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Die Sonnseiten

Nummer 60 - August 2018

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Nummer 62 - April 2019

ihn in dieser Zeit liebevoll

betreut und ihm wundervolle

und unbeschwerte letzte Jah-

re am Heimathof ermöglicht.

Bis er dann am 14. Februar

nach einem kurzen Leiden im

Krankenhaus verstarb. Der

„Zenzeler Seppl“ bleibt uns

als bodenständiger, einfacher,

zufriedener und nie nachtra-

gender Mensch in Erinne-

rung. Seine gute Art soll uns

ein Vorbild sein.“

PA Mag. Georg Webhofer

führte in der vollbesetzten

Heimatkirche durch dieses

Leben. Den Sterbegottes-

dienst zelebrierten Dekan

Franz Troyer und Vikar Ste-

fan Bodner, musikalisch um-

rahmt durch die „Hausmusik

Maizner“ (Hanna, Daniel,

Paul) - dem Verstorbenen fa-

miliär verbunden.

Sowohl die Musikkapelle als

auch die Feuerwehr bekunde-

ten ihre Wertschätzung dem

langjährigen, verdienstvollen

Mitglied gegenüber durch

eine geschlossene Teilnah-

me und trugen dadurch zum

echt tirolerischen, traditionell

festlichen Begräbnis eines

aufrechten Gemeindebürgers

bei.

Bgm. Bernhard Webhofer

richtete sich in seiner Rede

am Familiengrab - auch im

Namen der Vereinsführung

von Musikapelle, Feuerwehr

und Ortsbauernschaft- an die

überaus große Trauergemein-

de:

„Mit dem Läuten des Ster-

beglöckls am Donnerstag-

morgen verbreitete sich die

Nachricht, dass der „Zenzeler

Seppl“ - Herr Josef Tiefnig -

im Alter von 85 Jahren von

den Mühen des Alters erlöst,

zu Gott, seinem Schöpfer,

heimkehren konnte. Unsere

Gemeinde Gaimberg verliert

mit dem Verstorbenen einen

verdienten Mitbürger, der viel

Zeit in seinem Leben einem

funktionierenden Vereinsle-

ben widmete und dies auch

als Aufgabe und Berufung

wahrgenommen hat.

Als junger Bürgermeister er-

öffnen sich mir bei Anlässen

wie heute immer „Welten“

aus einer anderen Zeit, in der

Vieles selbstverständlicher,

unaufgeregter und auf eine

eigene Weise auch konflikt-

freier war und den dörflichen

Alltag wohltuend geprägt hat.

Und der „Zenzeler Seppl“

hat auf seine Weise den All-

tag im bäuerlichen Dasein

gelebt und nachhaltig mitge-

prägt. Manchen unter uns ist

er noch als „Zubitte“ auf der

„Gaimberger Alm“ bei den

„Gasser Leutl’n“ in Erin-

nerung, er galt als gefragter

„Wiesenmahder“, als „Poazn-

setzer“. Mit der damaligen

Landjugend der 50er Jahre

wuchs er in mancherlei Tätig-

keiten hinein und blieb darin

verwurzelt. Daraus resultier-

ten wohl seine überzeugende

Gelassenheit, die Liebe zur

heimatlichen Tradition, Ver-

antwortung für den Bauern-

stand und das Erkennen des

Wertes eines gelebten christ-

lichen Familienbildes. Die

Nachbarschaftshilfe und das

selbstverständliche Mithelfen

wie z. B. bei der Kirchen-

renovierung hat Seppl stets

hochgehalten und er sprach

gerne über diese Art des Mit-

einander.

So blieb es auch nicht aus,

dass dem Seppl im Laufe der

Zeit immer mehr verantwor-

tungsvolle Aufgaben zufie-

len, in die er hineinwachsen

konnte und die ihm Erfüllung

und Auftrag waren. Möge es

die jahrelange Tätigkeit im

Ortsbauernrat gewesen sein,

oder in den Jahren 1989-2001

als Ausschussmitglied in der

Agrargemeinschaft

Gaim-

berg. Der „Zenzeler Seppl“

galt als verlässliche, offene

Stimme in den jeweiligen

Funktionen, man schätzte sei-

ne Geradlinigkeit und seinen

Weitblick.

Hier sei seine Funktion als

seinerzeitiger Obmann der

„Natural-Brandschadenver-

sicherung Gaimberg“ be-

sonders erwähnt; es fiel dem

„Zenzeler Seppl“ zu, im Zuge

des Futterhausbrandes am

„Pichlerhof“ in Untergaim-

berg im Jahre 1989 die not-

wendigen Formalitäten und

Abläufe zu bewerkstelligen,

was ihm viel an Überblick

und Durchsetzungskraft ab-

verlangte, eine große Her-

ausforderung darstellte, der

er aber mit Genauigkeit und

Gewissenhaftigkeit zur vol-

len Zufriedenheit aller Betei-

ligten begegnete.

Der Seppl ist im Jahre 1947

der „Musikkapelle Grafen-

dorf“ beigetreten, fungierte

dann nach deren Auflösung

im Jahre 1951 als Grün-

dungsmitglied der „Schüt-

zenmusikkapelle Lienz“ und

wirkte dort bis 1960 mit. Bei

der Wiedergründung unserer

Musikkapelle Gaimberg im

Jahre 1960 war der „Zenzeler

Seppl“ maßgeblich beteiligt

und bildete dann in den 60er

Jahren - in einer Zeit des Um-

bruches und der Neuausrich-

tung der Musikkapelle - zu-

sammen mit dem „Idl Seppl“

und dem „Amraser Lois“

ein tatkräftiges Team, das

sowohl den musikalischen,

als auch den vereinsmäßi-

gen Anforderungen durch-

aus gerecht wurde. In diese

Zeit fällt auch die Gründung

der bis heute andauernden

und gelebten Freundschaft

mit unserer Partnergemein-

de Sand/Dambach in Ober-

österreich. Bemerkenswert

ist die Tatsache, dass Seppls

ausgleichende Art, „der ru-

hende Pol“ bei Sitzungen und

Besprechungen zu sein, sei-

ne wertvollen und wichtigen

Gedanken zu verschiedenen

Aktivitäten

einzubringen,

bei der älteren und jüngeren

Mu s i k a n t e n g e n e r a t i o n

durchaus gegenwärtig sind.

„A sonniges Gemüt hatte der

Seppl, er war überall ein-

setzbar, sei es als Trommler

oder Probenleiter gewesen;

ihn konnte nichts so schnell

aus der Ruhe bringen…“ so

haben ihn noch etliche Mu-

sikanten lebendig in Erinne-

rung.

Über 40 Jahre war er mit

Leib & Seele Musikant (MK

Gaimberg und Schützenmu-

sik Lienz), spielte die Es-

Trompete, das Es-Horn, die

Große Trommel, bekleidete

in den Jahren von 1973-1978

die Obmannstelle und war

auch einige Zeit in der jet-

zigen Musikkapelle Kapell-

meister-Stellvertreter

und

Stabführer.

Dafür wurden ihm Ehrungen

Viel Zeit verbrachte Seppl in seiner Hofsäge und konnte da-

bei sein handwerkliches Geschick unter Beweis stellen.

Foto: privat