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SERIE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

NOVEMBER/DEZEMBER 2018

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Wenn man die Deferegger

Machlkammer betritt, kommen

schon die ersten Glücksge-

fühle auf. Denn sofort strömt

einem der Duft frischen Zir-

benholzes in die Nase. In dem

hellen, freundlichen Raum wer-

den handgemachte Unikate in

allen Formen und Farben ange-

boten. Sie müssen zudem

strikte Kriterien erfüllen: Die

Qualität muss passen, in dieser

Form darf es sie sonst nirgends

geben und entweder der Roh-

stoff, die Art der Herstellung

oder der Hersteller müssen mit

dem Defereggental verbunden

sein. „Es braucht schon eine ge-

wisse Form der Überheblich-

keit“, erklärt Obmann Richard

Schneider.

Rundes Jubiläum

Die Machlkammer gibt es

zwar schon seit zehn Jahren,

„aber die Grundidee existiert

noch viel länger“, erzählt der

Obmann weiter. Bereits Mitte

der 1990er Jahre fanden sich

begeisterte Handwerker zusam-

men, die gemeinsam aktiv wer-

den wollten. Ihre Motivation:

Altes handwerkliches Wissen

nicht nur zu erhalten, sondern

diesem Wissen zugleich einen

Platz in der Gegenwart zu ver-

schaffen. Das heißt? „Ewa

einer Zirbenholzschüssel, in

die die Bauern früher Milch

füllten, eine neue Funktion, die

in die heutige Zeit passt, verlei-

hen. Solch‘ eine Schüssel ist

heute etwa ein beliebter Deko-

rationsgegenstand“, erklärt

Schneider.

Start mit Ausstellungen

Anfangs organisierte man als

Kreativgruppe Defereggental

vor allem Ausstellungen, bis

man sich 2008 mit einem Ge-

schäft professionell aufstellte.

Die Gemeinde Hopfgarten hatte

dafür leerstehende Räumlich-

keiten zur Verfügung gestellt.

Ein Name war bald gefunden:

Machlkammer. „So nannte man

jenen Raum in alten Bauern-

höfen, in denen Gebrauchsgegen-

stände einst selbst ‚gemachelt‘

wurden.“ Dass das Geschäft so

erfolgreich werden würde, habe

man sich nicht gedacht, so die

Gelungene Verbindung aus

Tradition und Gegenwart

Mitten im Ortszentrum von Hopfgarten befindet sich die Deferegger

Machlkammer, die vor zehn Jahren ihre Türen öffnete. Auch eine Galerie

wurde angeschlossen.

Der Machlkammer ist eine

Galerie angeschlossen, in der

unlängst auch der Osttiroler

Künstler Fritz Ruprechter

seine Werke präsentiere.

Foto: Alfred Haider

In der Machlkammer

werden handgemachte

Unikate verkauft, die mit dem

Defereggental verbunden sind.

Gleichsam stellen sie eine Ver-

bindung der Tradition mit der

Gegenwart her.

Foto: Reinhold Köfele

Obmann Richard Schneider (l.) mit den Geschäftsführern der Machlkammer, Elisabeth und Reinhold

Köfele.

Geschäftsführer Elisabeth und

Reinhold Köfele. „Als wir un-

sere Idee umzusetzen begannen,

wandten sich gerade viele Men-

schen von der Massenproduk-

tion ab. Einzelstücke und Hand-

gemachtes wurde wieder inte-

ressanter.“

Zirbenholz

Viele der Unikate in der

Machlkammer bestehen aus

Zirbenholz. „Von dem Holz

haben wir ja genug“, schmun-

zelt Schneider. Tatsächlich be-

findet sich im Defereggental

der größte geschlossene Zir-

benwald der Ostalpen, und die

Verarbeitung des Holzes hat

hier eine lange Tradition. Die

Kunden der Machlkammer sind

oft Gäste, aber auch Menschen

aus ganz Osttirol. „Bei den ein-

heimischen Kunden sind vor

allem Geschenkskörbe und die

Lebensmittel, darunter selbst-

gemachtes Brot, sehr beliebt.“

Wenn man in der Machlkam-

mer stöbert, trifft man auch auf

eine Tür, die in die „Galerie in

der Mitte“ führt. „Der Gegen-

satz zwischen der Machlkam-

mer und der Galerie bringt die

Leute zum Nachdenken“, weiß

der Obmann.

Ab 23. November

Gerade stellte der Osttiroler

Künstler Fritz Ruprechter

hier seine Werke aus – ab 23.

November hängen dort Bilder

von autodidakten Malern aus

dem Defereggental. Ausstel-

lungen renommierter Künstler

ins Tal zu bringen, ist der Krea-

tivgruppe ebenso ein Anliegen.

„Gerade die Wechselbeziehung

zwischen Galerie und Machl-

kammer macht beide Projekte

noch stärker“, sind die Betrei-

ber überzeugt.

Aufgebaut ist die Machl-

kammer genossenschaftlich, sie

zählt mittlerweile 31 Mitglieder,

Förderungen gibt es keine. „Wer

Mitglied ist, darf seine Produkte

in der Machlkammer präsentie-

ren und verdient amVerkauf des

jeweiligen Produkts, der restli-

che Gewinn fließt ins Geschäft.“

Martina Holzer