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CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JUNI/JULI 2016

33

Eltern ab. „Ich hatte ein solches

Verlangen danach, dass ich die-

ses dann mit Essen auffüllte

und somit immer dicker wurde.

Auch fühlte ich immer schon,

wie sehr meine Mutter ihren

eigenen Körper ablehnte. Auch

wollte sie nie über typische

‚Frauenthemen‘ mit mir reden.

Sie hätte sich dafür zu sehr ge-

schämt.“

bereit sein muss, um loszuren-

nen. Ständig spüre ich einen

Spannungszustand. Mittler-

weile weiß ich, dass viele

Menschen, deren Eltern auf der

Flucht waren, sich ähnlich füh-

len.“ Als ihr Vater aus dem

Konzentrationslager heimkeh-

ren wollte, war nichts mehr von

seinem Zuhause übrig. Das

Haus war zerbombt und schon

vorher seiner Familie entrissen

worden, seine Eltern und Ge-

schwister waren ermordet wor-

den. „Er war völlig sich selbst

überlassen. Heute leben meine

Eltern, die sich einige Jahre

nach Kriegsende kennengelernt

hatten, in einem Heim in Mün-

chen. Sie sind beide dement“,

so Maria. Die 55-Jährige ist seit

vielen Jahren im Osttiroler

Pustertal verheiratet. Kinder

hat sie keine. „Ich hatte immer

große Angst, dass ich meinen

Kindern ebenfalls nie Liebe

und Geborgenheit schenken

könne. Und die größte Angst

war immer, ein Mädchen zur

Welt zu bringen. Ich wüsste

nicht, wie ich damit bzw. der

Weiblichkeit umgehen sollte.“

Martina Holzer

Dieses Phänomen nennt man

transgenerationale Übertra-

gung“, informiert der Psycho-

analytiker der 55-Jährigen. Ihre

Eltern setzten, so der Therapeut,

auch die kindlichen Aggressio-

nen Marias, die für sie uner-

träglich waren, in ihrer Vorstel-

lung mit den aggressiven Hand-

lungen ihrer Peiniger in den

Konzentrationslagern gleich.

„Maria konnte somit nicht ler-

nen, Aggression als Teil von

sich selbst zu integrieren, son-

dern erlebte diese als dämo-

nisch-zerstörerische Kraft.“

Großer Hunger

nach Wärme

Maria ging auch seit jeher die

Nähe und Geborgenheit der

Was Maria vor kurzem he-

rausfand: Ihre Mutter wurde in

den KZ-Lagern auch sexuell

ausgebeutet. „Das hat sie einer

Pflegerin erzählt. Über Jahr-

zehnte trug sie ihre ‚Schande‘

mit sich herum.“ Der Vater

musste wiederum „seine“ eige-

nen „Leute“ erschießen, wurde

brutal gefoltert und beschimpft.

„Zuvor waren beide – sie kann-

ten sich ja damals noch nicht –

ständig auf der Flucht“, so

Maria, die dieses „Lebensge-

fühl“ ebenfalls von ihren Eltern

„vererbt“ bekam.

„Ständig unter

Spannung“

„Noch heute habe ich das dif-

fuse Gefühl, dass ich jederzeit

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ngen ihrer Eltern „geerbt“

Maria litt schon früh an schweren psychischen Störungen.