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06/2018
Tag der Sonne 2018 - Vortrag
„Die Klimaentwicklung inTirol - Ein Faktencheck“
Am Donnerstag, dem 3. Mai 2018, wurde in Tirol der „Tag
der Sonne“ mit vielen Veranstaltungen begangen. Auch
der Energieausschuss der Gemeinde Assling organisierte
im Mehrzwecksaal des Gemeindezentrums eine Veranstal-
tung.
Dr. Johannes Vergeiner, Mitarbeiter des ZAMG (Zentralan-
stalt für Meteorologie und Geodynamik) mit Asslinger Wur-
zeln,
spannte
einen
interessanten
Bogen
der
Klimaentwicklung in Tirol von der Vergangenheit bis in die
Zukunft.
Gegenwärtiges Klima:
Unter Klima versteht man die langfristige Betrachtung der
Wetterlage über mindestens 30 Jahre. Dabei werden vor allem
Temperatur, Niederschlag, Schneelage und Sonneneinstrah-
lung betrachtet. Einflussfaktoren sind hier vor allem prägende
Einflüsse von zB Bergen, aber auch die Landüberdeckung von
Seen, Städten und Gletschern. Daher ergibt sich eine große
Bandbreite im Klima der Regionen. Auffallend in unserer
Region ist vor allem die sehr hohe Sonneneinstrahlung. Dies
hängt einerseits mit der geografischen Lage südlich der Tau-
ern zusammen. Auch spielt die Höhenlage hier eine Rolle. Dr.
Vergeiner konnte somit feststellen: „Assling ist der sonnen-
reichste Fleck in Tirol“.
Bisherige Klimaentwicklung:
Anhand von Aufzeichnungen und wissenschaftlichen Rück-
rechnungen kann man die mittleren Temperaturen bis in das
Jahr 750 n. Chr. zurück nachweisen. Dabei ist festzustellen,
dass es immer schon Abweichungen von der mittleren Tempe-
ratur gegeben hat. Nur in den letzten Jahrzehnten ab dem Jahr
1950 (Industriezeitalter) ist eine sehr große Abweichung nach
oben festzustellen.
Im Mittel ist es heute sogar zwei Grad wärmer als vor 50 Jah-
ren. Dadurch ist die Anzahl der Eistage (ganztägig unter 0°C)
in den letzten 50 Jahre auf die Hälfte gesunken, die Anzahl der
Sommertage (Tmax über 25 °C) hat sich in dieser Zeit verdop-
pelt.
Bei den Niederschlägen lässt sich in der Vergangenheit ein
Trend nur sehr schwer festlegen. Mit 900 mm Niederschlag im
Jahresmittel herrscht bei uns ein trockenes inneralpines Klima.
Allerdings gibt es Hinweise, dass kurzzeitige Regengüsse aus
Gewittern heftiger werden.
Aufgrund der Entwicklung der Vergangenheit kann man ver-
schiedene Auswirkungen feststellen. Zu den positiven Auswir-
kungen zählen z.B., dass durch eine längere Vege-
tationsperiode die landwirtschaftliche Produktivität steigt. Es
kommt zu geringeren Heizkosten.
Der Sommertourismus erhält zusätzliche Chancen. Negative
Auswirkungen sind aber zusätzliche Naturgefahren (z.B. mehr
Hochwasserereignisse), zunehmende Probleme in der Land-
wirtschaft durch Erosion und Schädlinge, aber auch negative
Effekte für den Wintertourismus.
Diese Konsequenzen sind alle bereits beobachtbar!
Künftige Klimaentwicklung:
Die künftige Entwicklung in Sachen Klimaerwärmung wird
von vielen Faktoren, wie zB Treibhausgase, Vulkanausbrüche,
Sonneneinstrahlung und Landnutzung beeinflusst. Bei ver-
schiedenen Szenarien wird von einem Anstieg der durch-
schnittlichen Temperatur von 1,5-5°C bis in das Jahr 2100
ausgegangen. Die untere Anstiegsgrenze ist nur mit sehr
hohen Anstrengungen in Sachen Klimaschutz und CO
²
-Ein-
sparung erreichbar.
Die Niederschlagsmengen lassen sich sehr schwer voraussa-
gen. Ziemlich wahrscheinlich ist nur, dass in unserer Gegend
die Jahresniederschlagsmengen leicht abnehmen werden. Es
wird auch eine leichte Verschiebung vom Sommer in den
Winter geben. Im Winter wird der Niederschlag durch die
Erwärmung weniger als Schnee sondern als Regen fallen.
Politik bzw. der menschliche Einfluss:
Im Dezember 2015 wurde auf der Weltklimakonferenz in
Paris das bindende Ziel von Eindämmung der Klimaerwär-
mung auf 1,5-2°C beschlossen. Dazu wurden auch erstmals
Ausgleichszahlungen für jene Staaten vereinbart, die das Ziel
nicht erreichen. Für die EU bedeutet die Einhaltung der Paris-
Ziele bis 2030 40% CO²-Einsparungen und bis 2050 80-
90%CO²-Einsparungen. Diese Ziele sind nur unter extremsten
Kraftaufwendungen erreichbar.
Zusammenfassend konnte Herr Dr. Vergeiner feststellen, dass
unsere Region und damit unser Lebensraum auch in Zukunft,
wenn die Klimaerwärmung sich noch mehr auswirken wird,
doch noch eine lebenswerte Umgebung bleiben wird. Es gibt
auf der Welt aber sehr viele Regionen, die dann aufgrund von
Hitze, Trockenheit, und anderer Faktoren als Lebensraum
nicht mehr in Frage kommen. Das Weltklima geht uns alle an.
Jeder einzelne kann seinen Beitrag leisten, um die Klimaer-
wärmung in Zukunft einzuschränken.
Energieausschuss Assling, Bgm.-Stv. Harald Stocker
Gamper Hannes (Klima und Mobilitätsausschuss), Vize-BGM Harald
Stocker (Energieausschuss) und BGM Bernhard Schneider bedanken
sich bei Dr. Johannes Vergeiner für seinen interessanten Vortrag.