30
Trotz Kriegsfront und Militärbe-
lagerung konnte die Gemeinde,
Pfarrgemeinde und Bevölkerung
von Kartitsch dem beliebten Pfar-
rer in einem ehrenvollen und wür-
digen Begräbnis auf den Pfarr-
friedhof von St. Oswald Dank
und Wertschätzung entgegen
bringen.
Trauergäste von auswärts erhiel-
ten trotz militärischem Sperrge-
biet freien Zugang zum Begräbnis
und das für diesen Tag aufgeho-
bene Läuteverbot ermöglichte das
Läuten seiner Glocke. Mangels
der örtlichen Vereine wurden bei-
nahe alle verfügbaren Militärs zur
Teilname am Begräbnis ver-
pflichtet.
Ludwig Wiedemayr
Böller, Aufmarsch der Vereine
und abendlicher Bergbeleuch-
tung. Auch zu seinem 40. Pries-
terjubiläum lud die Gemeinde
und Pfarrgemeinde im Oktober
1912 zu einem großen Fest, bei
dem auch seine 25. jährige Seel-
sorgertätigkeit in Kartitsch mitge-
feiert wurde.
Offensichtlich muss der gute
Pfarrer Herrnegger ein großer
Tierfreund gewesen sein. Ältere
Gemeindebürger wussten zu er-
zählen, dass er öfters die Fuhrleu-
te zurechtwies, als sie am Widum
vorbei mit der Peitsche auf die
Zugpferde einschlugen. Auch war
er begeisterter Imker und erfolg-
reicher Kanarienvögel-Züchter.
Als Kriegsveteran der Kämpfe
von 1866 und Träger der Kriegs-
medaile blutete dem guten Pfarrer
das Herz, als er, bereits kränklich,
im August 1914 die jungen Bur-
schen und Männer in den Krieg
verabschieden und segnen sollte,
wie Oswald Sint treffend berich-
tet. Neben dem Leid der ersten
Kriegmonate rückte im Mai 1915
der Krieg ins Dorf, Kirche und
Seelsorge hatte sich der Militär-
belagerung zu fügen und selbst
das Pfarrwidum musste Militär-
quartiere freistellen. Im Herbst
1916 wurde dem inzwischen
kranken Pfarrer ein Provisor bei-
gestellt, ehe er am 5. August 1917
verstarb.
Traurige Nachricht aus dem
Oberland: Der Künstler Oswald
Kollreider ist im 96. Lebensjahr
verstorben, nach einem Leben
voller Kunst, Reisen und Liebe
zur Heimat. Als Träger mehrerer
Ehrenzeichen und Medaillen ist
die Betroffenheit in seinen beiden
Heimatgemeinden - Strassen und
Kartitsch groß. Mit Kollreider
verliert Osttirol eine Größe der
zeitgenössischen Kunst.
Oswald Kollreider wurde 1922 in
St.Oswald auf einem Bauernhof
geboren, verbrachte seine Kind-
heit und Jugend in ärmlichen Ver-
hältnissen und erlernte nach der
Volksschule das Malerhandwerk.
Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er
mit einer schweren Handverlet-
zung aus Stalingrad zurück und
musste zwar seinen Beruf an den
Nagel hängen nicht aber das Ma-
len.
Kollreider wurde Künstler, be-
suchte die Akademie in Wien,
lernte bei Kunstgrößen wie Her-
bert Boeckl oder Sergius Pauser
und schloss sein akademisches
Studium nach dem Krieg erfolg-
reich ab. 1946 stellte der Künstler
erstmals in Lienz aus.
Oswald Kollreider war sehr viel
auf Reisen. Expeditionen fühlten
ihn um die halbe Welt, nach Süd-
amerika, Afrika und Asien, uner-
müdlich nach Eindrücken su-
chend, nach Inspiration und der
Faszination des Neuen und Unbe-
kannten. Zugleich bleib der
künstler aber immer tief in seiner
engsten Heimat verwurzelt, über-
siedelte lediglich von Kartisch
nach Strassen und lebte dort ge-
meinsam mit seiner Schwester
Theresia Jahrzehnte im Gemein-
dehaus, wo erst vor Kurzem eine
große Werkschau gezeigt wurde.
Teilnehmen konnte der Maler an
der Veranstaltung nicht. Das ließ
seine Gesundheit schon lange
nicht mehr zu.
Kollreiders kreatives Thema war
das Leben an sich, eingefangen in
Porträts und Landschaften, aber
auch in spirituellen Bildern, die
tiefe Religiösität sichtbar werden
ließen. Es gab keine Primiz oder
ein Priesterfest in Kartitsch, an
dem er nicht mit seinen religiösen
Motiven das Dorf beeindruckend
schmückte.
Christina Klammer
Im Gedenken an Oswald Kollreider
Oswald Kollreider