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‘s Blatt‘l
Dezember 2018
Chronik
Plattner Lois - Krieg/Hungermarsch/Gefangenschaft und Heimkehr - 1943 bis 1948
Aber auch traurige Nachrichten
musste man dem Lois nach Titograd
schicken. Am 18. April 1948 verstarb
die Mutter völlig unerwartet nach ei-
nigen Tagen Krankenhausaufenthalt
an einer Lungenentzündung. Tho-
mas Plattner überbrachte seinem
Bruder in einem Brief die Nachricht
vom Tode der Mutter.
Am 18. Juli 1948 meldet sich Alois
Plattner mit einem Brief aus der Ge-
fangenschaft an seinen Vater und die
Geschwister: „Muss euch wieder mal
ein paar Zeilen schreiben, hoffe dass
Ihr alle recht gesund seid, was auch
ich immer bin. Hab vor einer Woche
Euer Packl erhalten, wofür ich recht
bestens danke. Mit Briefpost gehts
ganz schlecht. Den letzten Brief von
Euch hab ich vom 31. Mai. Sonst
gehts ja immer so dahin, man wartet
halt immer, und hofft auf eine Entlas-
sung.“
Heimkehr zum Plattnerhof
Und am 28. November 1948 war
es so weit. Die letzten Gefangenen
im Lager 603 in Titograd erhalten
eine Bescheinigung für die Entlas-
sung aus der Kriegsgefangenschaft
in Jugoslawien, versorgt mit Tro-
ckenverpflegung für einen Tag. Die
Bescheinigung endet mit dem Ausruf
„Tod dem Faschismus – Freiheit dem
Volke!“
Vor der Freilassung wurden die
Gefangenen noch in ordentlicher Zi-
vilkleidung abfotografiert und bereits
am 28. November begann die Rei-
se. Erste Station war Belgrad. Dort
wurden Österreicher und Deutsche
getrennt. Die Österreicher kamen
nach Laibach (Ljubliana) und weiter
über die Grenze nach Fürnitz. Dort
erhielten sie einen Heimkehrer-Ent-
lassungsschein und eine Bundes-
beihilfe in Höhe von 50 Schilling. Ein
Arzt bestätigt die Entlausung und die
Seuchenfreiheit der Heimkehrer. Mit
diesem Entlassungsschein durften
sie die Heimfahrt antreten.
Alois Plattner war der einzige
Heimkehrer auf der Strecke Villach –
Spittal – Lienz. Beim Schlaitner Weg
an der Postauto-Haltestelle trifft er
die jungen Ålbiner-Leute.
Marianne und Peter Brugger laden
den Lois zum Ålbiner zu einer Jause
ein. Nach dieser Stärkung geht es
hinauf zum Plattner.
Vom Dreifaltigkeitsstöckl über den
Preblweg zur Plattner Mühle und
nach fünf Jahren kann der Lois am
1. Dezember 1948 erstmals wieder
über die Schwelle in die Plattner
Labe treten.
Die ganze Familie war in der Stube
versammelt und hat ihn schon erwar-
tet. Nur die Mame war nicht mehr da.
Sie hat immer wieder Richtung Prebl
Ausschau gehalten und hat gefragt:
„Jå wo isch denn da Lois?“
Und trotz des schmerzlichen
Verlustes der Mutter waren es die
schönsten Weihnachten im Leben
von Alois Plattner.
Alois Plattner (stehend
5. v.r.) und seine La-
gerkameraden wurden
nach über 3 Jahren
Gefangenschaft
in
Jugoslawien (Mostar
und Titograd) vor der
Freilassung noch in
sauberen Kleidern ab-
fotografiert.
Gegen Ende der Ge-
fangenschaft hat sich
die Verpflegung und
damit auch der Ge-
sundheitszustand der
Lagerinsassen allmäh-
lich gebessert.
Fotos:
Alois Plattner
Die Lagerkameraden vom Lager 603 in
Titograd durften in den letzten Mona-
ten ihrer Gefangenschaft ein Denkmal
für die verstorbenen Kriegsgefangenen
errichten. Wenige Stunden nach der
Freilassung und Abreise wurden alle
Denkmäler gesprengt.
Die österreichischen Lagerkame-
raden gründeten den Heimkehrer-
verein Lager Titograd und unternah-
men gemeinsam einige Reisen in
diese Gegend. Da ihre Gedenkstät-
te in Titograd gesprengt wurde, er-
richteten die Kameraden in St. Veit
im Pongau eine neue Gedenkstätte
für die Heimkehrer.