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OSTTIROLER

NUMMER 3-4/2019

4

HEIMATBLÄTTER

Gastvogelarten, welche sich nur kurz im

Gebiet aufhalten. Die hier vorliegenden,

langjährig gesammelten Daten wurden

nicht nach einem festen Zeitplan erhoben

sondern zufällig. Aus dem Zeitraum von

1996 bis 2018 liegen insgesamt 276 Daten-

sätze vor. Die Auswertung folgt hier inter-

nationalen Kategorien, wie sie auch der

künftige Brutvogelatlas für Österreich ver-

wendet (T

eUFeLBAUeR

et al. 2017). Die

Karte wird in 5 x 5 km große Raster einge-

teilt. Pro Raster wird von den drei mög-

lichen Kategorien Brut möglich, Brut

wahrscheinlich und Brutnachweis nur die

höchstwertige vorgenommen und grafisch

dargestellt.

Wie der Karte zu entnehmen ist, liegt der

Verbreitungsschwerpunkt der Feldlerche in

Osttirol vor allem in den Tallagen zwischen

Nikolsdorf und Lienz. Aber auch aus den

südexponierten Hanglagen aus dem Le-

sachtal liegen zahlreiche Beobachtungen

vor, die dort auf eine flächige Besiedlung

gut geeigneter Lebensräume hindeuten. Bei

den übrigen Datenpunkten handelt es sich

vorwiegend um Beobachtungen oberhalb

der Baumgrenze. Zu beachten ist, dass die

vorhandenen Datenlücken nicht zwingend

auf eine Abwesenheit der Feldlerche in die-

sen Flächen hindeuten, sondern auch mit

der schwierigen erreichbarkeit dieser Flä-

chen und damit fehlenden Beobachtungs-

daten zusammenhängen.

Der einzige

Brutnachweis

, der in 22 Jah-

ren Datensammlung erreicht wurde, stammt

vom 17.07.2000 aus Kals-Großdorf am

Schwemmkegel nahe dem Temlerhof in

1.370 m Seehöhe: Dort wurden 2 futter-

tragende exemplare beobachtet, welche

einen flüggen Jungvogel betreuten. Auf-

grund der mehrfachen Beobachtungen han-

delt es sich um einen alljährlich besetzten

Brutplatz (A. B

AcHLeR

, D. M

ORITZ

).

Brut wahrscheinlich

. Für insgesamt sie-

ben Quadranten konnte diese Kategorie ver-

geben werden; einige typische Feststellun-

gen sind:

– Zettersfeld mit Lackenboden, Steinernem

Mandl (2.200 – 2.300 m) und Stieralm.

es liegen zur Brutzeit 16 Beobachtungs-

daten vor. Nur vier erfüllten die Katego-

rie „Paar zur Brutzeit in geeignetem Brut-

habitat festgestellt“. Sonst nur einzel-

individuen mit Reviergesang festgestellt.

Der flache SW-Hang ist dennoch offenbar

alljährlicher Brutplatz.

– Gamswiesenspitze 2.300 m, Lienzer Do-

lomiten (8 km südl. Lienz):

18.06.2005: 3 ex Gesang und Kontakt-

rufe: grasbedeckte Bergspitze (K. D

APRA

,

K. M

IcHOR

)

09.07.2006 4 ex Gesang auf Bergwiese

(K. D

APRA

, K. M

IcHOR

)

– St. Jakob i. D.:

07.07.2004: 2 ex Reviergesang nahe der

Mooser Alm 2.373 m

Die Lerche fliegt nieder

Aus himmlischen Höhen,

Und was sie gehöret,

Und was sie gesehen,

Das will sie verkünden

Den Blumen im Tal,

Den Wassern, den Winden,

Mit lieblichem Schall.

Robert Hamerling (1830 bis 1889)

Die Feldlerche wird hier vom Dichter ge-

schildert als fliegendes Kunstwerk unserer

Acker- und Wiesenlandschaft. Ihren stim-

mungsvollen Gesang kannte früher jeder-

mann. Ihr Singflug führt sie in größere

Höhen, manchmal bis über 100 m. Dort

steht sie minutenlang in der Luft und trägt

ihre anhaltend trillernden Strophen mit

flötenden Teilen vor. Schon vor der

Morgendämmerung konnte man sich an ihr

erfreuen. Zur erde stürzt sie sich dann in

steilem Fall herab und ist kaum zu entde-

cken, sobald sie den Boden erreicht hat. Der

Gesang ist, noch bei Schneelage in den Ber-

gen, bis in die zweite Juni-Hälfte zu hören.

Am Boden zeigt sie ihre gute Tarnfär-

bung. Sie ist größer als der Sperling und

kann ihre Scheitelfedern zu einer kleinen

Haube aufrichten. Die graubraune Oberseite

ist hellbraun gefleckt, die Unterseite weiß-

lich mit dunklen Längsflecken. Nach der

Färbung kann man Weibchen und Männ-

chen nicht unterscheiden.

Die Feldlerche war eine der häufigsten

Vogelarten landwirtschaftlicher Nutzflä-

chen. Inzwischen wurde sie zum „Vogel des

Jahres“ gewählt, weil sie seit mehr als 50

Jahren deutlich seltener geworden ist. Mit

diesem Artikel wollen wir auf diese Vogel-

art aufmerksam machen, um Bewusstsein

zu schaffen und um sie vor weiterer Ab-

nahme zu schützen.

Zu danken haben wir vielen Kolleginnen

und Kollegen, die uns ihre Beobachtungen

überließen und die sie zur Auswertung an

BirdLife Österreich sandten: K. D

APRA

, e.

G

ASSeR

, G. H

OFMANN

, G. M

ADeRBAcHeR

, K.

M

IcHOR

, M. M

üHLBURGeR

, c. R

AGGeR

, e.

S

ONNeNScHeIN

, S. W

eIGL

, T. Z

UNA

-K

RATKy

.

entstanden ist ein Gemeinschaftswerk, bei

dem wir auf vorhandene Daten zwischen

1996 und 2018 zurückgegriffen haben.

Die Feldlerche ist in Osttirol ein Zug-

vogel, aber nur ein Kurzstreckenzieher.

Wegen zu langer Schneelage muss sie ihre

Brutgebiete im Spätherbst verlassen, über-

wintert aber bereits im Mittelmeergebiet.

Im Frühling kehrt sie ab ende Feber aus

ihremWinterquartier zurück. Dann tauchen

einzelvögel und Gruppen von bis zu 15 In-

dividuen auf, aber bei Schnee und Kälte-

wetter auch Zugtrupps von bis zu 100

Vögeln. Sie rasten im Talboden von

Lienz, also etwa beim Ulrichsbichl bis zum

campingplatz Falke, auf den Dölsacher

Feldern, bei Lengberg in der Feldflur und

am Flugplatz und in der Gemeinde Matrei

i. O. in der Tratte bei Seblas. einige Bei-

spiele sollen dazu angeführt werden:

10.03.1996 Peggetz bei Lienz 14 ex ras-

ten auf inzwischen bebautem Acker

07.03.2000 Debant am Bahndamm rasten

24 ex, am 19.03.2004 sind es 17 ex

16.03.2005 Lienz, Landwirtschaftliche

Lehranstalt 36 ex bei der Nahrungssuche

16. und 21.03.2006 Dölsach, Feldflur

waren es je etwa 80 ex

02.03.2012 Dölsach, Feldflur ca. 50 ex

rasten auf Maisstoppeln

12.03.2017 Dölsach, etwa 100 ex rasten

in der Feldflur

Die rastenden Zugtrupps setzen sich zu-

sammen aus Wanderern, die die Alpen noch

nach Norden überqueren und heimischen

Brutvögeln, die ihre Brutplätze in den höher

liegenden Bereichen wegen dortiger

Schneelage noch nicht aufsuchen können.

Der Frühlingszug endet um ende April.

In der Brutzeit lebt die Lerche paarweise.

Sie bevorzugt weiträumiges offenes Gelände

mit niedriger, lückenhafter Vegetation,

wobei Äcker und Brachflächen gegenüber

Weiden bevorzugt werden. Im Bergland Ost-

tirol besiedelt sie das Lienzer Becken, weite

Täler und nach SW gerichtete, mäßig ge-

neigte Hanglagen bis in eine Seehöhe von

rund 2.300 m. Das Nest ist ein Bodennest.

Die flache Mulde enthält Wurzeln und

Halme. Das Weibchen besetzt das Brutrevier

nicht mehr sobald die Vegetationsdeckung

über 90 % liegt (D

AUNIcHT

1998).

Arten, die in einem Gebiet brüten, kenn-

zeichnen den Lebensraum besser als reine

Dieter Moritz – Annemarie Bachler – Matthias Gattermayr

Die Feldlerche,

Alauda arvensis

,

in Osttirol

Frühlingsbote und Vogel des Jahres 2019

Die einst häufige Feldlerche wurde inzwi-

schen ein seltener Vogel.

Foto: christian Ragger