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OSTTIROLER

NUMMER 1-2/2017

3

HEIMATBLÄTTER

Leben und Wirken in Wien und

Admont zwischen 1871 und 1892

Zurück in der Hauptstadt der Habsbur-

ger-Monarchie, musste sich Gliber schnell

wieder an den Bildhaueralltag gewöhnen.

Neben einigen Arbeiten in den Werkstätten

der großen Wiener Bildhauer gelang es

ihm bald, auch eigene Aufträge zu be-

kommen: die Statuen in der Wiener Votiv-

kirche (Hll. Justus, Johannes Nepomuk,

Rupertus, Hedwig, Severin, Bonifatius)

und die beiden Standbilder Albertus Mag-

nus und Marco Polo für das Naturhistori-

sche Museum.

In diesen Jahren trat Gliber auch dem

„Wiener Schubertbund“ bei.

In der Chronik

des Vereines wird er im

„Verzeichnis der

ausübenden Mitglieder, die sich im Schu-

bertbunde besondere Verdienste erwarben“,

mehrmals angeführt:

27

einmal als Solist bei

Konzerten

28

, durch Liedervorträge

29

und

„Deklamationen, heitere Vorträge etc.“

30

.

Vom 13. Vereinsjahr des Chores, 1876, ist

Folgendes in der Chronik vermerkt:

„Am 6. Mai fand in den Sälen ‚Zu den

drei Engeln‘ ein heiterer Vergnügungs-

abend statt, um dessen Gelingen das

‚Fidele Komitee‘ (Obmann Kränzl, Schrift-

führer Schulmeister, ferner Fetzmann,

Krenn, Kiener, Schleinz, Seidlmann, Hein-

rich und Adalbert Winter), sowie die mit-

wirkenden Mitglieder Kirchl, Bischof,

Stubenrauch, Ulrichs, Glieber, Seidlmann

und Schulmeister sich besondere Dienste

erwarben.“

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Im August desselben Jahres unternahm

der Schubertbund eine mehrtägige Reise.

Eine der Stationen war Admont. Während

einer Rast nach der Besichtigung des

Schlosses Röthelstein formierte Gliber ein

Gesangsquartett und unterhielt die Gesell-

schaft mit Jodlern und Liedern:

„Mitglied Gliber hatte sich mit drei an-

deren Schubertbündlern zu einem Quar-

tette vereinigt und seine hellklingenden,

übermütigen Jodler riefen das Entzücken

aller Anwesenden hervor.“

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Trotz seiner großen Liebe zur Musik

musste er sich seinen Lebensunterhalt als

Bildhauer verdienen. Bei einer seiner vie-

len Arbeiten im Freien zog sich Gliber

einen schweren Rheumatismus im linken

Bein zu. Zu lange ignorierte er die Be-

schwerden, und die Krankheit verschlim-

merte sich daher so, dass er schließlich

bettlägerig wurde. Zehn Wochen lag er im

Bett, dann brachte ihn Anastasia nach

Baden bei Wien.

Und kaum ging es ihm etwas besser,

sang er wieder. Oder vielleicht war es auch

umgekehrt. Jedenfalls setzt er seinen Be-

richt über den Kuraufenthalt so fort:

„[…]

, und so habe ich manchmal so mit

Lust gesungen, / daß Leute beim Bad sind

stehen geblieben und haben / zugehört. Die

12. Woche habe ich mich bei meine Freunde

/ und Leidensgenossen recht herzlich ver-

abschiedet, gute Besserung / gewunschen

und so in guter Hoffnung nach Wien.

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Doch in Wien blieb Gliber nicht sehr

lange. Wie ihm während seiner letzten Ar-

beiten im Stift Admont versprochen wor-

den war, bekam er dort einen weiteren Auf-

trag, einen Kreuzweg. Abt Zeno Müller

zeigte sich sehr zufrieden mit Glibers Ent-

würfen, der die Gipsmodelle der Kirche

seiner Heimatgemeinde vermachte, und so-

gleich machte sich der Bildhauer ans Werk.

Trotz schlechter Qualität des gelieferten

Holzes konnte er die ersten Reliefs bald

fertigstellen. Dies rief schnell einige Neider

auf den Plan, und es währte nicht lange, bis

er vor Schwierigkeiten mit der neuen

Stiftsführung stand. Abt Zeno, mit dem

Gliber sich so gut verstanden hatte, war

laut seinen Lebenserinnerungen „

geistes-

krank“

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geworden und das Stift war ver-

schuldet. Der neue Administrator, P.

Guido Schenzl, reduzierte des Künstlers

Entgelt. Gliber wusste sich keine andere

Hilfe, als seinen Mentor Josef Gasser aus

Wien zu bitten, seine Werke zu begutach-

ten. Gasser reiste alsbald nach Admont und

schlichtete den Streit.

Jakob Glibers Zeit in Admont war aber

nicht nur von seiner bildhauerischen Arbeit

geprägt. Auch seiner musikalischen Lei-

denschaft, dem Singen und v. a. dem Jo-

deln, ging er eifrig nach. Er gab Jungen

und Mädchen Gesangsunterricht und un-

terhielt mit seinen Liedern so manche

abendliche Wirtshausrunde. V. a. ersteres

missfiel den Patres offenbar und trug wahr-

scheinlich auch dazu bei, dass man Gliber

zeitweise nicht sehr schätzte.

Beispiele für Jakob Glibers plastische Arbeiten: Madonnenstatue aus Birnbaumholz, erstes selbstständiges Werk. – Statue des Hl. Blasius,

angefertigt für das Stift Admont. – St. Severin in der Votivkirche in Wien.

(Aufnahmen unbek. Fotografen im Nachlass von Jakob Gliber, Ainet)

Statue, darstellend Marco Polo, für das

Naturhistorische Museum in Wien.

(Aufnahme eines unbekannten

Fotografen im Nachlass des Künstlers)