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GESCHICHTE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2015
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ten. Hier gab es wichtige, in
den 1930er Jahren von faschi-
stischen Behörden erfasste In-
formationen über die Herkunft
und die Zusammensetzung jü-
discher Familien. Auch die Re-
cherche im Bozner Stadtarchiv
war wichtig. Auf dieser Grund-
lage konnten wir die Briefe im
zeigen wollten, war auch die
Recherche im Archiv der
Handelskammer sehr wichtig.
Mithilfe von Opferdatenbanken
und der Datenbank des Jüdi-
schen Museums in Meran
fanden wir so bisher noch nicht
bekannte Opfer der Schoah, die
eine enge Verbindung zu Süd-
„Im März 1944 wäre Olim-
pia vier Jahre alt geworden. Vor
einigen Jahren war ich in
Auschwitz, und einer der Ein-
drücke, der mich am meisten
getroffen hat, waren die Zöpfe
der Kinder. Der Anblick der ab-
geschnittenen Zöpfe war grau-
enhaft.“
Cesare Finzi im Gespräch
mit den Autoren Innerhofer und
Mayr im Juni 2014. Die beiden
schrieben das Buch, weil ihnen
bewusst wurde, wie wenig in
Südtirol über das Leid der
Opfer der Schoah bekannt ist
und welche Informationslücke
auch bei der Kommunikation
der beeindruckenden Errun-
genschaften der jüdischen Ge-
und wohlhabende jüdische
Kurgäste anzogen.“
Frau Mayr, was war für Sie
der Anlass das Buch „Mörde-
rische Heimat“ zu schreiben?
Mayr:
„Es war uns ein Anlie-
gen mitzuteilen, was die Mit-
glieder der jüdischen Gemeinde
Wunderbares in Meran aufge-
einen ähnlichen Hintergrund
hatte wie die Familie Bermann,
die für Meran sehr wichtig war.
Joachim ist 54 und hat einen jü-
dischen familiären Hintergrund.“
Wie schwierig war die Re-
cherche?
Mayr:
„Zum Glück ist das
Meraner Stadtarchiv gut erhal-
Archiv der jüdischen Gemeinde
in Meran gut zuordnen und den
Informationen dann in italieni-
schen und internationalen Ar-
chiven, darunter vor allem in
Österreich und in Israel, weiter
nachgehen. Da wir vor allem
auch die wirtschaftliche Tätig-
keit der Meraner Juden auf-
baut haben. Sie alle wurden ver-
folgt und aus Südtirol vertrieben,
während meist ihr gesamter Im-
mobilien- und weiterer Besitz in
Südtirol blieb. Ich bin 45 Jahre
alt und habe 20 Jahre lang in
Wien gelebt, wo ich ein Buch
über die Wiener jüdische Familie
Sternfeld geschrieben habe, die
meinde von Meran vor der
Schoah heute noch herrscht.
Der jüdischen Gemeinde in
Meran gehörten vor ihrer Ver-
nichtung durch die Nationalso-
zialisten zahlreiche Ärzte, Ho-
teliers und Kaufleute an, die
sich sehr um die Entwicklung
des Kurortes Meran bemühten
„Mörderische Hei-
mat“ – ein Buch, das
die Lebensgeschichte
jüdischer Familien in
Südtirol aufzeigt, er-
schien kürzlich in Rae-
tia Verlag. Verfasst
wurde es vom Ehepaar
Joachim Innerhofer und
Sabine Mayr, die in
Meran leben. Das Buch
erschien zum 70. Jah-
restag der Befreiung
des Vernichtungslagers
Auschwitz-Birkenau.
Der Menschenwürde unb
Emil Gronich beim Umzug in ein Flüchtlingslager in der Schweiz.
Philippine und Leopold Götz.
Die Aktionäre von Schulze Pollmann & Co.
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