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Die Sonnseiten
Nummer 60 - August 2018
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er 62 - April 2019
und sie übersiedelte kurz da-
rauf in das Wohn- und Pfle-
geheim in Lienz, wo sie noch
zwei schöne, mit vielen Be-
suchen ausgefüllte Jahre ver-
brachte und dort schließlich
nach kurzer Krankheit von
ihren Leiden erlöst wurde.
Liebe Oma, Deine große Fa-
milie war für Dich das Wich-
tigste und wir danken Dir für
die vielen schönen Jahre und
für alles, was Du uns gelehrt
und vorgelebt hast. Vergelt‘s
Gott, Oma, ruhe in Frieden!“
Den Sterbegottesdienst am
Fest „Maria Lichtmeß“, frü-
her ein bedeutender „Bau-
ernfatig“, zelebrierte Vikar
Stefan Bodner. Für die musi-
kalische Umrahmung sorgten
in feierlicher und würdiger
Weise die Enkelinnen Chri-
stina und Elisabeth Tscharnig
mit Alois und Maria Wend-
linger. Die „Gaimberger
Weisenbläser“
umrahmten
den Abschied im Gaimberger
Friedhof, wo die „Gossacher
Lene“ nun in Gemeinschaft
mit ihrem Ehegatten Josef
und dem jüngsten Sohn Alois
ihre letzte Ruhestätte gefun-
den hat...und uns durch ihr
Leben und Vorbild wohl das
Vermächtnis hinterlässt:
„Der Zenzeler Seppl“...
...wurde am 21. Jänner 1934
in Gaimberg geboren. Nach-
dem die erste Frau seines Va-
ters schon mit 31 Jahren als
Mutter von drei Kindern ver-
storben war, wuchs er nun als
drittes Kind der zweiten Ehe
von Peter und Maria Tiefnig,
geb. Senfter aus Leisach, auf.
Insgesamt hatte er zehn Ge-
schwister, wovon zwei bereits
im Kleinkindalter verstarben.
In den letzten Jahren sind ihm
schon einige seiner Geschwi-
ster vorausgegangen, heute
leben noch seine Schwestern
Hanne, Hedwig und Gretl, die
nun um ihren Bruder trauern.
Seppl verbrachte seine Kind-
heit in den Kriegsjahren am
„Zenzelerhof“ und besuchte
acht Jahre die Volksschule in
Gaimberg. In seiner Jugend
war er im Vereinsleben sehr
engagiert und verrichtete di-
verse Arbeiten, wie z. B. Hil-
fe auf Baustellen bei seinem
Onkel, der Baumeister in
Leisach war.
Bei verschiedensten Veran-
staltungen im Dorf verliebte
er sich in die „Mesner Rosl“,
die er dann im Jahr 1963
zur Frau nahm. Gemeinsam
lebten sie nun am „Zenzeler-
hof“, den er 1971 nach dem
Tod seines Vaters übernahm.
In den Jahren 1964 bis 1978
kamen acht Kinder - Michl,
Helene, Klaus, Andreas, Eli-
sabeth, Christian, Seppi und
Angela - zur Welt, die ein
einfaches aber schönes Auf-
wachsen erleben konnten.
Viele Freunde und Nachbar-
kinder kamen zum Spielen,
denn bei Seppl und Rosl
waren alle willkommen. So
saßen oft über 15 Kinder bei
der Jause in der „Zenzeler
Kuchl“. Seppls Mutter Maria,
die alle als „Zenzelermutter“
kannten, verstarb 1981 im ho-
hen Alter daheim am Hof.
Seppl war sehr gerne Bauer.
Er ging sehr umsichtig mit
Feld und Tieren um. Er arbei-
tete fleißig, aber ohne Hektik
und bewirtschaftete den Hof,
so wie es ihm die Natur vor-
gab. Auch mit seinem Pferde-
gespann und später mit dem
Traktor der Marke „Eicher“
verrichtete er verschiedenste
Arbeiten. Viel Zeit verbrachte
er in der Holzhütte beim Auf-
bereiten von Brennholz und
bei seiner Hofsäge, die er
mit Leidenschaft betrieb und
so manche Lohnarbeit damit
verrichten konnte.
In den ruhigen Wintermo-
naten probierte er so man-
che Handwerkskunst aus. Er
fertigte Birkenbesen an, er
sponn Wolle, mahlte das ei-
gene Korn in der Mühle und
machte daraus das beliebte
„Zenzeler Brot“. Auch das
Schnapsbrennen gehörte zu
seinen Aufgaben. Eine seiner
Leidenschaften war das Ko-
chen und Ausprobieren neuer
Gerichte. So war eine deftige
„Frigge“, a „hoadene Plente“
oder Dampfnudeln keine Sel-
tenheit beim Mittagstisch.
Der wohl tragischste Schick-
salsschlag im Leben des
Seppl war die Erkrankung
seiner geliebten Frau Rosl
Ende der 80er-Jahre. Ca. fünf
Jahre musste er dem Leiden
seiner schwerkranken Frau
zusehen und sie dann am 3.
Jänner 1992 zu Grabe tragen.
Diesen Verlust hat er sein Le-
ben lang nicht überwunden.
Durch den guten Zusammen-
halt der Familie und seiner
Kinder ging das Leben wei-
ter. Vor 25 Jahren übergab er
seinem Sohn Michl den Hof.
Als Altbauer war er aber bis
vor zehn Jahren tätig, vor
allem bei der Hofsäge half
er tatkräftig mit. Er war sehr
gesellig und ein gern gese-
hener Gast in den Gaimber-
ger Wirtshäusern bei einem
Frühschoppen-Seidl. 15 Jah-
re lang traf er sich 14-tägig
zu einer „Karterrunde“, die
einen wichtigen Bestandteil
im Alter bildete. In seiner
ruhigen Art genoss er das Fa-
milienleben und genoss das
Aufwachsen seiner geliebten
Enkelkinder Sabine, Evelyn,
Lukas und später Urenkel
Andreas beim „Zenzeler“.
In den letzten sieben Jahren
wurde es dann aber ruhiger
um den Seppl. Die fort-
schreitende Demenz machte
es ihm schwer, das Haus zu
verlassen. Trotz wissent-
licher Vergesslichkeit nahm
er weiterhin alles mit Humor
und genoss die kurzen Spa-
ziergänge ins Feld und seine
Stube daheim. Am meisten
freute er sich über den Be-
such seiner 17 Enkel und
zwei Urenkel. Schwieger-
tochter Gabi mit Familie hat
Die „Zenzelerfamilie“ im Jahr 1986: - Angela, Ehefrau Rosa
(† 03.01.1992), Seppi, Christian (vorne v.l.), Andreas, Helene,
Josef, Michael, Elisabeth, Klaus (hinten v.l.).
Foto: privat
„Das Gewöhnliche
außergewöhnlich GUT tun.
Darauf kommt es an.“
(Mutter Maria Michaele SSp)