OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2019
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HEIMATBLÄTTER
Anton Müller (1870–1939), besser be-
kannt unter seinem Pseudonym Bruder
Willram, hielt die Festrede. Nach der
Übernahme des Ehrenbuches durch Lan-
deshauptmann Dr. Franz Stumpf erfolgte
die Defilierung der Musikkapellen und
Schützen am Rennweg vor den Festgästen
und daraufhin ein Festzug durch die Stadt.
Nach der feierlichen Eröffnung wurde
das Tiroler Ehrenbuch für eine Woche in
einem eigens gestalteten Raum in der Do-
gana der Öffentlichkeit präsentiert. Dort
konnte es sich, wohl auch wegen der
gleichzeitig stattfindenden Herbstmesse,
zahlreicher Besucher erfreuen.
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Anlässlich der Ausstellung des Tiroler Eh-
renbuches erschien eine Festschrift, in der
eingangs die Geleitworte namhafter und an-
gesehener Persönlichkeiten standen.
„Tirol
hätte seine Dankesschuld nicht besser ab-
tragen können, als durch die Schaffung des
‚Ehrenbuches‘ […]“
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, schrieb etwa An-
dreas Thaler, der damalige Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft und spätere
Begründer der Tiroler Kolonie in Dreizehn-
linden in Brasilien.
„Wer seine Vergangen-
heit so ehrt, der hat auch eine Zukunft“
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,
vermerkte Konrad Krafft von Dellmensin-
gen, der ehemalige bayerische General und
Kommandeur des Deutschen Alpenkorps.
ImAnschluss an die Geleitworte folgten ein
literarischer Beitrag des Nationalratsabge-
ordneten Kurt Schuschnigg sowie eine his-
torische Abhandlung über Tirol im Ersten
Weltkrieg von Feldmarschallleutnant Cletus
von Pichler. Den Schluss der Festschrift bil-
dete ein Rückblick auf die Entstehung und
Konzeption des Ehrenbuches vom Landes-
archivdirektor Karl Böhm.
Das Tiroler Ehrenbuch am Bergisel
Nach den Wirren des Zweiten Weltkrie-
ges und der teilweisen Zerstörung des Kai-
serjägermuseums am Bergisel, begann die
Bergisel-Verwaltung mit finanzieller Un-
terstützung des Landes Tirol und der Stadt
Innsbruck mit dem Wiederaufbau des Mu-
seums. Im Zuge der Wiedererrichtung des
südöstlichen Gebäudeteils, der bei einem
Bombentreffer im Dezember 1943 zerstört
worden war, sollte im Norden des Hauses
eine kryptaartige Ehrenhalle nach dem Ent-
wurf des Architekten Hans Flür errichtet
werden. In dieser sollte das Tiroler Ehren-
buch untergebracht werden, das mittler-
weile auf 129 Bände (50 Lederbände im
Großfolio-Format, 70 kleine Lederbände
und neun Bände über die Kriegerdenkmäler
Tirols) für die Gefallenen des Ersten Welt-
krieges sowie zwei Bände für die Gefalle-
nen der Freiheitskämpfe 1796 bis 1814 an-
gewachsen war.
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Der Erweiterungsbau für
die Ehrenhalle wurde im September 1948
begonnen und konnte bereits im März 1949
abgeschlossen werden. Um ein optimales
Raumklima für die Bücher zu erreichen,
wurde damals bereits recht fortschrittlich
im sonst unbeheizten Gebäude eine Fuß-
bodenheizung nach einem Patent von
Dipl.-Ing. Paul von Attlmayr installiert.
Nach Norden zur Stadt hin bildeten Glas-
malereien, die vom Maler Max Spielmann
(1906–1984) entworfen und von der Tiroler
Glasmalereianstalt in Innsbruck ausgeführt
wurden, den schmückenden Abschluss. Sie
zeigten den österreichischen Doppeladler in
Ursprünglicher Ausstellungsraum des Tiroler Ehrenbuches in der sog. Dogana gegenüber
dem Tiroler Landestheater.
(Original und Scan Tiroler Landesmuseen, Bibliothek des Ferdinandeums)
Aufnahmen von den Eröffnungsfeierlichkeiten vor dem Landestheater in Innsbruck am
2. Oktober 1927.
(Originale und Scans Tiroler Landesmuseen, Bibliothek des Ferdinandeums)