UNWETTER
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2018
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„Seit es Aufzeichnungen gibt,
also seit ca. 100 Jahren, wurden
die Wälder im Bezirk Lienz
noch nie so massiv geschädigt.
Es ist eine einzige Katastrophe,
die es auch im übrigen Tirol
noch nie gegeben hat. Auch
große Waldbesitzer haben fast
ihren gesamten Wald verloren.
Der Sachschaden ist weit größer
als er bei den Hochwasserkatas-
trophen in den 1960er-Jahren
war“, zeigte sich Landesforstdi-
rektor Josef Fuchs tief betroffen
von den gewaltigen Schaden-
ausmaßen. Der oberste „Forst-
mann“ in Tirol machte sich bei
einem Lokalaugenschein am
6. November gemeinsam mit
LK-Präsident Josef Hechen-
berger, LA Hermann Kuenz,
Bezirkskammerobmann Konrad
Kreuzer und dem Dölsacher
Waldaufseher Franz Mietschnig
ein Bild davon, was vor allem
der Sturm mit Geschwindig-
keiten von bis zu 130 km/h in
der Nacht auf 30. Oktober mit
dem heimischen Wald angerich-
tet hatte. „Die starken Nieder-
schläge hätten wir zwar halb-
wegs überlebt. Aber mit dem
Sturm zugleich nicht mehr“, so
Kuenz.
Mindestens 1.000 Hektar
Die zerstörten über 400.000
Festmeter Wald standen auf
einer Fläche von mindestens
1.000 Hektar. „Das ist eine un-
vorstellbare Fläche, nämlich
das Doppelte eines normalen
Einschlages in einem Jahr. Bei
einzelnen Gemeinden ist es das
Zehnfache“, so Fuchs. Nicht
nur hiebreife Bäume krachten
zu Boden, sondern auch 30-
oder 50-jährige Bestände, die
jetzt ins Wachsen kommen und
den Ertrag künftig hätten si-
chern sollen. „Ein Baum benö-
tigt von der kleinen Pflanze bis
er hiebreif ist an die 100 Jahre.
Also drei Generationen“, infor-
mierte Kuenz.
Besonders stark von den
Waldschäden betroffen sind
Unter- und Obertilliach, In-
nervillgraten, Kals a. G., Döl-
sach und Matrei i. O. In den
über 22 Mio € Schaden im
Wald sind die Kosten für er-
voran seien nun die zerstörten
Wälder, die eine Schutzfunktion
hatten, aufzu-arbeiten. Zudem
jene, in denen im nächsten Jahr
verstärkt Käferbefall auftreten
kann. „Diese Bereiche werden
wir in den nächsten Wochen er-
heben.“ Denn alles Holz, das im
Wald liegen bleibt, verstärkt die
Käferproblematik. „Doch sind
wir weder von den Unternehmen
oder den Bauern her in der Lage,
das Holz rasch aufzurbeiten.
Denn die Aufarbeitung nach die-
sem Unwetter, wo das Holz bzw.
Holzstämme jetzt oft einfach nur
drunter und drüber liegen, ist viel
aufwändiger und wesentlich teu-
rer, geht zudem um einiges lang-
samer vonstatten und ist extrem
gefährlich.“
Mit so viel Zerstörung aufgrund des Unwetters in der Nacht auf den 30. Okto-
ber hatte man auch in Osttirol niemals gerechnet: Geschätzt über 400.000 Fest-
meter Holz wurden vom Sturm niedergewalzt. Von den angesetzten 35,5 Mio €
Gesamtschaden durch Niederschläge und Sturm entfallen knapp zwei Drittel
auf den Wald. Viele Bauern stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
Schneisen der Verwü
Vermu-
rungen
wie hier
bei der
Kirche
in Ober-
tilliach,
führten
eben-
falls zu
großer
Zer-
störung.
schwerte Aufarbeitung und Wie-
deraufforstung, Instandhaltung
der beschädigten Wege sowie
Wertminderung durch viel
Bruchholz, das nur mehr als
Brennholz genutzt werden kann,
sowie Wertminderung durch
„Unzeit“ eingerechnet. Kuenz:
„Wertminderung durch Bruch-
holz bedeutet, dass der Festme-
ter dann nur mehr ca. 25 € statt
ca. 90 bis 100 € wert ist.“
Überschwemmung des
Marktes
„Unzeit bedeutet, dass es jetzt,
wo generell viel Holz am Markt
ist, nun noch mehr Holz auf den
Markt kommt, das verkauft wer-
den muss. Das drückt den Preis
natürlich. Es wurden ja auch die
Wälder der angrenzenden Regio-
nen massiv betroffen“, erklärte
Landesforstdirektor Fuchs. Allen
35,5 Mio € Schaden
Forst: 22 Mio €,
Wasserbau: 9 Mio €,
Straßenbau: 2,5 Mio €,
Wildbach- und Lawinen-
verbauung: 2 Mio €,
Private Schäden (Haus etc.)
sind noch offen!