OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2017
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HEIMATBLÄTTER
Jakob Gliber pflegte auch noch die
Freundschaft mit seinen Sangesbrüdern im
Schubertbund. Sogar nach seinem offi-
ziellen Ausscheiden aus demVerein, als er
schon nach Admont übersiedelt war, wird
Gliber noch einmal in der Chronik über
das 18. Vereinsjahr 1880/1881 erwähnt:
„Am 31. Juli unternahm der Schubert-
bund seine 3. Rundreise,
[…]
Durch das
wildromantische Gesäuse ging es fort nach
Admont; die Aufnahme der Sänger war
hier seitens der Gemeinde und der Ein-
wohnerschaft ebenfalls eine freundliche.
[…]
Auch unser ehemaliges, zurzeit in Ad-
mont ansässiges Mitglied Glieber ließ sich
mit einem von ihm zusammengestellten
Doppelquartett hören.“
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Dabei handelt es sich wohl um die „Ge-
sangsgesellschaft: Die Gemüthlichen“, von
der sich im Nachlass Glibers noch Lieder-
bücher (1. und 2. Tenor sowie 1. Bass) be-
finden. Sie sind mit 20. Jänner 1881 datiert.
Gliber scheint also schon bald nach seiner
Übersiedlung nach Admont auch dort wie-
der sängerisch tätig geworden zu sein.
Rückkehr nach Osttirol
Im Jahre 1892 hatte Jakob Gliber
schließlich alle seine bildhauerischen
Aufträge in Admont fertiggestellt. Den
mittlerweile 68-Jährigen zog es nun wie-
der zurück in seine geliebte Heimat Ost-
tirol. Im kleinen Dorf Amlach nahe Lienz
nahm er sich eine Wohnung. Schon bald
bekam er einen Auftrag für zwei steinerne
Engel für den neuen Altar in der Pfarr-
kirche Buchkirchen (Oberösterreich).
Im Nachbardorf Leisach pachtete er
schließlich das heute noch stehende
„Schwingerhaus“, das damalige Gemein-
dehaus. Auf 20 Jahre lautete der Vertrag
mit dem nun fast Siebzigjährigen. Dass es
schließlich 21 Jahre werden sollten, hatte
sich damals wohl nicht einmal er selbst ge-
dacht.
Jakob Glibers Sängerfahrten
Die Musik wurde seit seiner Rückkehr
nach Osttirol für Jakob Gliber immer
wichtiger. Er war viel auf Konzertreisen
und bemühte sich in vielerlei Hinsicht, den
Volksgesang in Tirol am Leben zu erhalten
bzw. wieder zu beleben. In den Jahren
1892 bis 1917 berichteten zahlreiche re-
gionale und auch überregionale Tages- und
Wochenzeitungen von seinen musikali-
schen Reisen.
„Der Burggräfler“ kündigte in seiner
Ausgabe vom 4. Mai 1907 ein Konzert wie
folgt an:
„Kunstnotiz. Dienstag, 7. Mai, abends
wird sich im Marchettigarten Herr Jakob
Gliber als Natursänger und Jodler produ-
zieren.
[…]
Jetzt hat er sich in seine Hei-
mat zurückgezogen, wo er den Chor- und
Volksgesang, der dort fast eingeschlafen
ist, wieder heben will. Um nun einen san-
geskundigen Lehrer anstellen zu können,
gibt er Konzerte.
[…]
“
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Gliber war zu dieser Zeit sicherlich eine
regionale, vermutlich sogar überregionale
Berühmtheit, und er pflegte sein Image. Er
trat stets in seiner Tiroler Volkstracht auf,
die von der „Meraner Zeitung“ als „Pus-
tertaler Tracht“
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bezeichnet wurde.
Jakob Glibers Engagement für sein
Heimatdorf
Zusätzlich zu seinen Bemühungen, den
Chor- und Volksgesang in seiner Heimat
zu beleben, unterstützte er sein Heimatdorf
Ainet auch beim Wiederaufbau nach den
zwei verheerenden Brandkatastrophen der
Jahre 1899 und 1903. So berichtete „Der
Burggräfler“ in seiner Ausgabe vom 11.
Mai 1907 in einer Rezension zum bereits
erwähnten Konzert im Bozner Marchetti-
garten:
„[…]
Es hatten sich einige andere San-
gesbrüder sowie die bestbekannte Sänger-
„Wahlspruch des ‚Schubertbund‘“ in Wien, dem Gliber durch viele Jahre angehörte.
(Nachlass Jakob Gliber, Ainet)
Rep.: Raphael Lukasser
Ausschnitt aus dem Protokoll der 54. Hauptversammlung des Lienzer Sängerbundes vom
29. Oktober 1913, in der Jakob Gliber zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
(Archiv Lienzer Sängerbund 1860)
Rep.: Raphael Lukasser
gesellschaft Ranchlmayr zusammengefun-
den, um den Herrn Jakel Gliber in seinem
Bestreben, für die Abgebrannten in Ainet ein
Scherflein beizusteuern, zu unterstützen.“
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In der Zeitschrift „Das Deutsche Volks-
lied“ startete er Spendenaufrufe, um zu-
sätzliche Gelder für den Wiederaufbau sei-
nes Heimatdorfes auftreiben zu können:
„Ein Hilferuf aus Tirol.
[…]
die Gemeinde Ainet ist durch Feu-
ersbrunst sehr stark heimgesucht worden;
der Kirchturm abgebrannt, die Glocken ge-
schmolzen, das Kirchdach abgebrannt, und
die Gemälde durch den Rauch total ruiniert,
und war leider nur auf 800 Gulden asseku-
riert. Der Pfarrhof und zwei Wohnhäuser
samt Scheunen sind auch niedergebrannt.“
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Jakob Gliber als Mitglied des
Lienzer Sängerbundes
Wohl bald nach seiner Rückkehr nach
Osttirol trat Gliber dem 1860 gegründeten
Lienzer Sängerbund bei. Und er scheint
ein sehr eifriges Mitglied gewesen zu sein.
Selbst im hohen Alter ließ er es sich nicht
nehmen, mit dem Lienzer Sängerbund auf
Reisen zu gehen. Die „Freien Stimmen“
berichteten z. B. vomAusflug des Lienzer
Sängerbundes nach Kötschach am Sonn-
tag, dem 13. Juli 1912:
„[…]
und große Bewunderung und ge-
rechtes Staunen rief der greise Sänger Gli-
ber hervor, der trotz seiner 87 Jahre die
Mühe nicht scheute, auch an diesem Tage
seine immer noch frische Stimme zur
Freude aller erklingen zu lassen.“
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Bei der 54. Hauptversammlung des
Lienzer Sängerbundes am 29. Oktober
1913 wurde Gliber zum Ehrenmitglied er-
nannt. Die Ehrung fand überregional
mediale Beachtung. Dem in Wien erschei-
nenden „Interessanten Blatt“ war sie
sogar eine großformatige Fotografie wert.
Die letzten Lebensjahre
Ende Jänner des Jahres 1914 übersie-
delte der bald 90-Jährige wieder in sein
Geburtshaus beim „Kircher“ in Ainet. Dort
starb er am 1. Feber 1917 abends.
Auch das Ableben des Künstlers wurde
überregional wahrgenommen. So berich-
teten nicht nur die „Bozner Nachrichten“,
die „Meraner Zeitung“ und das in Bozen
erscheinende „Tiroler Volksblatt“ unter
dem Titel „Der Nestor der Tiroler Künstler
gestorben“
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, sondern auch die „Wiener
Zeitung“. Das ebenfalls in Wien erschie-
nene „Fremden-Blatt“, das „Neue Wiener
Journal“, das Wiener „Neuigkeits-Welt-
Blatt“, das „Vorarlberger Volksblatt“ und
sogar das „Prager Tagblatt“ brachten in
den Tagen nach dem Tod des Künstlers
z. T. ausführliche Nachrufe.
Weil dem Lienzer Sängerbund zum Zeit-
punkt des Todes Glibers im vorletzten
Kriegsjahr infolge Einberufung vieler Sän-