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sinen und Cousins 50 Menschen zusammen.
Julia hat vier Geschwister. Drei davon sind in
der Heimatgemeinde geblieben, der jüngste
Bruder studiert derzeit Maschinenbau in
Graz. Julia hängt sehr an ihrer Großfamilie
und ist froh, dass sie durch die geringe Entfer-
nung oft hinfahren und sie besuchen kann. In
ihrem schönen Haus in Leisach kann es schon
vorkommen, dass sie ein bisschen Heimweh
spürt. Dann geht sie mit Lena ins Freie, wo sie
sich über die liebevoll gestalteten Flecken an
der alten Straße freuen und oft nette Nach-
barn treffen. Sehr gerne besucht Julia auch
ihre Schwiegereltern, die von ihrem Enkelkind
Lena nicht genug bekommen können.
Alexanders Schwestern kommen nicht mehr
so oft nach Leisach. Silvia lebt derzeit in
Salzburg, wo sie die Gesangsausbildung am
Mozarteum mit Auszeichnung abgeschlossen
hat. In Leisach konnte man ihre wunderbare,
warme Stimme schon einige Male hören, wo
sie die Buchpräsentationen ihres Vaters musi-
kalisch umrahmte. Die jüngere Schwester, Mi-
chaela, lebt nordöstlich von München; sie ist
mit einem Architekten verheiratet und arbeitet
in seiner Firma als Bilanzbuchhalterin mit.
So wie Alexanders Schwestern haben auch
die meisten seiner Schul- und Jugendfreunde
ihren Heimatort verlassen und sich auswärts
niedergelassen. Noch in der vorigen Genera-
tion war das nicht so selbstverständlich: Fünf
von Alexanders Onkeln und alle drei Tanten
leben in Leisach oder in der unmittelbaren
Umgebung und fühlen sich der großen
„Pfeiferfamilie“ verbunden.
Leisach ist für die junge Familie Kalser eine
durchaus lebenswerte Gemeinde, trotzdem
wandern viele Junge ab und nur wenige zie-
hen her. Alexander weiß aus Erfahrung, dass
im technischen Bereich im Großraum Lienz
attraktive Arbeitsplätze vorhanden sind, aber
in Leisach müssten für junge Familien leist-
bare Wohnungen entstehen, dann würde sich
die Bevölkerungsstruktur sicher verbessern.
Derzeit sieht es für den Kindergarten und die
Volksschule nicht so gut aus: Im Kirchenjahr
2016/ 2017 war Lena Kalser das einzige
Taufkind in Leisach. Als Alexander vor
30 Jahren die Schule besuchte, konnte er mit
mindestens sieben gleichaltrigen Buben durch
die Gegend streifen, Lager am Waldrand
oder an der Wiere bauen und im Winter täg-
lich Stunden auf den Pisten und Waldwegen
beim Leisacher Schlepplift verbringen. Heute
sieht man kaum noch Kinder außerhalb der
eigenen Grundstücke, es wirkt, als ob sie
überbehütet aufwachsen – ein Trend, dem
man sich heute kaum entziehen kann.
Natürlich sind auch alle Familien mobiler ge-
worden und machen an den Wochenenden
gemeinsame Ausflüge, so wie Alexander und
Julia, die gerne Berg- oder Skitouren unter-
nehmen oder im Sommer einen Badetag am
Weißensee verbringen. Einer ihrer Lieblings-
plätze ist das Reiter Kirchl, das sie zu jeder
Jahreszeit gerne besuchen. Alexander widmet
seit vielen Jahren einen Teil seiner Freizeit der
Leisacher Feuerwehr. Er und Julia wissen die
bunte Vielfalt an Vereinen und das
Engagement so vieler Gemeindebürger und
-bürgerinnen sehr zu schätzen.
Julia findet es ein bisschen schade, dass es
im Dorfzentrum keinen Platz gibt, wo Kinder
spielen und herumklettern können, während
sich ihre Eltern miteinander unterhalten. An
schönen Sommertagen ist das Leisacher
Schwimmbad so ein zwangloser Treffpunkt.
Auch der großzügig gestaltete Spielplatz
beim Sportplatz bietet sich als solcher an,
aber er liegt halt ein wenig abseits. Einige
Ideen wären also schon noch umzusetzen,
damit man auch im Ortskern wieder öfter
fröhliches Kinderlachen hören kann.
Mathilde Habernig