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Das beliebte Motiv

mit dem kleinsten

und dem größten

Standschützen des

Bataillons Lienz

taucht auch auf der

Schießscheibe zum

„Gedenkschießen

40 Jahre Stand-

schütze 1915 –

1955“ auf, gemalt

von Franz Wimmer.

(Lienz, Schießstand

des Sportschützen-

vereins Lienz)

Foto:

Manfred Gasser

OSTTIROLER

NUMMER 11-12/2015

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HEIMATBLÄTTER

„Landesschützen“ oder einfach „Schüt-

zen“ genannt, wozu auch die eingeschrie-

benen Schießstandschützen, die „Stand-

schützen“, als Kern des Zuzugs gehörten.

Daneben gab es weiterhin das allgemeine

Aufgebot, den „Landsturm“. Bei der Be-

drohung des Landes Tirol im Süden in den

Jahren 1848, 1859 und 1866 sind sowohl

Landes- als auch Standschützen ausgezo-

gen; 1866 überdies auch der Landsturm.

Im Jahr 1867 trat mit der Einführung der

allgemeinen Wehrpflicht – nun in moder-

nem Sinn – eine gravierende Änderung

ein. Aus den Landesschützen wurde nun

eine stehende Truppe als Teil der k. k.

Landwehr. Mit 1. Mai 1906 wurde diese

zu einer ausgesprochenen Gebirgstruppe

mit besonderer Ausrüstung und Ausbil-

dung umstrukturiert. – Daneben bestanden

in Tirol auch noch die vier Kaiserjäger-

Regimenter als Teil der gesamtstaatlichen

Wehrmacht Österreich-Ungarns.

Was die Standschützen betrifft, ist so-

wohl in der zeitgenössischen Presse als

auch in der Geschichtsschreibung ein My-

thos um sie entstanden, der viel zur Iden-

tität der Tiroler Landesverteidigung insge-

samt beigetragen hat. Vergleiche mit

Anno Neun, Vaterlandsliebe, Pflichterfül-

lung, grenzenlose Einsatzbereitschaft bis

zur Selbstaufgabe kennzeichnen die Aura,

von der die Institution Standschützen teils

bis heute zehrt.

Die Standschützen-Bataillone im

östlichen Pustertal

Auf Drängen des Tiroler Militärkom-

mandanten Ludwig von Können-Horak war

bereits im Mai 1913 ein Gesetz verabschie-

det worden, das die eingeschriebenen Mit-

glieder der zahlreichen Schießstände und

auch der bestehenden Veteranenvereine zu

„landsturmpflichtigen Körperschaften“ er-

klärte. Damit sollte ihr Einsatz im gegebe-

nen Ernstfall ermöglicht werden.

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Niemand

ahnte, dass dieser sehr bald eintreten würde.

Auf dieser gesetzlichen Basis befahl

Können-Horak am 19. August 1914, die

„immatrikulierten Standschützen“ Tirols

und Vorarlbergs einer Musterung zu unter-

ziehen und zu vereidigen. Später wurde die-

ser Tag als „der eigentliche Geburtstag des

Tiroler und Vorarlberger Standschützen-

korps“ bezeichnet.

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Die Schießstandschüt-

zen der wehrpflichtigen Jahrgänge waren

bereits zu verschiedenen Truppen (Kaiser-

jäger, Landesschützen, Landsturm) einge-

zogen, weshalb die Zahl dieser möglichen

Landesverteidiger nicht allzu groß war. Ver-

ständlich, dass bei den 42- bis 60-jährigen

Männern und den noch nicht wehrpflichti-

gen Burschen unter einundzwanzig gewor-

ben wurde, sich in den örtlichen Schieß-

ständen immatrikulieren zu lassen. Noch

im September 1914 wurden Kompanien ge-

bildet und in Bataillonen zusammengefasst.

Uniform gab es noch keine und eingesetzt

wurden die neu gebildeten Formationen

höchstens zu Bewachungsdiensten an Ei-

senbahnlinien, Brücken usw.

Die Gefahr von Süden her spürend, er-

folgte am 7. April 1915, also noch einige

Wochen vor dem Kriegseintritt Italiens,

eine neuerliche Musterung und am 20. Mai

die endgültige Alarmierung. Inzwischen

waren die einfachen Uniformen, mit dem

Tiroler Adler und dem Edelweiß ge-

schmückt, und die komplette Feldaus-

rüstung verteilt worden.

Im politischen Bezirk Lienz, der damals

im westlichen Teil auch die Gemeinden

Winnebach, Vierschach, Innichen, Innich-

berg, Sexten und Wahlen umfasste, wurden

zwei Bataillone (= Baone) gebildet:

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Lienz

und Sillian. – Das Lienzer Bataillon

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, das

den Lienzer Talboden, die Iselregion und

im Pustertal den Bereich der heutigen Ge-

meinde Assling umfasste und zunächst

aus 840 Mann bestand, war in vier Kom-

panien gegliedert; diese unterteilte man in

Die jüngsten unter den Lienzer Standschützen stellen sich auf der „Pfarrreide“ dem

Fotografen; kniend (erster von rechts) der spätere Tischlermeister und langjährige Pfarr-

mesner Gabriel Forcher.

(Sammlung Meinrad Pizzinini)

Unbekannter Fotograf

Der kleinste und der größte Standschütze

vom Lienzer Bataillon, Karl Achammer

und der Schmied Viktor Riebler.

(Sammlung Ute Pizzinini, Völs)

Unbekannter Fotograf