OSTTIROLER
NUMMER 5-6/2018
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HEIMATBLÄTTER
Die Schottsuppe erhielt aber nicht nur
die Marktler aus Matrei gesund, auch in
der Stadt und deren Umgebung war sie
fixer Bestandteil des Speiseplans. Vom Fuß
der Lienzer Dolomiten heißt es:
„Schottsuppe.
Man gibt Wasser in eine Pfanne, etwas
Kümmel, etwas Salz, sprudelt ein wenig
Mehl dazu, dann gibt man den Schotten
(Topfen) hinein u. blättrig geschnittene
rohe Kartoffel, läßt es tüchtig kochen. Ehe
vor man die Pfanne zurück zieht, gießt
man ein wenig Milch hinein u. läßt noch-
mals aufkochen.
Es ist die gewöhnliche Frühstücks=Suppe
zum Muss.“
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Maria Sartori dient nicht nur selbst als
Informationsquelle, über ihre Vermittlung
wurden Erhebungen im Pustertal und dessen
Seitentälern gemacht. So erzählt Frau
Schupfer aus Lienz, eine geborene Obertil-
liacherin, in einem Schreiben vom 20. Juli
1936 über die Bauernkost in Obertilliach:
„Am Morgen: Brennsuppe von Gersten-
mehl oder Mus aus halb Milch, halb Wasser.
Am Mittag: Polenta von Gerstenmehl
mit Buttermilch. Heute aus gekauften Po-
lentamehl.
Abends: Brennsuppe oder Mus oder
Milchsuppe.
Vormittag um 9 h Milch u. Haferbrot.
Am Dienstag gibt es Mittag Gerstenknö-
del, ohne Brot mit wenig Speck im Winter
dazu geröstete Kartoffel, im Sommer Salat.
Mittwoch zu Mittag Polenta oder
Schmarrn aus Gerstenmehl mit 2 Eier
(Gaggelen)
Donnerstag zu Mittag Knödel u. Suppe,
Abends Polenta oder Mus.
Freitag zu Mittag Nocken aus Gersten-
mehl u. Sauerkraut, oftmals nur abge-
schmalzt u. Milch dazu.
Samstag zu Mittag Krapfen von Gerste=
u. Roggenmehl gemischt.
Sonntag Früh Suppe von Gerstenmehl,
Mittags Knödel u. Abends aufgewärmte
Knödel.
Brot war meistens nur aus Hafer-
mehl.“
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Auf selbem Weg gelangte Oberforcher
an Informationen aus dem Villgratental,
wiedergegeben von Gertraud Bachlechner
Backbrett
zur Herstel-
lung haupt-
sächlich
von Nudel-
teig; es
stammt aus
dem Be-
stand des
ehemaligen
Museums
bäuerlicher
Arbeitsge-
räte, 1955
auf Schloss
Bruck eröff-
net.
(Museum
Schloss
Bruck, Inv.-
Nr. 2642)
Foto:
Museum
Schloss
Bruck
Keramik-Siebtopf aus dem 19. Jahrhundert, auch als „Schlipf-
krapfenschüssel“ bezeichnet.
(Museum Schloss Bruck, Inv.-Nr. 1136) Foto: Museum Schloss Bruck
Mehr als nur mühsame Handarbeit: Perfektes„Pitschen“ oder
„Krendeln“ der Schlipfkrapfen gilt hinter vorgehaltener Hand
sogar als Voraussetzung für die Ehefähigkeit junger Damen.
wendet. Milch kommt fast ausschließlich
bei jeder Mahlzeit auf den Tisch, nur bei
Fleischspeisen nicht.“
Wie schon bei den anderen Berichten
gilt das Interesse Oberforchers dem Detail,
will er wissen, wie eine Schott- oder
Brennsuppe zustande kommt oder woraus
Erdäpfelbrosen bestehen:
„Erdäpfelbrosen.
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In Gerstenmehl werden gesottene Erd-
äpfel gedrückt, gesalzen, dann die ganze
Masse im heißen Schmalz geschmort, bis
alles braun ist. […]
Brennsuppe.
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Wie gewöhnlich. Schmalz mit Gersten-
mehl verbräunt, Wasser, Salz und gekochte
Erdäpfel= oder Brotscheiben. […]
Schottsuppe.
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Schotten wird in gesalzenes Wasser ge-
rieben, dazu etwas Milch und in Scheiben
geschnittene Kartoffeln, ¼ Stund sieden
und auf Brotschnitten geschüttet. Gilt
hauptsächlich als Frühstück. Ein Arzt ur-
teilte, dass in Matrei die Leute deshalb so
gesund seien, weil sie viel Schottsuppe
essen.“
eine Woche mitgenommen werden. In der
Alm stehen Milch=, Butter= u. Käsever-
brauch obenan (Rahmmus) sonst wird wie
daheim gekocht.“
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Ghedina führt auch Mehl- und Zuspei-
sen gesondert auf:
„An Mehlspeisen
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ißt man: Speckknödl,
Leberknödel, Fastenknödel, Käsknödel,
Pressknödel, Blutknödel und Biestknödel;
Mehlschmarren, Äpfelschmarren, Kir-
schenschmarren; Wassernudeln, Käsnudel,
Dampfnudeln und Hefelnudel; Milchmus,
Rahmmus, Wassermus; Erdäpfelbrosen,
Erdäpfel in der Schale, gedämpft, geröstet;
Schlüpfkrapfen, Blatteln, Küchel, Schmalz-
blatteln, Leierstrauben, Mohnbiggelen,
Hochzeitskrapfen, eingesäuente Blatteln,
Niggelen, Fochezlen u. Ofenbock. […]
Zuspeisen.
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Erdäpfel, in der Schale, geröstet, ge-
dämpft, gesäuert. Erbsen, Saubohnen sel-
ten, weil sie hier nicht gut gedeihen, Run-
keln, rote Rüben, Sauer= u. Rübenkraut;
Rübenkraut mit Rahm gemengt; saure
Milch, eingekochte Beeren. Anstelle des
Schmalzes wird oft das ,Begiessele‘ ver-