Dezember 2018
‘s Blatt‘l
Seite 37
Chronik
Plattner Lois - Krieg/Hungermarsch/Gefangenschaft und Heimkehr - 1943 bis 1948
Für Alois Plattner war es erstaun-
lich, dass der erst 17jährige Siegfried
Ingruber die Strapazen des Hunger-
marsches und die Qualen im Lager
Mostar überhaupt überlebt hat. Der
starke Überlebenswille und das frohe
Gemüt haben ihm sicher das Leben
in diesen Monaten gerettet.
Ab Herbst 1945 durften die Ge-
fangenen jeden Monat eine Karte
nach Hause schreiben. Alois Platt-
ner schickte seine erste Karte aus
Mostar am 7. Oktober 1945 ab. Es
dauerte fast 7 Wochen, bis die Kar-
te in Belgrad abgefertigt wurde und
in Göriach beim Plattner ist die erste
Nachricht vom Sohn überhaupt erst
nach neun Monaten – im Juli 1946
angekommen. Bis zu diesem Zeit-
punkt galt Alois Plattner als vermisst.
Lediglich Ludwig Baumgartner,
vlg. Peterer in Oberdrum, ein Mitge-
fangener im Lager Fiume, dem die
Flucht nach Italien gelang und nach
einigen Monaten aus italienischer
Gefangenschaft entlassen wurde,
konnte zumindest berichten, dass er
Alois Plattner zum Zeitpunkt der Ge-
fangennahme im Mai 1945 noch le-
bend gesehen habe.
Etwas später haben sich die Be-
dingungen in den Lagern etwas ge-
bessert. Die Gefangenen durften in
der Nähe von Mostar in einer Schot-
tergrube arbeiten und erhielten eine
bessere Verpflegung. Zum weiteren
Arbeitsdienst zählte auch die Reno-
vierung der Bahnstrecke im Bereich
Jablanica.
Auch später – im Lager 603 in Ti-
tograd (heutiges Podgorica in Mon-
tenegro) – hatten die Gefangenen
wieder einigermaßen lebenswerte
Bedingungen. Doch es wurde eine
lange Zeit der Gefangenschaft. Es
verging Woche um Woche und Mo-
nat um Monat und man hatte eigent-
lich keine rechte Hoffnung mehr,
dass sich die Situation jemals wieder
ändern würde. Man ließ einfach die
Tage kommen und gehen.
Die Hoffnung kehrte wieder zurück,
als alle italienischen Staatsbürger
im September 1947 freigelassen
werden mussten. Siegfried Ingruber
war in Andrian bei Kaltern in Südtirol
zuhause und hatte daher auch die
italienische Staatsbürgerschaft. So
durfte Siegfried, der seit der Gefan-
gennahme im Mai 1945 in Villa del
Nevoso immer bei Alois Plattner blei-
ben konnte, glücklich heimkehren.
Der Briefverkehr mit der Heimat
funktionierte in der Zwischenzeit ei-
nigermaßen und so durfte sich Alois
auch über positive Nachrichten vom
Plattnerhof freuen, wie z.B. die Hoch-
zeit seiner Schwester Thekla mit dem
Gasserbauer Josef Waldner.
Thomas Plattner teilte seinem Bruder Alois mit diesem Brief mit, dass die Mame
gestorben ist. Ein Brief über vier Seiten in beeindruckender Form und berührendem
Mitgefühl über den Verlust der Mutter und die Situation des Bruders.
Nachdem im Herbst 1947 alle italienischen Gefangenen freigelassen wurden, gab
es im Frühjahr 1948 schon die ersten Anzeichen für eine Freilassung. Die Gefan-
genschaft sollte für den Lois aber noch über ein halbes Jahr dauern.