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NATUR

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JUNI/JULI 2016

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Zuchtstationen in einer künstli-

chen Horstnische im Marteller

Schludertal ausgewildert. „Die

wirkliche Sensation entdeckten

unsere Parkförster aber im

Winter 2014/15, als ein Bart-

geier-Paar im Hintermartell

brütete. Der ‚Hintermartell‘ be-

nannte Junggeier flog am 20.

Juli 2015 erstmals aus seinem

Horst aus und war der erste

Südtiroler Bartgeier aus einer

Naturbrut seit circa 100 Jah-

ren“, so Gunsch begeistert.

Und im vergangenen Winter

gab es wieder Grund zur Freude:

2016 schlüpfte erneut ein Jung-

tier im Martelltal. Es ist die

zweite geglückte Freilandbrut

eines Bartgeiers in Südtirol.

Geeigneter Lebensraum

„Im Nationalpark fühlen sich

die Bartgeier sichtlich wohl.

Hier findet der Greifvogel ideale

Lebensraumbedingungen: weite

Hochflächen oberhalb der Wald-

grenze, eine gute Thermik und

ein reichliches Angebot an Huf-

tierkadavern“,

unterstreicht

Gunsch. Die heutige Population

Durch menschliche Verfol-

gung war der Bartgeier mit dem

Abschuss des letzten Vogels

1930 in den Alpen restlos aus-

gerottet worden. Er war im

Volksmund als „Lämmergeier“

verschrieen und wurde deshalb

verfolgt. Er ist jedoch ein reiner

Aasfresser. „Die Wiederansie-

delung des Bartgeiers in den

Alpen ist bisher erfolgreich ver-

laufen, braucht aber seine Zeit“,

erklärt Landesrat Richard

Theiner. „Die Fortsetzung des

extensiven Monitorings und

der Schutzmaßnahmen macht

also durchaus Sinn.“

Start vor 30 Jahren

Der Nationalpark Stilfserjoch

ist am internationalen Gemein-

schaftsprojekt von Zoos und

Schutzgebieten, mit dem Ziel der

Wiederansiedlung des Bartgeiers

in den Alpen, beteiligt. Vor

30 Jahren hatte man ausgehend

vomAlpenzoo Innsbruck mit der

Vermehrung dieses besonderen

Greifvogels in Zoos und Zucht-

stationen begonnen. „Die ersten

Freilassungen von jungen Bart-

geiern aus diesen Aufzuchten

waren 1986 erfolgt“, berichtet

Hanspeter Gunsch, Direktor des

Landesamtes für den National-

park Stilfserjoch. 1997 kam es

zur ersten erfolgreichen Natur-

Brut eines Bartgeier-Paares in

den französischen Seealpen,

1998 brütete das Paar „Braulio“

im Nationalpark Stilfserjoch.

Elf junge Bartgeier

Zwischen 2000 und 2008

wurden im Nationalpark Stilf-

serjoch in fünf Freilassungs-

aktionen elf junge Bartgeier aus

Bartgeier.

Foto: Michele Mendi

Der Bartgeier findet im Martelltal einen geeigneten Lebensraum und ein gutes Nahrungsangebot vor.

Foto: Luca Cascale

100 Jahre nach seiner

Ausrottung in den Alpen ist im

Martelltal die zweite Freiland-

brut eines Bartgeiers geglückt.

Das Wiederansiedlungs-

Projekt scheint ein Erfolg zu

werden.

Der Bartgeier fliegt wieder i