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Im August 2017 jährt sich der

100. Todestag von Hochw. Josef

Herrnegger, des ersten Pfarrers

von Kartitsch.

Den früher spärlichen Aufzeich-

nungen und einigen Erzählungen

inzwischen verstorbener alter Ge-

meindebürger zu schließen, war

er eine begnadete Priesterpersön-

lichkeit und neueren Erkenntnis-

sen dank Internet zufolge ist es

angebracht, sich seiner dankbar

zu erinnern.

1845 zu Asthof in Sillian gebo-

ren, wirkte Josef Herrnegger nach

Studium und Priesterweihe im

Jahr 1872 zuerst als Hilfspriester

in Prägraten und Taufers, dann

als Kurat in Rain und St. Johann

im Walde und kam im November

1887 als Kurat nach Kartitsch.

1891 wurde er zum ersten Pfarrer

der neu ernannten Pfarre zum Hl.

Leonhard in Kartitsch bestellt, in

der er 30 Jahre lang bis zu seinem

Tode überaus segensreich wirkte.

Die seelsorglichen Dienste waren

damals sehr umfangreich, wenn-

gleich die Pfarre in diesen Jahren

großteils auch mit einem Koope-

rator besetzt war. Neben den Got-

tesdiensten und Andachten, viele

davon in St. Oswald, erforderten

der Religionsunterricht für die

Volks- und Feiertagschüler viel

Zeit, alle Begräbnisse gingen zum

Ortsfriedhof in St. Oswald,

Beichten und priesterliche Bera-

tung wurde weit mehr bean-

sprucht als heute. Zusätzlich zu

den Pfarrmatriken wurde in Kar-

titsch auch ein Familienbuch ge-

führt.

Schul- und Weiterbildung war ein

großes Anliegen Pfarrer Hernneg-

gers. Als umsichtiger Obmann

des damals in den Dörfern übli-

chen Ortsschulrates unterstützte

er die Bemühungen zu einem

großzügigen Volksschulneubau,

der dann 1911 bis 1913 auch er-

folgte und vielen Buben verhalf

er den Einstieg in ein höheres

Studium, das damals vielfach in

den Priesterberuf mündete. So

durfte er während seiner Pfarrer-

tätigkeit in Kartitsch 11 Primizen

mitfeiern.

Seine Hilfsbereitschaft und Wohl-

tätigkeit gegenüber Armen war

weitum bekannt, besonders aber

seine Hilfe und Unterstützung

mittelloser Studenten, von denen

es in diesen Jahren viele gab. So

wird von einem Anton Miklauzic

berichtet, Sohn eines Bozner Ei-

senbahners, der mittellos, aber

unterstützt von Pfarrer Herrneg-

ger und seinem Vorgänger seine

Studienjahre bei einer Kartitscher

Familie verbringen konnte, im

Herbst 1890 in Kartitsch seine

Primiz feierte und später als Jo-

sefsmissionär in Indien wirkte.

Zum 100. Todestag von Pfarrer Josef Herrnegger, Kartitsch

Sterbebild von Pfarrer Josef Herrnegger

Historisches

Kriegsgefangene

Hart und unmenschlich war das Los

der überwiegend

russischen

und

ser-

bischen

Kriegsgefangenen. Im

Karnischen Frontgebiet waren unter-

schiedlich viele, fallweise bis zu

1.600 Mann zugeteilt, davon etwa

1.100

in den Lagern Leiten, Gärber,

Boden und Hollbruck.

Großteils

mussten sie aber in

Fut-

terhäusern

und Heustadel hausen,

genannt sind Birgl, Trojer, Mooser

und Äußerst und im Kofler Feld öst-

lich von Bachler wurden eigene

Gefangenen-Baracken

er r ich-

tet. Natürlich wurden die Ge-

fangenen streng bewacht, wobei

besonders ungarische

Wachpos-

ten

mit ihnen gr ausig ver fuh-

ren. Täglich wurden sie für an-

fallende

Arbeiten

und

Dienste

eingeteilt, die allermeisten je-

doch als

Träger

in das Frontge-

biet. Nur

selten

und

sporadisch

gab es einen Ruhetag. Die kar-

ge

Verpflegung

reichte für viele

nicht zum Überleben, entspre-

chend

hoch

waren daher neben La-

winenopfern die

Todesfälle

wegen

Hunger

, Er schöpfung und

Ent-

kräftung.

Etwas besser erging es den Kriegs-

gefangenen, die den

Bauern

als

Arbeitshilfe

zuteilt wur den. Be-

sonders zu Erntezeiten arbeiteten

einige durchgehend auf dem Hof,

wohnten auch dort und gehörten

zur Familiengemeinschaft.

Ludwig Wiedemayr