muren und Abbrü-
che unpassierbar.
• Vom Göriachbach die Göriacher
Sagbrücke, die Gantschacher
Mühlbrücke und die Schüttenbrü-
cke (auf der Aue), sowie einige
Stege weggerissen und die Da-
berlebrücke schwer beschädigt.
Große Verwüstungen entlang des
Baches, größere Mengen geschlä-
gertes u. stehendes Holz fortge-
schwemmt und eingemurt.
• Vom Schlaitenbach die Schlatten-
brücke (Oberfotzbrücke) wegge-
rissen, die Bacher-, Brugger-, Da-
berer- und Zaiacherbrücke schwer
beschädigt. Entlang des Baches
Kulturgrund fortgerissen und ein-
gemurt.
• Von weiteren Bächlein verschie-
dene Schäden an Feldern und We-
gen durch Fortschwemmung und
Übermurung.
• Viele kleinere und größere Erd-
rutsche in Feldern und Wäldern.
Die Schlaitner Aue zum Teil fort-
gerissen, den anderen Teil fast
zur Gänze übermurt und über-
schwemmt, besonders stark im
Bereich des Göriach- und Schlai-
tenbaches, die im unteren Teil an-
dere Flussbette gesucht haben.
Die Felder im Lieberboden fast zur
Gänze weggerissen und den Rest
überschwemmt.
Der Gemeinderat kam überein, dass
in erster Linie die großen Hochwas-
serschäden an Wegen und Brücken
ausgebessert werden müssen, um
alle Höfe und Häuser wieder zumin-
dest notdürftig mit Fahrzeugen er-
reichen zu können. Deshalb müssen
alle anderen Arbeiten zurückgestellt
werden.
Unter dem Tagesordnungspunkt „All-
fälliges“ wurde weiter zu diesem The-
ma beraten.
Die große Flut
So betitelte der „Osttiroler Bote“ am 9. September die Hochwasserereignisse vom 2. und 3. September 1965. Allein
in der Fraktion Gassen in St. Veit i. D. riss eine gewaltige Lawine aus Baumstämmen und Geröll eine ganze Häu-
sergruppe ins Tal. 6 Menschen fanden dabei den Tod. In Thal-Assling opferten 4 Helfer ihr Leben und in unserer
Nachbargemeinde St. Johann i. W. verunglückte einige Tage später Andreas Vergeiner durch eine provisorische
Hochspannungsleitung. Ein wahrlich trostloses Bild bot die Gemeinde St. Johann i. W. Die Kirche wurde zerstört,
der Dorfkern vermurt, 66 eingeschlossene Personen mussten mit dem Hubschrauber an die Nordseite des Ortes in
Sicherheit gebracht werden.
Bei diesem Unglück im ganzen Bezirk erscheint unser Schaden gering und doch waren die Gemeinderäte entsetzt
von der Vielzahl an Schäden an Straßen, Wege, Brücken, Feldern und Wäldern.
Nachfolgend wird ein
Auszug aus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 4. September 1965
wiedergege-
ben - die Sitzung war bereits vor dem Schadensereignis auf diesen Tag anberaumt worden.
In der Nacht auf Freitag, 3. Sept. 1965 wurde nach der Glanzer Brücke und der Pöl-
lander Brücke auch die Schlaitner Brücke weggerissen, sodass zwischen Lienz und
St. Johann i. W. kein Überqueren der Isel mehr möglich war.
Bereits am Samstag, 11. September 1965 begannen die Pioniere von der 2. Kompa-
nie des Pionierbataillons 2 mit dem Bau einer Brücke über die Isel nach Schlaiten.
Die Piloten für das Mitteljoch wurden mit Hilfe einer Rammfähre geschlagen. Die ge-
mauerten Widerlager der Brücke waren erhalten geblieben. Die vorgefertigten Teile
wurden an Land zusammenmontiert, auf Rollen verschoben, mit Pressen gehoben
und auf die Widerlager abgesenkt. Am Dienstag war die Brücke so weit fertig, dass
am 15. September der Verkehr auf ihr aufgenommen werden konnte. Die Brücken-
länge betrug 45,75 m - 8 und 7 Felder beiderseits vom Joch. Die Tragfähigkeit be-
trug 20 to. Vorher mussten die Schlaitner in der Kiste einer provisorischen Seilbahn
über die Isel.