GESUNDHEIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2018
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Bei einer Blutalkohol-Konzentra-
tion von etwa drei Promille zeigen die
meisten Menschen das Bild einer
schweren Alkoholvergiftung. Ab 5 ‰
ist im Normalfall mit einem tödlichen
Ausgang zu rechnen. Bleiben bei
schweren akuten Vergiftungserschei-
nungen (Alkoholvergiftung) die nöti-
gen Behandlungsmaßnahmen aus,
kann der Rausch auch tödlich enden,
z.B. durch Unterzuckerung, Unterküh-
lung, Atemstillstand, Ersticken an Er-
brochenem etc.
Gesundheitsschäden langfristig?
Toxische Alkoholgrenzen für die
Leber sind individuell verschieden, be-
wegen sich aber bei Männern im Be-
reich von etwa 60 g reinem Alkohol
(entspricht 1,5 l Bier oder 0,75 l Wein)
und bei Frauen im Bereich von ca. 40 g
(1,0 l Bier oder 0,5 l Wein). Bei fortlau-
fendem Überschreiten dieser Grenz-
werte entwickelt sich eine Fettleber. In
weiterer Folge kann der Alkoholkonsum
zu einer Leberentzündung führen. Nach
einiger Zeit treten Appetitlosigkeit,
Übelkeit, Gewichtsverlust, Schmerzen im
rechten Oberbauch, erhöhte Temperatur
und eine Gelbfärbung der Skleren (Le-
derhaut des Auges) sowie der Haut auf.
Leberzirrhose
Die Leberzirrhose ist durch den Un-
tergang von Leberzellen und deren Er-
satz durch einfaches Gewebe, das keine
organspezifische Funktion hat, charak-
terisiert. In weiterer Folge zieht die Zir-
rhose die oben beschriebenen Be-
schwerden nach sich. Oftmals entwi-
ckeln sich darüber hinaus eine
Wasseransammlung in der Bauchhöhle,
Hautveränderungen, rote Handinnen-
flächen, Brustwachstum des Mannes,
Potenzstörungen sowie Krampfadern
am Bauch und in Magen- und der Spei-
seröhre. Bei Verletzung der Gefäßwand
der Krampfadern besteht die Gefahr des
Verblutens. Außerdem kann im fortge-
schrittenen Stadium der Leberzirrhose
das Blut nicht mehr ausreichend von
schädlichen Stoffwechselprodukten ge-
reinigt werden, sodass diese das Gehirn
überfluten und so zur Bewusstseinstrü-
bung führen. Die mittlere Überlebens-
zeit von Patienten mit Zirrhose beträgt
etwa zwölf Jahre, die Todesursache ist
häufig Koma durch Leberversagen.
Persönlichkeits- und
Hirnleistungsstörungen
Durch den Abbau von Gehirnsub-
stanz kommt es zu Störungen der Ge-
dächtnisleistung, der Feinmotorik
sowie der Aufmerksamkeits- und Kon-
zentrationsfähigkeit. In weiterer Folge
können sich auch Depressionen, Angst-
zustände und paranoide Störungen mit
hoher Suizidgefährdung entwickeln.
Bei etwa 20 % der Alkoholiker treten
Taubheitsgefühle, Empfindungen wie
„Ameisenkribbeln“, Muskelschwäche
oder -krämpfe und Nervenschmerzen
auf. Auch der oft zu beobachtende un-
sichere Gang ist auf eine Schädigung
der Nervenbahnen zurückzuführen. Zu-
viel Alkoholkonsum kann unter ande-
rem auch zu Erkrankungen des oberen
Verdauungstraktes oder zu einer Herz-
insuffizienz, Unterzucker oder epilepti-
schen Anfällen führen.
Entzugserscheinungen
Entzugserscheinungen treten auf,
wenn der Alkoholiker die Alkoholzufuhr
unterbricht oder stark reduziert. Fol-
Zu heftiger Alkoholkonsum kann
sich massiv auf alle Organsystem
auswirken.
Zuviel Alkohol greift alle
Organsysteme an
In größeren Mengen konsumiert, wirkt Alkohol als Zellgift und schä-
digt praktisch alle Organsysteme des Körpers.
Ab 0,5 Promille:
Aufmerksam-
keit, Konzentration und Reaktionsver-
mögen beginnen nachzulassen, ver-
längerte Reaktionszeit, Steigerung
der Risikobereitschaft
Ab 0,8 Promille:
beginnende Zei-
chen der Trunkenheit, Beeinträchti-
gung der Wahrnehmung, stark verlän-
gerte Reaktionszeit, beginnender Ver-
lust der Bewegungskoordination
Ab 1 Promille:
beginnender Rausch-
zustand, Verwirrtheit, Sprach- und
Orientierungsstörungen, Selbstüber-
schätzung durch eingeschränkte Kri-
tikfähigkeit
Ab 2 Promille:
ausgeprägte Gleich-
gewichts-, Konzentrations- und Ge-
dächtnisstörungen, die Muskeln er-
schlaffen, Reaktionsvermögen ist
kaum noch vorhanden
Ab 3 Promille:
zunehmende Er-
schlaffung der Muskulatur, begin-
nende Bewusstseinstrübung, Ge-
dächtnisverlust, schwache Atmung
Ab 4 Promille:
Gefahr eines Komas,
Gefahr des Ausfalls lebenswichtiger
Organfunktionen
Herr Dr. Gomille, wie häufig
ist Parodontitis?
Gomille:
„Drei von vier Men-
schen leiden laut Weltgesundheits-
organisation zumindest einmal im
Leben an einer Parodontitis. Ab dem
mittleren Erwachsenenalter kann
jeder betroffen sein. In selteneren
Fällen leiden auch junge Erwachsene
unter massiver Parodontitis. Die
Krankheit ist mit Abstand der häu-
figste Grund für Zahnverlust und hat
einen negativen Einfluss auf den
gesamten Organismus. So steigert
Parodontitis u. a. das Risiko von Er-
krankungen wie Herzinfarkt, Schlag-
anfall, Arteriosklerose und Diabetes.
Auch erhöht sie die Häufigkeit von
Frühgeburten und vermindertem
Geburtsgewicht.“
Was sind die ersten Anzei-
chen für Parodontitis?
Gomille:
Meist auf den ersten
Blick unsichtbare Zahnsteinablage-
rungen und Zahnbeläge in Zahn-
fleischtaschen bzw. die dadurch
geförderte schlechte Bakterienflora.
Begünstigt wird Parodontitis u. a.
durch schlechte Zahnpflege,
Rauchen, Stress, Diabetes, schlechte
Ernährung und genetische
Faktoren.“
Was passiert bei dieser
Krankheit genau?
Gomille: „
Sie bewirkt eine Ent-
zündung des Zahnhalteapparates,
auftreten, wodurch eine Diagnose
oft verzögert wird. Im fortgeschritte-
nen Stadium erscheinen die Zähne
deutlich länger, können sich lockern
und der Kieferknochen zieht sich zu-
rück. Die Krankheit ist umso gefähr-
licher, da nur selten Schmerzen
Gesunder Zahn.
DDr. Otmar
Gomille
Zahnarzt,
Mitglied der
Österr.
Gesellschaft
für
Parodontologie,
Lienz
Foto: Martin Lugger
und ausfallen. Folgende Symptome
können auf eine Parodontitis hin-
weisen: Zahnfleischbluten, Mund-
geruch, Zahnlockerungen oder Ver-
schiebungen, entzündetes Zahn-
fleisch sowie Zahnfleischschwund,
der Zähne optisch verlängert.“
Wie lässt sich Parodontitis
feststellen?
Gomille:
„Mit einer einfachen,
raschen und schmerzlosen Grund-
untersuchung kann die Erkrankung
diagnostiziert bzw. ausgeschlossen
werden. Sollte die Diagnose einer
Parodontitis vorliegen, kann je nach
Grad der Erkrankung mit einer auf
den Patienten maßgeschneiderten
Therapie die Krankheit gestoppt
werden. Ein Großteil der Zähne, oft
auch alle Zähne, werden langfristig
erhalten. Eine frühe Diagnose erhöht
auch hier die Heilungschancen.“
Parodontitis im mittleren Stadium.
Grafiken: Österreichische Gesellschaft für Parodontologie
Zahnfleischentzündung – Vorstufe von
Parodontitis.
Interview: Martina Holzer
Parodontitis als Hauptgrund für Zahnverlust
Parodontitis ist der häufigste Grund für Zahnverlust und dementsprechend ernst zu nehmen.
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gende Symptome sind möglich: Magen-
Darm-Störungen, Kreislaufstörungen,
Schlafstörungen, starkes Schwitzen,
neurologische und psychische Störun-
gen. Die schwerste Form des Alkohol-
entzugs-Syndroms ist das Alkoholdelir.
Es ist eine lebensgefährdende Erkran-
kung (bis zu 20 % Todesfälle) und be-
darf einer sofortigen stationären Be-
handlung. Die Anzeichen dafür sind Be-
wusstseinsstörungen, ausgeprägte
Angstzustände, starke Unruhe, Desori-
entiertheit und Halluzinationen.