OSTTIROLER
NUMMER 5-6/2018
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HEIMATBLÄTTER
beim Bereiten der Hausnudeln verwenden,
und diese getrockneten Nudeln in großen
Vorräten für spätern Gebrauch aufhäufen.
Dies ist mir fast unerklärlich, das unge-
kochte Blut, wenn auch mit Mehl gemengt,
muß mit der Zeit doch übel riechen. Die
Tatsache dieser Zubereitung wurde mir
aber von mehreren Seiten bestätigt.“
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Nicht nur die mit Erdäpfel servierten
Blutnudeln, auch weitere, in der Übersicht
erwähnte Gerichte aus Kartoffeln oder mit
deren Beilage werden aus dem Defereg-
gental kurz beschrieben:
„Erdäpfel-Schmarrn.
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Gekochte Erdäpfel werden in kleine Stü-
cke geschnitten, hierauf Weizenmehl mit
einem Ei verriehrt, die Erdäpfel dazuge-
geben und das Ganze in Butter goldbraun
gebacken. […]
Brennsuppe.
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Gersten= oder Weizenmehl wird mit
Schmalz braun gebraten, dann in Wasser
mit Erdäpfelschnitten u. Käse eingekocht.
[…]
Kröße.
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Im Herbst wenn geschlachtet wird, wer-
den Lunge, Leber u. Herz weich gekocht
und klein geschnitten, mit gekochten Blut
vermengt, gewürzt und mit klein geschnit-
tenen Erdäpfeln in heißem Fett geröstet.“
„Erdäpfel, in der Schale, geröstet,
gedämpft, gesäuert“
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Den Überblick aus dem Iseltal erhält
Oberforcher durch Ghedina-Perntner, die
auch einen Blick in die Seitentäler, also
nach Virgen/Prägraten bzw. Kals, wagt:
„Die Bauersleute im Iseltale ernähren
sich hauptsächlich von den Erträgnissen
ihrer Landwirtschaft, u. zw. kommen von
den Bodenerzeugnissen in Betracht: Rog-
gen, Gerste, Weizen wenig, Hafer selten.
Türken u. Heidekorn wird nicht gebaut.
Meist reicht der Ertrag des Getreidean-
baues zur Ernährung nicht aus, und es
muß nebst andern Mehl, namentlich Wei-
zenmehl eingeführt werden. Dann Stop-
pelrüben, Runkeln, rote Rüben, Sauboh-
nen, Erbsen, Fisolen werden nur hie und
da in Gärten gebaut, Mohn, Weißkraut und
Kartoffel. Obst als: Äpfel, Birnen, Kir-
schen, Beerenobst. Honig. Aus der Vieh-
zucht: Milch, Butter, Käse, Eier, Fleisch
u. zw. Rindfleisch wenig u. meist geselcht,
Kalbfleisch selten, Schweine u. Schaf-
fleisch frisch u. geselcht, Lamm u. Kitz
frisch. Butter wird zu Schmalz gesotten
und beim sogenannten ,Außerbachen‘ in
verschwenderischer Weise verbraucht.
Die Bauernkost war in früherer Zeit noch
viel einfacher und derber. Genußmittel wie
Kaffee, Thee, Kakao u. dgl. waren unbe-
kannt, heute findet man diese auch in jedem
Bauernhause und bessere Mehlspeisen
halten ihren Einzug. In Kals und Prägraten
ist noch die derbe Kost zu finden.
Gewöhnliche Speisenfolge ist:
Frühstück: Suppe u. Mus.
9h Jause: Kaffee u. Brot.
Mittagessen: Zum Voressen: Brein oder
Käsnudeln, auch Wassernudeln od. ähn-
liches, Hauptspeise: Sonntag, Dienstag u.
Donnerstag: Knödel, entweder nur in der
Suppe, sonst mit Milch (Rührmilch, abge-
rahmte, oder saure Milch), meist aber mit
Sauer= oder Rübenkraut, letzteres wird in
diesem Falle nur roh oder roh mit etwas
Rahm gemischt, verwendet; auch einge-
kochte Preiselbeeren gelten als Zuspeise zu
den Knödeln; Salat. An Freitagen gilt als
Hauptspeise Erdäpfelbrosen, dann Polenta,
allenfalls Fadenknödel oder Nudel u. dgl.
dies gilt auch für Montag und Mittwoch,
doch Samstag werden ausschließlich mit-
tags Schlüpfkrapfen gekocht.
3h Jause: fast überall Kaffee u. Brot.
Nachtmal: Suppe u. Kartoffel in der
Schale fast den ganzen Winter, oder Mus;
nur an Samstagen u. an Feierabenden, be-
sonders wenn Handwerker im Haus sind,
gibt es Krapfen, die meist auch noch Sonn-
tag abends verzehrt werden. Selchfleisch in
Sauerkraut gibt es äußerst selten, man ver-
wendet dies fast ausschließlich für Brein
Krautsuppe und hauptsächlich als Zutat in
die Knödel.
In Prägraten dienen als Vorspeise: ge-
sottene Bohnen ohne Zutat und einge-
brannte Erbsen, auch solche mit einem
Selchknochen gesotten.
Beim Heuziehen u. der Holzarbeit im
Walde wird nur Brot und Speck, oder Brot
mit Butter oder Käs mitgenommen und erst
abends daheim die Hauptmalzeit einge-
nommen.
In Bergmähdern werden fast immer Zie-
gen als Milchlieferantinnen mitgenommen.
Es wird dort im Freien abgekocht, wozu
die Lebensmittel im höchsten Ausmaß für
Oswald Kollreider, „Die Kartoffelschäle-
rin“, Graphit/Bleistift auf Papier, 49 x 32 cm,
1953.
(Museum Schloss Bruck, Inv.-Nr. 5309)
Foto: Stefan Weis
Ein weiblicher
landwirtschaft-
licher Lehrling auf
einem Bauernhof
am Brotgestell,
darunter die Lage
mit den Erdäpfeln;
Aufnahme der
bedeutenden
volkskundlichen
Fotografin Erika
Groth-Schmach-
tenberger,
um 1930.
(Bildarchiv
Freilichtmuseum
Glenleiten, Bezirk
Oberbayern, Inv.-
Nr. GS 1477)
Lois Fasching,
„Erdäpfel am
Steilhang“,
Asche, Kohle,
Heustaub auf
Aluminium,
81 x 61 x 2 cm,
2018. – In der
Kunst ist die
Kartoffel eher
selten
anzutreffen.
(Bildarchiv
Lois Fasching,
Dölsach)