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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
15. JÄNNER 2018
CHRONIK
Entdeckungsreise durch Gmünd
Gmünd ist Oberkärntens älteste Stadt und weitum bekannt und geschätzt als „Künstlerstadt“. Sie bietet viele
Sehenswürdigkeiten und überraschende Entdeckungen, wenn man sich näher auf sie einlässt. Das neue, „interaktiv“
gestaltete Buch „Gmünd“ von Ulrike Mengeú, reich illustriert mit Fotos vom Millstätter Fotografen Reinhard Kager,
präsentiert Geschichte und Geschichten über Gmünd. Anekdoten, Bilder, Bekanntes und kaum Bekanntes oder Unbe-
kanntes, viele Antworten gibt es mit diesem Stadtführer als Begleiter eines kurzweiligen Stadtspazierganges.
Das Buch wurde kürzlich vom
Stadtverein Gmünd unter seinem
engagierten Obmann Anton Fritz
herausgegeben und von Land,
Stadt Gmünd und Dolomiten-
Bank Gmünd unterstützt. Es ent-
hält auch ein Vorwort von Dr.
Wolfgang Porsche (Vorsitzender
des Aufsichtsrates der Dr. Ing.
Porsche AG). Er macht deutlich,
dass Gmünd und Porsche eine
relative kurze, aber sehr bedeu-
tende Liaison (von 1944 bis
1951) bildeten. Sein Großvater
Ferdinand und Vater Ferry waren
mit einigen Mitarbeitern von
Stuttgart nach Gmünd umgesie-
delt, um den Kriegswirren zu
entkommen und weiterarbeiten
zu können. In Gmünd wurde u. a.
der berühmte Rennwagen Por-
sche Typ 360 „Cisitalia“ ent
wickelt. Das Porschemuseum in
Gmünd hält die Erinnerung an
die Fam. Porsche und den eins
tigen Firmensitz in Gmünd auf-
recht. Am Rande sei erwähnt:
der Katschberg (Stengerbühel)
hatte damals noch 32 % Stei-
gung, ideal zum Austesten der
Motoren.
Erzbischöfe & Grafen
Gmünd war einst eine wich-
tige Station für die weitere Über-
querung der Alpen: Sie bot den
Handelsreisenden Rast, Unter-
kunft und Versorgung. Nieder-
lagsrechte, Maut und Zölle wa-
ren wichtige Einnahmequellen.
Eine spezielle Ware dieser Han-
delsroute nach Venedig war Ar-
sen (aus dem Pöllatal). Die Pla-
nung und Anlage der Stadt
Gmünd war von den Salzburger
Erzbischöfen gut überlegt. Die
Lodron waren überaus bedeu-
tend für die Stadt(-Entwick-
lung). 1639 kaufte
Salzburgs Fürsterz-
bischof Paris Lodron
die Herrschaft und
Stadt Gmünd samt
den
Schlössern
Dornbach, Kronegg
in Malta und Land-
gericht
Rauchen-
katsch. Die Grafen
Lodron hatten auch
als „kleines Hell-
brunn“ für ihren
Zweitsitz
das
Schloss Dornbach
eingerichtet.
Das Buch infor-
miert kurzweilig von
der Alten Burg, vom
Schloss, von Wetter-
katastrophen, von
Hofreitstallung und
höfischem Lustwan-
deln, vom Arsen(-
handel), von Frido Kordon, von
Gmünd als Bergsteigerort, vom
Stadtarchiv, von der geteilten
Kirche, von Eva Faschaunerin,
die das letzte Opfer der Blutge-
richtsbarkeit in Gmünd war und
am Galgenbühel durch das
Schwert starb. Ausführlich wird
auch Gmünds Weg zur „Künst-
lerstadt“ beschrieben bzw. „wie
die Kunst Gmünd wieder ent-
deckte“. Die kulturellen Leistun-
gen von Heinz Miklautz, Im-
pulsgeber Manfred Tischitz und
Künstler Fritz Russ, die Kultur
initiative werden hervorgehoben.
Die bekannten Künstlerinnen
Birgit Bachmann und Larissa
Tomassetti ließen sich in Gmünd
nieder. Gmünd wurde die Stadt
der Galerien und des Kunsthand-
werks, es gibt das Haus des
Staunens, einzigartige Ausstel-
lungen, Matinees, Sommeraka-
demie, Malwerkstätte, Kultur
kino usw.
Galerien und Werkstätten
Nunmehr seit 21 Jahren ist Dr.
Erika Schuster an der Spitze der
Kulturinitiative sehr engagiert
und schuf in Kooperation und
Gemeinsamkeit die Marke
„Künstlerstadt Gmünd". Die Be-
gegnung von Ulrike Mengeú mit
Stadtarchivar Anton Fritz und
ihre Mitarbeit im Stadtarchiv
war für sie sehr produktiv, konn-
te sie dadurch Antworten auf
Fragen bezüglich der Stadt fin-
den und festhalten. Sie konnte –
lebendig dargestellt – zusammen
mit den Foto-Interpretationen
viel Verborgenes und Verges-
senes und überraschende Details
ans Licht heben. Und will auch
zum Nachdenken anregen: „Es
gibt für uns alle noch viele Brü-
cken zu bauen, um gesellschaft-
liche Akzeptanz von Kunst
durch alle Bevölkerungsschich-
ten zu gewinnen. Sie berei-
chert nicht nur in Form kre-
ativer Bearbeitung unseres
Daseins, sondern ist durch-
aus auch in der Lage, aktu-
elle Probleme der Gesell-
schaft mit zu einer Lösung
zu bringen.“ Wenn Autorin
Ulrike Mengeù, eine gebür-
tige Liesertalerin, sagt: „Das
Gesicht einer Stadt wird
umso deutlicher, je mehr
Geschichten man von ihr
hört“, so kann man dies nur
bekräftigen und ihr zu ihrem
176 Seiten starken Werk
gratulieren.
Karl Brunner
Gmünd besitzt viele Klein
ode, u. a. auch diesen Trink
brunnen aus dem Jahr 1757.
Fotos: k. brunner
Die Lieserstadt mit der mächtigen Alten Burg.