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Trotz Kriegsfront und Militärbe-

lagerung konnte die Gemeinde,

Pfarrgemeinde und Bevölkerung

von Kartitsch dem beliebten Pfar-

rer in einem ehrenvollen und wür-

digen Begräbnis auf den Pfarr-

friedhof von St. Oswald Dank

und Wertschätzung entgegen

bringen.

Trauergäste von auswärts erhiel-

ten trotz militärischem Sperrge-

biet freien Zugang zum Begräbnis

und das für diesen Tag aufgeho-

bene Läuteverbot ermöglichte das

Läuten seiner Glocke. Mangels

der örtlichen Vereine wurden bei-

nahe alle verfügbaren Militärs zur

Teilname am Begräbnis ver-

pflichtet.

Ludwig Wiedemayr

Böller, Aufmarsch der Vereine

und abendlicher Bergbeleuch-

tung. Auch zu seinem 40. Pries-

terjubiläum lud die Gemeinde

und Pfarrgemeinde im Oktober

1912 zu einem großen Fest, bei

dem auch seine 25. jährige Seel-

sorgertätigkeit in Kartitsch mitge-

feiert wurde.

Offensichtlich muss der gute

Pfarrer Herrnegger ein großer

Tierfreund gewesen sein. Ältere

Gemeindebürger wussten zu er-

zählen, dass er öfters die Fuhrleu-

te zurechtwies, als sie am Widum

vorbei mit der Peitsche auf die

Zugpferde einschlugen. Auch war

er begeisterter Imker und erfolg-

reicher Kanarienvögel-Züchter.

Als Kriegsveteran der Kämpfe

von 1866 und Träger der Kriegs-

medaile blutete dem guten Pfarrer

das Herz, als er, bereits kränklich,

im August 1914 die jungen Bur-

schen und Männer in den Krieg

verabschieden und segnen sollte,

wie Oswald Sint treffend berich-

tet. Neben dem Leid der ersten

Kriegmonate rückte im Mai 1915

der Krieg ins Dorf, Kirche und

Seelsorge hatte sich der Militär-

belagerung zu fügen und selbst

das Pfarrwidum musste Militär-

quartiere freistellen. Im Herbst

1916 wurde dem inzwischen

kranken Pfarrer ein Provisor bei-

gestellt, ehe er am 5. August 1917

verstarb.

Traurige Nachricht aus dem

Oberland: Der Künstler Oswald

Kollreider ist im 96. Lebensjahr

verstorben, nach einem Leben

voller Kunst, Reisen und Liebe

zur Heimat. Als Träger mehrerer

Ehrenzeichen und Medaillen ist

die Betroffenheit in seinen beiden

Heimatgemeinden - Strassen und

Kartitsch groß. Mit Kollreider

verliert Osttirol eine Größe der

zeitgenössischen Kunst.

Oswald Kollreider wurde 1922 in

St.Oswald auf einem Bauernhof

geboren, verbrachte seine Kind-

heit und Jugend in ärmlichen Ver-

hältnissen und erlernte nach der

Volksschule das Malerhandwerk.

Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er

mit einer schweren Handverlet-

zung aus Stalingrad zurück und

musste zwar seinen Beruf an den

Nagel hängen nicht aber das Ma-

len.

Kollreider wurde Künstler, be-

suchte die Akademie in Wien,

lernte bei Kunstgrößen wie Her-

bert Boeckl oder Sergius Pauser

und schloss sein akademisches

Studium nach dem Krieg erfolg-

reich ab. 1946 stellte der Künstler

erstmals in Lienz aus.

Oswald Kollreider war sehr viel

auf Reisen. Expeditionen fühlten

ihn um die halbe Welt, nach Süd-

amerika, Afrika und Asien, uner-

müdlich nach Eindrücken su-

chend, nach Inspiration und der

Faszination des Neuen und Unbe-

kannten. Zugleich bleib der

künstler aber immer tief in seiner

engsten Heimat verwurzelt, über-

siedelte lediglich von Kartisch

nach Strassen und lebte dort ge-

meinsam mit seiner Schwester

Theresia Jahrzehnte im Gemein-

dehaus, wo erst vor Kurzem eine

große Werkschau gezeigt wurde.

Teilnehmen konnte der Maler an

der Veranstaltung nicht. Das ließ

seine Gesundheit schon lange

nicht mehr zu.

Kollreiders kreatives Thema war

das Leben an sich, eingefangen in

Porträts und Landschaften, aber

auch in spirituellen Bildern, die

tiefe Religiösität sichtbar werden

ließen. Es gab keine Primiz oder

ein Priesterfest in Kartitsch, an

dem er nicht mit seinen religiösen

Motiven das Dorf beeindruckend

schmückte.

Christina Klammer

Im Gedenken an Oswald Kollreider

Oswald Kollreider