OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2019
3
HEIMATBLÄTTER
nannt werden, auch wenn die Art selbst
gemäß ihres zweiten deutschen Namens
(Schatten-Veilchen) teilweise sehr be-
schattet wachsen kann.
Vermehrte rezente Neufunde der Art, wie
sie jetzt aus Osttirol bekannt sind, bleiben
jedoch nicht auf den Bezirk Lienz be-
schränkt. So konnte
Viola pyrenaica
zuletzt
mehrfach in unterschiedlichen Regionen der
Ostalpen gefunden werden. In Vorarlberg,
wo die Art laut F
IScHeR
et al. (2008) als aus-
gestorben/verschollen galt, konnte sie von
A
MANN
(2014) an mehreren Stellen wieder-
entdeckt werden. Der Verfasser konnte vor
nunmehr neun Jahren die Pflanze am Süd-
abfall des Tennengebirges auffinden; dieser
Fund war damals die Wiederentdeckung die-
ser Art für das Land Salzburg (S
TÖHR
et al.
2012); inzwischen sind aus diesem Bundes-
land weitere Funde hinzugekommen
(schriftl. Mitt. Peter P
ILSL
). Aus der Steier-
mark liegen mehrere rezente Funde von
Bernhard Ocepek aus den eisenerzer Alpen
vor, publiziert in H
eBeR
et al. (2011) sowie
in H
eBeR
& Z
eRNIG
(2013); daneben konn-
ten T
HUM
& G
ReIMLeR
(1996) die Art in den
ennstaler Alpen und M
RKVIcKA
(2008) im
Ausseerland nachweisen. Auch in Ober-
österreich wurde das Pyrenäen-Veilchen in-
zwischen an zwei Stellen in den Nördlichen
Kalkalpen entdeckt (schriftl. Mitt. Roland
K
AISeR
) – ein Vorkommen in diesem Bun-
desland wurde in der österreichischen ex-
kursionsflora (F
IScHeR
et al. 2008) noch mit
einem Frage-zeichen versehen. Im benach-
barten bayerischen Alpenraum gilt die Art
nach wie vor als Seltenheit, hier ist die Art
nur aus dem Allgäu (D
ÖRR
1994) und dem
Nationalpark Berchtesgaden (B
UcHHOLZ
2007) bekannt. Ähnlich ist die Situation in
Südtirol, wo laut der Internetquelle www.
florafauna.itnur zwei rezente Quadranten-
Nachweise bekannt sind (u. a. Lamprechts-
burg beiBruneck). Deutlich mehr aktuelle
Funde sind aus Slowenien dokumentiert, wo
die Art v. a. in den Julischen Alpen relativ
verbreitet auftritt (D
AKSKOBLeR
& P
eLJHAN
2007). Bemerkenswert ist, dass die Art auf
der Alpensüdseite, wie in Slowenien, Nord-
italien oder eben auch in Osttirol vermehrt
auch aus tieferen (montanen) Lagen ange-
führt wird, während sie auf der Alpennord-
seite nicht selten von hochmontan-subalpi-
nen Standorten gemeldet wurde. Ob dies ein
Kartierartefakt ist oder nicht, bleibt abzu-
warten.
Als Fazit der bisherigen Funde von
Viola
pyrenaica
in Osttirol ist jedenfalls festzu-
halten, dass diese sehr frühblühende Art
beim flüchtigen Hinsehen zwar leicht mit
anderen heimischen Veilchen (z. B.
Viola
hirta, Viola collina)
verwechselt werden
Im Sommer
hochstauden-
reicher Hang-
wald als einer
der vielen Stand-
orte von
Viola
pyrenaica
in
Osttirol (Unter-
peischlach, April
2018).
Derzeit
bekannte
Verbreitung von
Viola pyrenaica
in Osttirol
(Stand 2018).
Grafik:
Oliver Stöhr
kann, jedoch durch gute Merkmale (s. o.)
klar morphologisch differenziert ist. Wie
auch andere Vertreter der Gattung
Viola
ist
das Pyrenäen-Veilchen in Botanikerkreisen
dennoch wenig bekannt und – wie etliche
rezente Nachweise aus anderen Teilen
Österreichs zeigen – auch unterkartiert;
auch die Tatsache, dass der Verfasser erst
2018 die Art in Osttirol bewusst „er-
kannte“, nachdem er bereits sieben Jahre
vorher die Pflanzenwelt Osttirols studiert
hatte, zeigt dieses Phänomen auf. Schluss-
endlich lebt
Viola pyrenaica
in einer ziem-
lich breiten ökologischen Nische, da sie
auch über basenreichen Silikate und von
den Tallagen bis zur Waldgrenze in unter-
schiedlichen Biotoptypen zu finden ist –
von einer Gefährdung der Art ist daher in
Osttirol nicht auszugehen. Für die kom-
menden Jahre bleibt abzuwarten, ob sich
die Funde im Bezirk Lienz noch verdich-
ten werden und inwieweit das Pyrenäen-
Veilchen hier auch in der subalpinen Stufe
nachzuweisen ist.
Dank
Für Auskünfte und Fundangaben zu
Viola
pyrenaica
aus Österreich danke ich den fol-
genden Personen: Georg Amann, Roland
eberwein, Wilfried Franz, Gerhard Klee-
sadl, Roland Kaiser, Harald Niklfeld, Peter
Pilsl, Michael Thalinger und Kurt Zernig.
Literatur:
A
MANN
G. (2014): Bemerkenswerte Pflanzenfunde in Vor-
arlberg (Österreich). Inatura – Forschung online 8: 15 S.
B
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IMPRESSUM DER OHBL:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
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