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OSTTIROLER

NUMMER 5-6/2017

5

HEIMATBLÄTTER

ausgedrückt in den Worten „schläft und

ruht in Christus“. Christus ist sein Erlöser

und Befreier („ERLEDIGER“) von Sünde,

Tod und Teufel.

12

Der Abschluss „Der Herr wolle …“

stammt aus demAaronitischen Segen (Nu-

meri = 4. Mose 6, 24-26), wie ihn Luther

in

„Deutsche Messe und Ordnung des

Gottesdienstes“

, 1526, empfiehlt.

13

Der

Segen des Gottesdienstes reicht gleichsam

hinein in die Ewigkeit.

Weil es nicht mein Verdienst ist, dass ich

in Christus Ruhe finde, – wie könnte ich

„armes Werk“ auch Verdienste erwerben

können –, sondern die Gnade Gottes in

Christus, gehört Gott allein die Ehre: „Soli

Deo Gloria“!

„Soli Deo Gloria“ findet sich auch an

der Außenseite der Kirche St. Michael.

14

Ein Gedenkstein mit einer ebensolchen

Inschrift ist vor dem Schloss Paternion in

Kärnten aufgestellt. Dazu schreibt das

Kärntner Bildungswerk: „Die Glaubens-

aussage SOLI DEO GLORIA (Gott allein

die Ehre) ist typisch für die Reformations-

zeit.“

15

Anmerkungen

:

1

Martin Erwin M

ADRUTTER

, Die Defregger Protestanten,

Diplomarbeit, MS, Wien 2002, S. 26.

2

Eine ausführliche Beschreibung der Kirche St. Michael

in Lienz sowie der Personen der Familie Graben liegt vor

in: Meinrad P

IZZININ

i, Die St.-Michaels-Kirche in Lienz,

Innsbruck 1983.

3

Günter M

ERZ

, Fröhliche Auferstehung. Von der Refor-

mation geprägte Grabdenkmäler in OÖ, hrsg. vom Evan-

gelischen Museum Oberösterreich, Rutzenmoos 2010,

S. 10.

4

Luther übersetzte hier falsch. In der neuesten Revision

von 2017 lautet die Stelle:

„Aber ich weiß, dass mein Er-

löser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich

erheben. Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist,

werde ich doch ohne mein Fleisch Gott sehen.“

5

Inschrift siehe bei P

IZZININI

, St. Michael (wie Anm. 2),

S. 31 f.

6

Vgl. P

IZZININI

, St. Michael (wie Anm. 2), S. 29 f.

7

Ein anderes Beispiel von Hiob 19, 25 f. in gereimter

Form siehe bei M

ERZ

, Fröhliche Auferstehung (wie

Anm. 3), S. 30.

8

Luther-Lexikon, hrsg. von Kurt A

LAND

, 3. Aufl., Göt-

tingen 1974, S. 172.

9

M

ERZ

, Fröhliche Auferstehung (wie Anm. 3), S. 28.

10

Vgl. P

IZZININI

, St. Michael (wie Anm. 2), S. 32.

11

Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-

lutherischen Kirche, hrsg. vom Lutherischen Kirchen-

amt, Gütersloh 1986, Nr. 527.

12

So auch auf einem runden Stein in der Kirche St. Marien

in Lienz, links unter der Empore: „DORMIO IN XPO /

IVNKFRAU KATAR / INA DE GRABEN / A / D /

1 . 5 . 5 . 2“.

13

Luther Deutsch, hrsg. von Kurt A

LAND

, 2. Aufl., Stuttgart

1983, Bd. 6, S. 101.

14

Vgl. P

IZZININI

, St. Michael (wie Anm. 2), S. 34.

15

Kärntner Bildungswerk unter der Internet-Adresse

http://www.kleindenkmaeler.at/detail/steindenkmal

schloss paternion (12.04.2017).

Grabstein für Katharina von Graben, ge-

storben 1552, in der Karmeliten-Franzis-

kanerkirche in Lienz.

Foto: Meinrad Pizzinini

Das niederbayerische Geschlecht der

Leubelfing war in der Region Pustertal/

Oberkärnten nicht ansässig, ja, gar nicht

bekannt. Es drängt sich daher die Frage

auf, warum Paul und Ursula von Leubel-

fing durch ein künstlerisch wertvolles

Tafelgemälde aus dem Jahr 1578 in der

Lienzer Kirche St. Michael dokumentiert

sind. Eine Aufklärung erhält man durch

die verwandtschaftlichen Beziehungen

des Paares zur Familie Graben, die die

Kirche mit einer Benefiz-Stiftung ver-

sehen und den Ausbau des Gotteshauses

zu ihrer „Grabeskirche“ durchgeführt

haben. Virgil von Graben (gest. 1507),

der in der Regierungszeit des letzten Gör-

zer Landesfürsten, Graf Leonhard, eine

wichtige politische Rolle gespielt hatte,

tätigte in den Jahren 1501 und 1503 für

die St. Michaels-Kirche fromme Stiftun-

gen.

Die Stiftung vom 17. August 1501 um-

fasste reiche Güter, von deren Ertrag ein

Geistlicher leben konnte. Als „Gegen-

leistung“ sollte der Kaplan, später Be-

nefiziat genannt, wöchentlich fünf hl.

Messen lesen und im Gebet der verstor-

benen Habsburger, Görzer und der Mit-

glieder der Familie Graben gedenken. –

Mit 19. Juni 1503 wurde durch Virgil von

Graben eine weitere Stiftung getätigt, die

dem Seelenheil Verstorbener zugutekom-

men sollte.

Die Verbindungen zwischen kärntne-

risch-tirolischem und bayerischem Adel

gehen weiter zurück. – Die Anbahnung

der zweiten Ehe von Rosina geborene von

Graben und Haimeran(d) von Rain ging

wohl auf ihren Vater Ernst von Graben

zurück, der in Salzburg wirkte. Rosina

(gest. 1534) war die Nichte des Virgil von

Graben. Als Erbtochter gelangte sie in

den Besitz von Burg und Herrschaft Som-

meregg, wodurch auch ihr Gatte in den

Genuss dieser Besitzungen kam. Die

Burg liegt in der heutigen Gemeinde See-

boden am Millstättersee. Eine bedeu-

tende Aufwertung erfuhr das Geschlecht

mit der Erhebung in den Freiherrenstand

durch Kaiser Karl V. im Jahr 1530. Hai-

meran und sein Bruder Christoph erhiel-

ten das Prädikat „von Rain und Sommer-

egg“, wobei sich „Rain“ auf eine Burg in

Niederbayern und „Sommeregg“ auf eine

Burg in Kärnten bezog. Zu Haimerans

und Rosinas Kindern zählten Beatrix

von Raubach geborene von Rain, die in

St. Michael begraben ist (gest. 1538) und

Hans Joachim (Jochen), Freiherr von

Rain und Sommeregg, der auch im baye-

rischen Straubing Interessen vertrat und

sogar die Funktion eines Rates ausfüllte.

Zu den Nachkommen des Paares gehörte

die Tochter Ursula. Nicht nur, dass ihre

Ehe mit Paul von Leubelfing eine neuer-

liche enge Beziehung zwischen tirolisch-

kärntnerischem und bayerischem Adel

darstellte, es darf angenommen werden,

dass über solche Verbindungen – wie

schon zwischen Rosina von Graben und

Haimeran von Rain – reformatorisches

Gedankengut aus Bayern nach Kärnten

und ins heutige Osttirol eingedrungen ist.

Meinrad Pizzinin

i

Gedenktafel für Paul und Ursula von Leubelfing, gestiftet im Jahr 1578, ausgeführt vom

Lienzer Maler Andrä Peurweg; Lienz, St. Michael.

Foto: Meinrad Pizzinini