OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2019
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HEIMATBLÄTTER
eine stattliche Anzahl von Bildern zu er-
werben.
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In Tirol waren folgende Dru-
ckereien als Hersteller der Sterbebilder
tätig: Tyrolia-Innsbruck, Tyrolia-Brixen,
Tyrolia-Bozen, Trautner-Innsbruck, Lip-
pott-Kufstein, Zangerl-Wörgl, Freunds-
berg-Schwaz, Egger-Imst, Mahl-Lienz,
Mahl-Bruneck, Ferrari-Bozen, Kinder-
freund-Anstalt-Innsbruck, Zaunrith-Salz-
burg, Haselberger-Wörgl, Zöhrer-Schwaz,
Ritzer-Kitzbühel, Pfefferle-Innsbruck, Ih-
renberger-Reutte, Jandl-Meran, Landecker
Buchdruckerei, Amort-Kufstein, Weger-
Brixen, Auer-Bozen und Union-Hall.
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Allerdings fehlte bei den Sterbebildern,
die Böhm von den Druckereien erhielt,
zum Großteil die Fotografie des Verstor-
benen, die im Produktionsprozess erst
nach dem Druck des Sterbebildes verviel-
fältigt, ausgestanzt und in die Mitte der Vi-
gnette, einem verzierten Rahmen im obe-
ren Bereich der Textseite, aufgeklebt
wurde.
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Daher wandte sich Böhm in
einem weiteren Schritt an die Pfarrämter
als zentrale Schnittstelle zur Erfassung der
Toten jeder einzelnen Gemeinde, die nun
ihrerseits Andenkenbilder sammeln und an
das Landesarchiv einsenden sollten.
Erst nachdem sich die gesammelten Ma-
terialien durch die breite Unterstützung der
Bevölkerung immer mehr vervollständig-
ten, wurde im Zuge der Überlegungen, wie
die gesamten Beiträge am besten verwer-
tet und aufbewahrt werden könnten, die
Idee zur Schaffung des Tiroler Ehrenbu-
ches geboren. Die Ausführung des Werkes
sollte beim Landesarchiv liegen, die fi-
nanziellen Mittel dazu wurden vom Tiroler
Landesausschuss
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beigesteuert. Wiederum
wurden Gemeindevorstehungen, Pfarr-
ämter und Schulleitungen zur Mitarbeit
aufgefordert. Die Mitwirkung am Ehren-
buch stieß vor allem während der Sam-
melphase, die in verstärktem Maße bis
1923 andauern sollte, auf breite Auf-
nahme.
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Auch von höchster Seite erhielt
das Projekt vollsten Zuspruch: General-
oberst Erzherzog Eugen (1863–1954)
übernahm das Protektorat über das Tiroler
Ehrenbuch und veranlasste durch die Ver-
lautbarung des k u. k. Kommandos der
Südwestfront, dem er als Befehlshaber
vorstand, dass sämtliche Kommanden,
Truppen und Anstalten dazu aufgefordert
wurden,
„dieses schöne patriotische Werk,
insbesondere durch Beantwortung von An-
fragen, Mitteilungen von Personaldaten,
Biographien usw. über gefallene Tiroler
mit besten Kräften zu unterstützen“.
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Auch andere Persönlichkeiten des öffent-
lichen Lebens, wie etwa der Statthalter von
Tirol und Vorarlberg, Graf Toggenburg,
oder die Landesbischöfe von Brixen,
Trient und Salzburg riefen schriftlich zur
Unterstützung des Projektes auf.
Nachdem die Initiative Böhms durch die
zahlreichen Aufrufe publik geworden war,
häuften sich die Anfragen zur Konzeption
des Ehrenbuches, weshalb der Landes-
archivdirektor ein mehrseitiges Heft über
Entstehung, Plan und Anlage des Werkes
verfasste und publizieren ließ.
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Plan und Anlage des Ehrenbuches
Der grundlegende Gedanke hinter dem
Ehrenbuch war der eines Gedenkbuches,
in dem die Bildnisse und kurzen Lebens-
beschreibungen aller Tiroler Kriegstoten
enthalten sein sollten. Die Bevölkerung
selbst war dazu angehalten, diese Beiträge
in Form von Andenkenbildern, Fotografien
und Biografien zu liefern. Die Motivation
war demnach klar jene, dass das Werk vom
„Volk selbst geschaffen“ werden sollte,
wie in den Konzeptentwürfen immer wie-
der zum Ausdruck kommt.
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Die Ausgestaltung sollte dem Zwecke
entsprechend ohne äußerlichen Prunk, ge-
diegen und solide, aber durchaus künstle-
risch sein, um dadurch den Denkmalcha-
rakter des Werkes zu unterstreichen. Zur
leichteren Handhabung sollten die Blätter
zu einzelnen Bänden zusammengefasst und
nach Gerichtsbezirken gegliedert werden.
Sterbebild für Jakob Außerlechner, Kartitsch-Brixen.
(Tiroler Landesmuseen, Sterbebildersammlung des Tiroler Volkskunstmuseums)
Aufruf
zur
Sammel-
aktion
von
Unter-
lagen
für das
„Tiroler
Ehren-
buch“.
(Origi-
nal und
Scan
Tiroler
Landes-
museen,
Biblio-
thek des
Ferdinan-
deums)