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‘s Blattl
Juli 2018
Chronik
Im Jahre 1958 kam mir ganz über-
raschend der Gedanke: „Ich solle
in Schlaiten eine Lourdesgrotte er-
richten.“ Wochenlang verdrängte ich
diese Idee, doch die Vorstellung und
der Plan verfolgten mich immer und
immer wieder.
So schrieb ich den Kummer meiner
Tante, Sr. Veronika, die im Kloster der
Barmherzigen Schwestern in Inns-
bruck war. Ich berichtete ihr, dass
ich den Gedanken bisher mit der Be-
gründung vertrieben habe, dass wir
für diese Träumerei weder einen ge-
eigneten Platz, noch eine Statue und
geschweige denn das Geld für die
Umsetzung hätten.
Nach einiger Zeit erhielt ich von Sr.
Veronika aus Innsbruck die Nachricht:
„Wenn dir mit einer Statue geholfen
ist, könnte ich dir eine verhelfen.“ Sie
schrieb weiter: „In unserem Kloster
im Abstellraum steht eine Lourdes-
Statue, ungefähr einen Meter groß,
schön, aber leider ein wenig beschä-
digt. Diese kannst du ohne Geld ha-
ben. Du musst sie dir aber selber ab-
holen.“
So fuhr ich allein nach Innsbruck,
um die Statue, die bereits verpackt
war, abzuholen. Ich bedankte mich
viel tausendmal und fuhr mit dem
Abend-Triebwagen heim nach Lienz.
Mein Mann holte mich am Bahnhof
mit dem Pferdefuhrwerk ab. Da wir
erst sehr spät in der Nacht heim ka-
men, packten wir die Statue erst am
nächsten Morgen aus und waren
überrascht, wie schön die Marien-
statue war.
Bei einem Besuch unseres dama-
ligen Pfarrers Johann Oblasser bei
uns zu Hause zeigten wir ihm die Sta-
tue. Nach einer längeren Nachdenk-
phase sagte der Pfarrer: „Die ist viel
zu schade für ein Bauernhaus. Die
gehört in eine Lourdesgrotte!“
Ich sagte ihm, dass wir dafür kei-
nen rechten Platz haben. Und wieder
nach einer Weile kam seine Antwort:
„An der Nordseite der Kirchenmauer
ist eine Nische, wo nur Toten-Gebein
drinnen ist, diese könnt ihr ausräumen
und eine Grotte machen.“
Mein Mann war einverstanden und
holte aus Matrei Tuffsteine, sodass
es eine schöne Grotte werden sollte.
Nun musste ich noch einen Maurer für
diese Arbeit suchen. Alle, die ich
fragte, haben mir einen alten Mau-
rer aus Gaimberg empfohlen, der mir
dann auch nach vielem Bitten zusagte,
am Freitag vor dem Rosenkranzsonn-
tag desselben Jahres zu kommen.
Er kam und machte die Grotte aber
so schlecht, dass wir alle keine rechte
Freude daran hatten. Erst nach vie-
len Jahren – 1972 oder 1973 wurde
sie von meinem Mann Johann und
unseren Söhnen Lois und Peter Paul
in den heutigen Zustand versetzt, so-
dass die Tuffsteine schön zur Geltung
kommen.
Und nun ist es mein Wunsch, dass
die Lourdesgrotte unser Eigentum
bleibt und auch von meinen Nach-
kommen gepflegt wird.
Im Jahre 1984 hat Sebastian Rainer
für die Familie Lumaßegger die Hl.
Bernadette geschnitzt. Es war dies
die erste Statue in dieser Größe von
unserem heimischen Künstler.
Die Fassung (Bemalung) der Hl.
Bernadette besorgte Johann Gasser
aus Ried in Anras. Zugleich wurde
auch die Muttergottes-Statue von ihm
neu gefasst.
Seit dem Tod der Unterweberermut-
ter am 12. Mai 1993 wird die Lourdes-
grotte von der Familie Lumaßegger
weiter betreut und vorbildlich gepflegt.
Die Entstehung der Lourdesgrotte in Schlaiten vor 60 Jahren - im Jahre 1958
Theresia Lumaßegger, vlg. Unterweberer, geb. Bergmann hat auf Drängen ihrer Angehörigen vor 30 Jahren
die Entstehungsgeschichte der Schlaitner Lourdesgrotte wie folgt niedergeschrieben: .
Theresia Lumaßegger
geb. Bergmann
Unterweberermutter in Schlaiten
* 26.09.1911 - + 12.05.1993
Lourdes ist einer meistbesuchten Wall-
fahrtsorte der Welt und liegt in Südwest-
frankreich nahe der spanischen Grenze.
1858 soll Bernadette Soubirous nahe der
Grotte Massabielle (Massevieille, „alter
Fels“) mehrfach Erscheinungen einer
weiß gekleideten Frau gehabt haben.
Genau Hundert Jahre nach den Marie-
nerscheinungen in Lourdes ließ die Un-
terweberermutter Theresia Lumaßegger
die Grotte in Schlaiten errichten.
Die Hl. Bernadette komplettierte aller-
dings erst im Jahre 1984 die Lourdes-
grotte in Schlaiten, die nach wie vor von
der Familie Lumaßegger immer wunder-
schön geschmückt wird.