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REPORTAGE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JULI/AUGUST 2017

37

der auf den Weg ins Gasthaus.“

Bis heute weiß der Vater nicht,

wo Hans eigentlich wohnt. „Er

interessiert sich dafür nicht.

Nur wenn er etwas von mir

braucht, ruft er mich an.“ Der

Vater hat mittlerweile vor etli-

chen Jahren aufgehört zu trin-

ken.

Rausgeschmissen

Hans fragt sich heute, ob es

normal ist, dass man bis kurz

vor Schuleintritt noch einen

Schnuller braucht. „Es war bei

mir nämlich so.“ Und schon im

Kindergarten war er ein Au-

ßenseiter. „Weil ich immer

weinte und zur Mutter heim-

wollte. Auch später als Schüler

war das so. Bis heute will ich

lieber daheim sein als ir-

gendwo.“

In seinem Zimmer gab es nie

Strom, auch keine Heizung.

„Meinem Vater war dies egal.

So legte ich mir einfach selbst

den Strom. Ich war damals 13

Jahre alt. Und im Winter legte

ich mich oft mit dem Gewand

ins Bett – so kalt war mir.“

Mit 15 Jahren wurde er dann

vom Vater kompromisslos vor

die Tür gesetzt. „Ich musste

dann alleine zurechtkommen.“

Was er dann tat, wie es mit ihm

damals weiterging, davon will

Hans nicht viel erzählen. „Ich

habe dann jedenfalls einigen

Blödsinn gemacht, hatte oft mit

der Polizei zu tun.“ Mit 19 Jah-

ren wurde er Vater. Das Kind

wuchs bei der Mutter auf,

nachdem Hans seine Freundin

mit einem anderen Burschen im

Bett erwischt hatte.

„Hänge zu sehr am

Leben“

Eine Beziehung reihte sich

dann an die andere. Mittler-

weile fühlt er sich so schwer

angeschlagen – auch körperlich

– dass er kaum mehr arbeiten

kann. „Aber ich gebe nicht auf.

Ich werde mich wieder aufrich-

ten“, ist er dennoch optimi-

stisch und sucht laufend nach

entsprechenden Wegen.

Vor einigen Jahren wollte er

sich mit Tabletten allerdings

das Leben nehmen. „Sie lagen

schon auf dem Tisch. Aber ich

schaffte es einfach nicht, sie zu

schlucken. Dafür hänge ich ein-

fach zu sehr am Leben. Vorm

Sterben habe ich zu große

Angst.“

Mit Ärzten und Psychologen,

die er bislang aufsuchte,

machte er keine erfolgreichen

Erfahrungen. „Entweder hörten

sie mir nicht richtig zu oder sie

sagten mir gleich, dass sie mir

nicht helfen können.“

Martina Holzer

schaut unbeschreiblich arg aus

und anderes mehr. Unser Vater

hat uns tatsächlich alle ,gerich-

tet‘.“ Nur wenn er nüchtern

war, konnte man mit ihm reden.

„Dann spielte er auch was mit

uns. Dann waren wir alle so

glücklich. Aber es dauerte nicht

lange, dann machte er sich wie-

Besonders die Mutter von Hans musste viele Schläge über sich er-

gehen lassen.

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