GESCHICHTE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2018
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Gögele trug während des
Krieges Verantwortung für die
Schwestern des dort stationier-
ten Verwundetenspitals des
Deutschen Ordens und notierte
das Leiden der tausenden Pa-
tienten des Spitals ebenso wie
die Veränderung der Menschen
infolge des Krieges: Gewalt
wurde selbstverständlich, Ab-
stumpfung und Kriegsmüdig-
keit nahmen zu, Offiziere frön-
ten dem Alkohol und der Pro-
stitution. Die Ordensschwe-
stern und noch mehr die
weiblichen Hilfskräfte und Rot-
Kreuz-Schwestern waren dieser
Verrohung ausgesetzt. Zudem
wurde die Versorgungslage
immer prekärer, die österreich-
ungarische Besatzung griff aber
mit harter Hand durch. Es kam
zu Beschlagnahmungen, Hin-
richtungen, Strafaktionen gegen
die Zivilbevölkerung und da-
durch ausgelösten Flüchtlings-
strömen. Im März 1918 wurde
das Spital mitsamt Personal
und Gerätschaft an die Süd-
westfront nach Pordenone ver-
frachtet. Dort erlebte Kaplan
Im August 1914 rückte
der Deutschordens-
priester Karl Gögele
aus Lana als Feldka-
plan in Galizien (histori-
sche Landschaft in der
Westukraine und in
Südpolen) ein und
kehrte erst 1919 nach
turbulenten Kriegsjah-
ren an der Front in
Russland und später in
Italien in die Heimat zu-
rück. Lückenlos zeich-
nete er vom Ausbruch
bis zum Kriegsende
seine Beobachtungen
auf und hinterließ so
ein einzigartiges Zeit-
dokument.
Gögele die letzten Kriegsmo-
nate bis zum Kriegsende, den
chaotischen Rückzug über die
Grenze nach Österreich und die
schwierige Rückkehr nach Süd-
tirol, das mittlerweile zu Italien
gehörte.
Priester Gögele als Chro
Einzigartige Aufzeichnungen zum Ersten Weltkrieg:
Mitten im russischen Winter. Die Spitalskaserne bei Raureif, De-
zember 1915. Die Temperaturen erreichten oft weit unter Minus 20
Grad.
Kaplan Gögele segnet auf dem kasernennahen Soldatenfriedhof
verstorbene Patienten ein. Aus Mangel an Brettern wurden sie
ohne Sarg beerdigt, November 1915.
Kaplan
Karl Gögele
in der
Uniform
eines Feld-
geistlichen.
Sämtliche Bilder stammen aus den Fotoalben von Karl Gögele, verwahrt im Pfarrarchiv St. Leon-
hard.
Fotorechte: Raetia-Verlag