CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2018
8
Der Geburtstag des
Monumentalmalers
Albin Egger-Lienz, der
zuletzt in St. Justina bei
Bozen gelebt hatte
und 1926 dort verstarb,
jährte sich am 29. Jän-
ner zum 150. Mal. Doch
gedacht wurde dem
berühmten Sohn noch
nicht.
„Als mein Vater Albin Egger
Lienz noch lebte, verlangte er für
seine Bilder recht bescheidene
Preise. Und wenn wieder einmal
gar kein Geld mehr im Haus war,
ging er zu seinem Freund Emil
Duca, der ihm Verkäufe vermit-
telte“, erinnerte sich Tochter Ila
Egger (1912-2003) einst in
einem Gespräch mit dem „Pu-
stertaler Volltreffer“. Aber schon
lange und noch immer werden
seine Werke heute für hohe
Preise gehandelt. Auch wenn
sein Ruf aufgrund der Verein-
nahmung durch die Nazis nach-
haltig gestört wurde: 1943 wurde
im Lienzer Schloss Bruck das
noch heute bestehende Egger-
Lienz-Museum eröffnet – eine
offizielle Wertschätzung der Na-
tionalsozialisten. Aber vor allem
seine monumental-dekorativen
Ölgemälde, die sich thematisch
mit existenziellen Situationen,
mit Leid, Tod, Werden und Ver-
gehen beschäftigen, begeistern
Kunstfreunde sehr und gelten als
besondere Geldanlage.
„Mit Mitleid erfüllt“
Tochter Ila meinte: „Mein
Vater war immer mit Mitleid
für andere Menschen erfüllt.
Das war seine Triebfeder. Sonst
hätte er nicht diese Bilder des
Ersten Weltkrieges machen
können. Oder Kriegswitwen
oder das Altersheim. Das sind
alles erschütternde Bilder, weil
er diese Menschen eben stu-
dierte“, so Ila.
Albin Egger-Lienz war auch
Vater von Tochter Lorli und
Sohn Fred. Er selbst wurde als
uneheliches Kind in Dölsach
geboren und hieß vorerst Inge-
nuin Albuin Trojer. Das Talent
für das Malen hatte er wohl von
seinem Vater Georg Egger ge-
erbt, der Kirchenmaler und
Fotograf war. Als Neunjähriger
durfte er den Namen des Vaters
führen.
samen Weingut.“ Das war im
Jahre 1913. „Mein Vater hielt es
in Weimar, wohin er als Profes-
sor auf die Hochschule für Bil-
dende Künste versetzt wurde,
nicht aus. Es gingen ihm dort
die Landschaft und die Modelle
ab. Und in Bozen fand er gute
Modelle“, wusste Ila.
Bei den Standschützen
mit dabei
Bei Ausbruch des ErstenWelt-
krieges war Egger-Lienz bereits
etablierter Kriegsmaler. Als Ti-
roler Standschütze kämpfte er
selbst an der Kriegsfront mit.
Ein Arzt attestierte ihm dann
„Herzbeschwerden beim Auf-
wärtsgehen“ und ermöglichte
ihm somit die Heimkehr. Schon
bald entstand sein monumenta-
les Gemälde „Die Namenlosen
1914“, das er selbst als eine sei-
ner stärksten Schöpfungen be-
zeichnete.
Auch Tochter Ila stand ihm oft
Modell. „In vielen langen, lang-
weiligen Sitzungen. Dafür
bekam ich von ihm ein Ringel
mit einem Stein“, erinnerte sie
sich. Nach Kriegsende sollte er
als Professor an die Akademie in
Wien wechseln, aber er wollte
nicht. Lieber beschäftigte er sich
von 1923 bis 1925 mit der Aus-
gestaltung der Kriegergedächt-
Hochzeit mit 31 Jahren
Dass Albin wie sein Vater den
künstlerischen Weg einschlagen
würde, war absehbar. So durfte
er bereits mit 16 Jahren die Aka-
demie der Bildenden Künste
München besuchen, um Malerei
zu studieren. „Auf Vermittlung
meines Großvaters und jene
von Maler Hugo Engl gelang
dies“, wusste Tochter Ila. Schon
während des Studiums erhielt
das große Talent Auszeichnun-
gen. Nach demAbschluss an der
Akademie zog es ihn als freien
Maler zurück nach Osttirol und
nach München. 1899 heiratete er
im Alter von 31 Jahren Laura
Helena Dorothea (verst. 1967)
und ließ sich in Wien nieder. Da-
mals erhielt er für sein Bild „Das
Kreuz“ die Große Goldene
Staatsmedaille. In der Bundes-
hauptstadt war er Mitglied des
Hagenbundes und der Wiener
Secession.
Ila Egger erzählte: „Schon
bald nach meiner Geburt zogen
wir weiter nach St. Justina bei
Bozen, in eine Wohnung auf
dem Grünwaldhof, einem ein-
Sein monumentales Gemälde „Die Namenlosen 1914“ bezeichnete Egger-Lienz selbst als eine
seiner stärksten Schöpfungen.
„Er war immer mit Mi
Der Geburtstag des
berühmten Osttiroler
Malers Albin Egger-
Lienz jährte sich
Ende Jänner zum
150. Mal. Auf dem
Bild der Maler um
1906.