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Die Sonnseiten

Nummer 60 - August 2018

Nachrufe

Oberegger. Es gelang ihm

vortrefflich, die kraftvolle

und tröstende Aussage dieser

Botschaft den Angehörigen

zu übermitteln.

Bgm. Bernhard Webhofer

richtete ebenfalls Worte an

die Hinterbliebenen und ging

in seiner Grabrede vorwie-

gend auf das bäuerliche Le-

bensumfeld und die Verdiens-

te des Verstorbenen ein:

Geschätzte

Trauerfamilie,

liebe Trauergäste aus nah

und fern! Wenn ich heute als

Bürgermeister hier am Grabe

des Herrn Albert Oberegger

stehe, so tue ich das in auf-

richtiger Achtung und des

dankbaren Erinnerns an ei-

nen geschätzten Mitbürger

unserer Gemeinde. Albert

Oberegger entstammt ei-

ner Kleinbauernfamilie, wie

sie in der ersten Hälfte des

vorigen Jahrhunderts noch

überall zu finden war und die

in der Dorfgemeinschaft viel-

fach eine bleibende Aufgabe

übernommen hatte.

Es war dies z. B. die Arbeit

des „Grabmachens“, mit der

man hier in Gaimberg einfach

zum „Albertn“ ging. Der All-

gemeinheit dienend, wuchs

auch der älteste Sohn des

Ehepaares Anna und Albert

beim „Albertn“ in verschie-

dene öffentliche Tätigkeiten

hinein, die er bereits durch

seinen Vater kennen und er-

lernen konnte.

Es gab in jener Zeit diese

Menschen - sie waren wich-

tig und stets zur Stelle, wenn

sie gebraucht wurden. Und

der Verstorbene war so ein

Mensch, im damaligen bäu-

erlichen Umfeld nicht weg zu

denken. Mit den erforderli-

chen, handwerklichen Fähig-

keiten als Metzger und Zim-

merer und fundiertem Wissen

ausgestattet, galt Albert im

landwirtschaftlichen Bereich

als eine gesuchte Persönlich-

keit, sei sie auf Bauernhöfen,

bei Obstbäumen, am Fried-

hof, im Wald, auf Baustellen

oder in der Almwirtschaft ge-

wesen.

Unter verschiedenen Obmän-

nern der Agrargemeinschaft

versah er gut zwei Jahrzehn-

te das Amt des Alpherrn und

war für den geordneten Wei-

debetrieb auf der Gaimber-

ger Alm im Debanttal zustän-

dig. Über drei Perioden war

Albert Oberegger auch als

Obmann-Stellvertreter in der

Agrargemeinschaft Gaimberg

tätig.

Zugute kam ihm dabei auch

seine Leidenschaft zur Jagd.

In seinem Schwiegervater Jo-

sef Tscharnig vlg. Gossacher

hatte er ein großes Vorbild

als Jäger und Fachmann für

Wald & Wild und wuchs da-

durch in die verantwortungs-

volle Tätigkeit eines Auf-

sichtsjägers hinein. So zeigt

auch die Jagdkameradschaft

durch die Teilnahme an der

Trauerfeier ihre Verbunden-

heit und Wertschätzung.

Wenn heute zum Abschied

hier am Friedhof die Freiwil-

lige Feuerwehr Gaimberg so

stark vertreten ist, ist dies als

sichtbares Zeichen der Aner-

kennung und der Würdigung

zu sehen. Albert Oberegger

war über 57 Jahre Mitglied

unserer Feuerwehr und hat

zahlreiche Einsätze, dabei

besonders die Hochwasser-

katastrophen Mitte der 60er

Jahre miterlebt und mitgetra-

gen. Für erwähnenswert hal-

te ich hier den lebensbedroh-

lichen Einsatz in St. Johann

im Walde Anfang September

1965, als er mit seinen Feu-

erwehrkameraden, dem Pe-

heim Friedl, dem Amraser

Lois, dem Franzl Anda und

dem Steiner Paul eine lange,

angstvolle Nacht im wasser-

umfluteten Wirtshaus in St.

Johann zubringen musste.

Die damals geschwungene

„Weiße Fahne“ und das er-

lösende Geräusch des nahen-

den Hubschraubers blieben

wohl auch dem Albert in le-

benslanger Erinnerung.

Viele von uns kannten Albert

Oberegger als geselligen und

leutseligen Mensch. Wohl

auch deshalb schätzte er in

den Anfangsjahren der Mu-

sikkapelle Gaimberg dort als

Posaunist die Gemeinschaft,

freute sich an gut gelungenen

Auftritten und so manch er-

heiternden Proben bis in die

70er Jahre hinein.

Musikalität erbten auch die

Töchter Monika, Elisabeth

und Helga Maria, die dem

Kirchenchor durch einige

Jahre hindurch mit ihren hel-

len Stimmen wertvolle Stüt-

zen waren. So ist es dem Kir-

chenchor Auftrag und Ehre

zugleich, diesen Anlass - fei-

erlich tirolerisch geprägt - zu

gestalten und auf diese Weise

der Trauerfamilie Mitgefühl

und Anteilnahme zu zeigen.

Lieber Albert! Als Orts-

bauernobmann schätzte ich

besonders Deinen pflicht-

bewussten und selbstver-

ständlichen Umgang mit der

Natur, der zeigte, dass Du

Dein Herz am rechten Fleck

hattest. Als Bürgermeister

sage ich Dir Vergelts Gott für

Dein vielfältiges Wirken zum

Nutzen der vergangenen Ge-

nerationen unserer Gemein-

de. Nun hinterlässt du eine

Lücke, die wir mit unseren

Erinnerungen und Gedanken

füllen, aber niemals schlie-

ßen werden können. Ruhe in

Frieden!

Mit dem „Feierabendlied“

des Kirchenchores, den ge-

tragenen Weisen der Bläser-

gruppe der MK Gaimberg,

dem „Lied vom guten Ka-

meraden“, der Ehrbezeugung

durch Kommando und Fahne

der FF Gaimberg und dem

„letzten Bruch“ der Jagdka-

meradschaft endete der Ab-

schied vom „Albertl Albert“

an diesem stimmungsvollen

Sommertag im Juli 2018.

Bearbeitungen

Elisabeth Klaunzer

Buchtipp: Francesca Melandri

Eva schläft

Eine tragische Liebesge-

schichte in Südtirol, das von

Deutschland und Italien zer-

rissen wurde.

Eva ist Anfang 40, als sie

einen Anruf von dem Mann

erhält, der in ihrer Kindheit

eine Zeit lang die Rolle des

Vaters einnahm, bevor er

scheinbar für immer ver-

schwand: Vito Anania. Er

liegt im Sterben, und noch

einmal möchte er Eva sehen.

Also tritt sie die Zugreise von

Südtirol quer durch Italien

in den äußersten Süden an.

In ihrer Vorstellung entfal-

tet sich nochmals ihre ganze

Kindheit in Südtirol, geprägt

von den politischen Verwer-

fungen dieser Region, aber

mehr noch von der Liebe

ihrer Mutter, der im Leben

nichts geschenkt wurde - au-

ßer ihrer Schönheit.