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OSTTIROLER

NUMMER 5-6/2018

5

HEIMATBLÄTTER

beim Bereiten der Hausnudeln verwenden,

und diese getrockneten Nudeln in großen

Vorräten für spätern Gebrauch aufhäufen.

Dies ist mir fast unerklärlich, das unge-

kochte Blut, wenn auch mit Mehl gemengt,

muß mit der Zeit doch übel riechen. Die

Tatsache dieser Zubereitung wurde mir

aber von mehreren Seiten bestätigt.“

23

Nicht nur die mit Erdäpfel servierten

Blutnudeln, auch weitere, in der Übersicht

erwähnte Gerichte aus Kartoffeln oder mit

deren Beilage werden aus dem Defereg-

gental kurz beschrieben:

„Erdäpfel-Schmarrn.

24

Gekochte Erdäpfel werden in kleine Stü-

cke geschnitten, hierauf Weizenmehl mit

einem Ei verriehrt, die Erdäpfel dazuge-

geben und das Ganze in Butter goldbraun

gebacken. […]

Brennsuppe.

25

Gersten= oder Weizenmehl wird mit

Schmalz braun gebraten, dann in Wasser

mit Erdäpfelschnitten u. Käse eingekocht.

[…]

Kröße.

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Im Herbst wenn geschlachtet wird, wer-

den Lunge, Leber u. Herz weich gekocht

und klein geschnitten, mit gekochten Blut

vermengt, gewürzt und mit klein geschnit-

tenen Erdäpfeln in heißem Fett geröstet.“

„Erdäpfel, in der Schale, geröstet,

gedämpft, gesäuert“

27

Den Überblick aus dem Iseltal erhält

Oberforcher durch Ghedina-Perntner, die

auch einen Blick in die Seitentäler, also

nach Virgen/Prägraten bzw. Kals, wagt:

„Die Bauersleute im Iseltale ernähren

sich hauptsächlich von den Erträgnissen

ihrer Landwirtschaft, u. zw. kommen von

den Bodenerzeugnissen in Betracht: Rog-

gen, Gerste, Weizen wenig, Hafer selten.

Türken u. Heidekorn wird nicht gebaut.

Meist reicht der Ertrag des Getreidean-

baues zur Ernährung nicht aus, und es

muß nebst andern Mehl, namentlich Wei-

zenmehl eingeführt werden. Dann Stop-

pelrüben, Runkeln, rote Rüben, Sauboh-

nen, Erbsen, Fisolen werden nur hie und

da in Gärten gebaut, Mohn, Weißkraut und

Kartoffel. Obst als: Äpfel, Birnen, Kir-

schen, Beerenobst. Honig. Aus der Vieh-

zucht: Milch, Butter, Käse, Eier, Fleisch

u. zw. Rindfleisch wenig u. meist geselcht,

Kalbfleisch selten, Schweine u. Schaf-

fleisch frisch u. geselcht, Lamm u. Kitz

frisch. Butter wird zu Schmalz gesotten

und beim sogenannten ,Außerbachen‘ in

verschwenderischer Weise verbraucht.

Die Bauernkost war in früherer Zeit noch

viel einfacher und derber. Genußmittel wie

Kaffee, Thee, Kakao u. dgl. waren unbe-

kannt, heute findet man diese auch in jedem

Bauernhause und bessere Mehlspeisen

halten ihren Einzug. In Kals und Prägraten

ist noch die derbe Kost zu finden.

Gewöhnliche Speisenfolge ist:

Frühstück: Suppe u. Mus.

9h Jause: Kaffee u. Brot.

Mittagessen: Zum Voressen: Brein oder

Käsnudeln, auch Wassernudeln od. ähn-

liches, Hauptspeise: Sonntag, Dienstag u.

Donnerstag: Knödel, entweder nur in der

Suppe, sonst mit Milch (Rührmilch, abge-

rahmte, oder saure Milch), meist aber mit

Sauer= oder Rübenkraut, letzteres wird in

diesem Falle nur roh oder roh mit etwas

Rahm gemischt, verwendet; auch einge-

kochte Preiselbeeren gelten als Zuspeise zu

den Knödeln; Salat. An Freitagen gilt als

Hauptspeise Erdäpfelbrosen, dann Polenta,

allenfalls Fadenknödel oder Nudel u. dgl.

dies gilt auch für Montag und Mittwoch,

doch Samstag werden ausschließlich mit-

tags Schlüpfkrapfen gekocht.

3h Jause: fast überall Kaffee u. Brot.

Nachtmal: Suppe u. Kartoffel in der

Schale fast den ganzen Winter, oder Mus;

nur an Samstagen u. an Feierabenden, be-

sonders wenn Handwerker im Haus sind,

gibt es Krapfen, die meist auch noch Sonn-

tag abends verzehrt werden. Selchfleisch in

Sauerkraut gibt es äußerst selten, man ver-

wendet dies fast ausschließlich für Brein

Krautsuppe und hauptsächlich als Zutat in

die Knödel.

In Prägraten dienen als Vorspeise: ge-

sottene Bohnen ohne Zutat und einge-

brannte Erbsen, auch solche mit einem

Selchknochen gesotten.

Beim Heuziehen u. der Holzarbeit im

Walde wird nur Brot und Speck, oder Brot

mit Butter oder Käs mitgenommen und erst

abends daheim die Hauptmalzeit einge-

nommen.

In Bergmähdern werden fast immer Zie-

gen als Milchlieferantinnen mitgenommen.

Es wird dort im Freien abgekocht, wozu

die Lebensmittel im höchsten Ausmaß für

Oswald Kollreider, „Die Kartoffelschäle-

rin“, Graphit/Bleistift auf Papier, 49 x 32 cm,

1953.

(Museum Schloss Bruck, Inv.-Nr. 5309)

Foto: Stefan Weis

Ein weiblicher

landwirtschaft-

licher Lehrling auf

einem Bauernhof

am Brotgestell,

darunter die Lage

mit den Erdäpfeln;

Aufnahme der

bedeutenden

volkskundlichen

Fotografin Erika

Groth-Schmach-

tenberger,

um 1930.

(Bildarchiv

Freilichtmuseum

Glenleiten, Bezirk

Oberbayern, Inv.-

Nr. GS 1477)

Lois Fasching,

„Erdäpfel am

Steilhang“,

Asche, Kohle,

Heustaub auf

Aluminium,

81 x 61 x 2 cm,

2018. – In der

Kunst ist die

Kartoffel eher

selten

anzutreffen.

(Bildarchiv

Lois Fasching,

Dölsach)