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lende Warntracht soll schon von weitem

darauf hinweisen. Außerdem lassen sie

sich bei Gefahr auf den Boden fallen, er-

starren in einem Totstell-Reflex, wobei sie

ein paar Minuten lang völlig reglos ver-

harren. In dieser Zeit ist der Feind meist

wieder abgezogen. UmVerwirrung zu stif-

ten, gibt es außerdem noch „falsche Wid-

derchen“ – schwarz mit weißen Flecken

und gelbem Hinterleibsband – welche in

erscheinungsbild und Flugweise die Wid-

derchen imitieren und oftmals von Laien

für solche gehalten werden. Sie tragen den

Namen „

Weißfleckwidderchen

“ (

Amata

phegea

), kommen oft in Gesellschaft der

„echten“ Widderchen auf warmen, sonni-

gen Plätzen vor. Sie gehören jedoch in eine

andere Familie, nämlich zu den Bären-

spinnern (erebidae, Arctiinae). Durch die

Imitation der giftigen Zygaeniden genie-

ßen diese Nachahmungskünstler ebenfalls

den Schutz vor Fressfeinden. Man be-

zeichnet eine solche evolutionäre ent-

wicklung auch als Mimikry.

Die Flugzeit unserer Zygaenen liegt in

den Sommermonaten, von Juni bis August.

einige wenige Arten kommen bis weit

über die Waldgrenze hinauf vor, so etwa

das

Hochalpen-Widderchen

(

Zygaena

exulans

),

Thymian-Widderchen

(

Zy-

gaena purpuralis

) oder das

Sonnenrös-

chen-Grünwidderchen

(

Adscita geryon

).

Die Falter haben einen ruhigen Schwirr-

flug und sitzen gern an Blüten oder Gras-

halmen. Sie sind nicht scheu und lassen

sich gut aus der Nähe fotografieren. Zy-

gaenen sind allerdings sehr wärmebedürf-

tig und bei kühlem oder bewölktemWetter

kaum anzutreffen.

Alle Vertreter der Zygaenidae sind

standorttreu, relativ leicht nachzuweisen

und eignen sich daher vorzüglich als Bio-

indikatoren für Naturschutzmaßnahmen.

Weltweit kommen mehr als 1.000 Arten

vor, die meisten davon in den Subtropen

und Tropen Asiens und der Paläarktis. Von

den

29

in Österreich vorkommenden Arten

sind

13

Spezies in Osttirol verbreitet (9

Rotwidderchen und 4 Grünwidderchen).

Die Widderchen haben hohe Ansprüche an

ihren Lebensraum. Sie brauchen blütenrei-

che, ungedüngte Magerwiesen, die sowohl

ein vielfältiges Angebot an Blütenpflanzen,

wie auch reiche Bestände der Raupenfraß-

pflanzen aufweisen. Das sind meist ver-

schiedene Schmetterlingsblütler, aber auch

Thymian, Bibernelle, Sonnenröschen, Sil-

berwurz, Disteln, Ampfer u. a. Wenn diese

Bedingungen nicht mehr gegeben sind, wer-

den die Widderchen selten oder verschwin-

den ganz aus ihrem Lebensraum. Die bevor-

OSTTIROLER

NUMMER 3-4/2019

8

HEIMATBLÄTTER

Hochalpen-Widderchen, Schwarzachtal,

Osttirol, 2017.

Foto: eva Benedikt

Sechsfleck-Widderchen bei der Nektarauf-

nahme, Matrei i. O., 2012.

Foto: Helmut Deutsch

Pup-

penko-

kon des

Sechs-

fleck-

Widder-

chens,

Haste,

Nieder-

sach-

sen,

2014.

Foto:

Tina

Schulz

(Lepi-

forum)

Ampfer-Grünwidderchen beim Blütenbe-

such, Virgen-Obermauern, 2009.

Foto: eva Benedikt

Raupe des Sechsfleck-Widderchens,

Butoniga-Tal, Istrien, 2016.

Foto: eva Benedikt

Kopula des Thymian-Widderchens,

Tessenberger Alm, Osttirol, 2018.

Foto: Helmut Deutsch

zugten Habitate in Osttirol sind die wärme-

begünstigten Berghänge des Isel- und Vir-

gentales, die Bergmähder im Nationalpark

Hohe Tauern und Teile der Lienzer Dolomi-

ten und Karnischen Alpen. Die Bestände

sind jedoch seit Jahren fast überall rückläu-

fig. In den tieferen Lagen der Täler und des

Lienzer Beckens sind die Widderchen in-

zwischen durch Nutzungsdruck, überdün-

gung, Pestizideinsatz und die damit verbun-

dene Veränderung der Landschaft so gut wie

verschwunden. etwas entspannter ist die

Situation bei den wenigen Arten, die warme,

trockene Waldränder undWaldlichtungen be-

wohnen, da in diesen Lebensräumen weniger

Veränderungen stattfinden und kaum Dün-

gemittel und Pestizide ausgebracht werden.

Bisher in Osttirol festgestellte Widder-

chen-Arten mit Raupen-Fraßpflanzen:

Sonnenröschen-Grünwidderchen

(

Adscita geryon

) – Sonnenröschen

Ampfer-Grünwidderchen

(

Adscita

statices

) – Ampfer

Flockenblumen-Grünwidderchen

(

Jor-

danita globulariae

) – Flockenblumen

Distel-Grünwidderchen

(

Jordanita

subsolana

) – Distelarten

Hochalpen-Widderchen

(

Zygaena

exulans

) – polyphag an niederen Polster-

und Blütenpflanzen

Sechsfleck-Widderchen

(

Zygaena fili-

pendulae

) – Schmetterlingsblütler

Großes Fünffleck-Widderchen

(

Zy-

gaena lonicerae

) – Schmetterlingsblütler

Beilfleck-Widderchen

(

Zygaena loti

) –

Schmetterlingsblütler

Platterbsen-Widderchen

(

Zygaena os-

terodensis

) – Schmetterlingsblütler

Thymian-Widderchen

(

Zygaena pur-

puralis

) – Thymian

Hufeisenklee-Widderchen

(

Zygaena

transalpina

) – Schmetterlingsblütler

Kleines Fünffleck-Widderchen

(

Zy-

gaena viciae

) – Schmetterlingsblütler

Sumpfhornklee-Widderchen

(

Zy-

gaena trifolii

) – Schmetterlingsblütler

Literatur:

P

RO

N

ATURA

– Schweizerischer Bund für Naturschutz

(Hrsg.) (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume –

Arten . Gefährdung. Schutz. Schweiz und angrenzende

Gebiete. Band 2, 679 pp. – Fotorotar AG, egg (cH).

L

eRAUT

, P. (2012): Moths of europe – Zygaenids, Pyralids

1 and Brachodids – Volume III, 599 pp. – N.A.P. editi-

ons, 2012, Verrières-le-Buisson, Paris.

Internetquelle:

D

eUTScH

H. & e. B

eNeDIKT

(2018): Die Schmetterlinge

Osttirols, Teil 7: Wurzelbohrer, Holzbohrer, Glasflügler,

Widderchen … (Hepialidae, cossidae, Sesiidae, Zygae-

nidae, Limacodidae, Thyrididae). www.helmut-deutsch-

schmetterlingsforschung.at