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OSTTIROLER

NUMMER 5/2019

4

HEIMATBLÄTTER

Plöcken, auf der die Görzer Grafen auf-

grund ihres Geleitrechtes für Sicherheit zu

sorgen hatten, wurden den Matreier Händ-

lern ihre mitgeführten Waren wie Pferde,

Öl, Wein, Honig und anderes abgenom-

men und beschlagnahmt.

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Ein großer Schritt Richtung Frieden war

1292 getan mit dem Vertrag von Ober-

drauburg.

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Erzbischof Konrad IV. von

Salzburg und Graf Albert von Görz ver-

zichteten gegenseitig auf alle Ansprüche,

die zum Teil noch aus dem Jahre 1252 her-

rührten, der Görzer namentlich auf jegliche

Ansprüche auf die Burgen Matrei, Kien-

burg, Mittersill, Sachsenburg und Felds-

berg. Erzbischof Konrad verlieh Albert die

Burg Lind, wie vormals seinen Vorfahren

(gemeint ist damit Graf Albert von Tirol,

sein Großvater mütterlicherseits), zu Lehen

und verzichtete auf alle Ansprüche auf die

Burgen Virgen, Lienz und Oberdrauburg.

Das Hochgericht über die salzburgischen

Gebiete auf dem Katschberg und im Mal-

tatal stand dem Grafen zu. Die Kinder aus

den Ehen salzburgischer und görzischer

Ministerialen sollten geteilt werden. Im

August 1300 beschlossen die Grafen Albert

von Görz und Friedrich von Ortenburg

sowie Erzbischof Konrad von Salzburg als

wichtigste regionale Machtträger einen

Landfrieden für ihre oberkärntnerischen

Gebiete. Ihre Untertanen sollten nicht mehr

mit Gewalt aufeinander losgehen, sondern

sich friedlich bei den zuständigen Gerich-

ten ihr Recht suchen.

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1308 schlossen Erz-

bischof Konrad und Graf Heinrich von

Görz einen Freundschaftsvertrag.

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Konrad

gelobte, dass von salzburgischen Burgen

Matrei, Kienburg, Lengberg, Stall (im

Mölltal), Sachsenburg, Feldsberg und

Gmünd und deren Leuten, wie auch Hein-

rich unter Eid versprach, dass von den gör-

zischen Burgen Heinfels, Virgen, Farben-

stein (Heiligenblut, Mölltal), Fraganter

Klause (Mölltal), Falkenstein (Obervellach,

Mölltal), Penk (Reißeck, Mölltal), Rotten-

stein (Greifenburg, Drautal) und Lind

sowie seinen Leuten keine Gefahr für den

Vertragspartner ausgehen solle. Ein Jahr

später schlossen Graf Heinrich von Görz

und Erzbischof Konrad ein Friedensbünd-

nis, in das auch Graf Otto von Ortenburg

einbezogen wurde.

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Damit war die Zeit der Fehden und Ge-

waltakte zwischen den Görzern und den

Salzburger Erzbischöfen, unter denen vor

allem die Bauern in den salzburgischen

Gebieten Oberkärntens zu leiden hatten,

endgültig vorbei. Der sich über Jahrzehnte

hinziehende und wiederholt gewaltsam

ausgetragene Streit endete in einem Patt,

die einzige langfristige Auswirkung war,

dass die Grafen von Görz (und nach ihnen

die Habsburger als Kärntner und Tiroler

Landesfürsten) die Burgen und Schlösser

Rabenstein, Lienz, Oberdrauburg und

Lind sowie Einkünfte und Besitztümer in

Kals und anderswo als Lehen vom Hoch-

stift Salzburg empfangen mussten.

Die salzburgischen Pfleggerichte

Windisch-Matrei und Lengberg

Ab dem 14. Jahrhundert konnte Salz-

burg ungestört darangehen, im Bereich der

Burgen Matrei und Lengberg seine Herr-

schaft zu festigen und auszubauen. Grund-

gegen Salzburg betreffen. Die Besitzan-

sprüche bezogen sich auf Burg Mittersill,

darauf mussten Graf Albert von Tirol und

seine Frau Uta von Lechsgemünd aus-

drücklich verzichten, auch Graf Meinhard

als Schwiegersohn und potenzieller Erbe.

Die aus dem lechsgemündischen Erbe stam-

menden Burgen Alberts waren, wie aus dem

Vertrag hervorgeht, Virgen (das spätere Ra-

benstein), Drauburg (Oberdrauburg) und

Lind. Burg Virgen, von der aus dem nahe

gelegenen salzburgischen Matrei die größte

Gefahr drohte, wollte der Erwählte Philipp

unbedingt in die Hand bekommen. Daher

hatte Albert Burg Virgen Salzburg zu über-

eignen. Damit das auch geschah, hatte Al-

bert die Burg Virgen, Meinhard die Burg

Lienz (die Vorgängerin von Schloss Bruck

im Bereich der Pfarrkirche St. Ändrä) als Si-

cherstellung dem Erwählten zu überlassen.

Auch Burg Oberdrauburg musste Albert

Salzburg übereignen. Zudem hatte Albert

Salzburg für ausstehende Zahlungen Burg

Lind samt dazugehörigen Besitzungen im

Wert von 400 Mark, weitere Besitzungen in

Kals imWert von 300 Mark sowie sein Gut

Timenitz im Wert von 100 Mark Silber als

Pfand einzuräumen. Überdies sollten alle

Lehen, die Albert vom Hochstift Salzburg

verliehen worden waren, nach seinem Tod

an Salzburg zurückfallen. Der Kienburg war

ein eigener Passus im Vertrag gewidmet,

denn die salzburgischen Ministerialen, die

auf dieser Burg saßen, hatten im Zuge der

Auseinandersetzungen zwischen den Gör-

zern und Salzburg die Seiten gewechselt

und waren zu den Grafen übergelaufen. Al-

bert und Meinhard mussten unter Eid ver-

sprechen, dafür zu sorgen, dass die Kien-

burg wieder in Salzburgs Gewalt komme,

gegebenenfalls durch Belagerung auf ihre

Kosten, und den Herren von Kienburg nir-

gendwo Unterschlupf gewährt werde.

In den nächsten Jahren kehrte Ruhe ein

zwischen den Bündnisblöcken Görz/Tirol

und Salzburg/Kärnten, Graf Albert von

Tirol starb 1253, sein Schwiegersohn Graf

Meinhard von Görz 1258 und um diese

Zeit wurden seine Söhne Meinhard und

Albert aus der Geiselhaft auf Burg Werfen

entlassen. Ihr Kontrahent Philipp von

Spanheim wurde 1257 als Erzbischof ab-

gesetzt. Zweifelhaft ist, ob alle Bedingun-

gen des Friedensvertrages von Lieserhofen

erfüllt worden sind. Burg Virgen blieb im

Besitz der Görzer als Erben Alberts von

Tirol oder kam wieder in ihren Besitz, die

von Albert übereignete Burg Oberdrauburg

und die als Pfand eingesetzte Burg Lind

gingen vorübergehend verloren. Nachdem

aber die Brüder Meinhard (Graf Meinhard

II. von Tirol-Görz) und Albert (Graf Albert

I. von Görz-Tirol) ihre Herrschaft konso-

lidiert und 1271 ihr großväterlich-tiroli-

sches und väterlich-görzisches Erbe end-

gültig geteilt hatten, brach der Konflikt

wieder aus. Höhepunkt dieses permanen-

ten Kleinkriegs war 1278, als Graf Albert

die salzburgische Burg Rangersdorf im

Mölltal ausrauben und zerstören und die

salzburgischen Besitzungen in den Ämtern

Stall und Sachsenburg verheeren ließ.

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Auch die salzburgischen Untertanen in

und um Matrei wurden von den Überfällen

und gewaltsamen Übergriffen, ausgeführt

von den görzischen Ministerialen und

Adeligen, in Mitleidenschaft gezogen. Ein

von Salzburg 1292 erstelltes Schadensver-

zeichnis lastet Graf Albert von Görz und

seinen adeligen Helfershelfern unter an-

derem an: Albert vorenthält im Amt Ma-

trei der Salzburger Kirche Einkünfte in der

Höhe von 50 Mark, die ihr von Graf Kon-

rad von Lechsgemünd überlassen worden

sind. Den Matreier Bauern, die auf Kir-

chengütern sitzen, zwingt der Görzer Graf

Vogteiabgaben auf, die dortigen Zinsbau-

ern werden in die görzische Untertänigkeit

gezogen, so dass sie sich weigern, dem

Hochstift den schuldigen Grundzins zu

entrichten. Wider alles Recht werden die

aus dem Amt Matrei stammenden Leute

gezwungen, auf görzischem Gebiet Zoll zu

zahlen. Auf der Handelsstraße über den

Die „Kienburg“ von Südosten, ehemals salzburgische Grenzfestung im Süden der Herr-

schaft Windisch-Matrei, kolorierter Kupferstich von Johann Nep. Tinkhauser, um 1829.

(Fotoarchiv Meinrad Pizzinini)