Monika Reindl-Sint vom Mu-
seumsverein Burg Heinfels.
Durch den aufblühenden Han-
del zwischen Venedig und den
süddeutschen Städten entwi-
ckelte sich genau diese Strecke
ab dem 11. Jahrhundert zur
„strata Alamannie“ („Straße
der Deutschen“).
Über den Brenner nicht
möglich
„Fast der gesamte Warenver-
kehr musste ja einst über den
Kreuzbergpass geführt werden
und konnte nicht wie heute über
den Brenner erfolgen. Denn die
Eisackschlucht war bis ins späte
15. Jahrhundert nur für Saum-
pferde, nicht aber für Fuhr-
werke passierbar.“ Die Görzer
Grafen hatten mit dem Über-
gang jedenfalls ein Instrument
in der „Hand“, das von großer
wirtschaftlicher und politischer
Bedeutung war. „So konnten sie
vor allem Zölle auf Waren ein-
heben oder ungehindert ihre
oberitalienischen Bräute wie im
14. Jahrhundert Gigliola da
Carrara, Tochter des mächtigen
Podestá von Padua, nach Görz
holen“, informiert Reindl-Sint.
Wurde zum
Verhängnis
Doch der begehrte Übergang
wurde der Grafschaft Görz und
ihrer Burg auch zumVerhängnis.
Befestigungen verstärkt
Somit befand sich Burg Hein-
fels letztendlich in einer be-
drohten Lage. Also ließ Johann
von Görz die Burg mit einer
Ringmauer mit Sturmpfählen,
Rondellen mit Schießscharten
sowie einem Tor mit Pechnase
noch mehr befestigen. „Gerade
die in die Burgmauer eingesetz-
ten Sturmpfähle sind eine au-
ßergewöhnliche, burgenkundli-
che Seltenheit und nur zweimal
im historischen Tirol erhalten
geblieben.“ Die Sturmpfähle
sollten Angreifer daran hindern,
ihre Leitern anzulegen und über
die Mauer zu klettern. Mit dem
Tod des letzten Grafen Leon-
hard im Jahr 1500 wurde die
Grafschaft Görz allerdings aus-
gelöscht. Nun ritterten Venedig
und Habsburg erbittert um die
Erbnachfolge. Es war dann
Kaiser Maximilian I., der aus-
gestattet mit einem mündlichen
Erbversprechen und militäri-
SERIE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2019
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Burg Heinfels liegt im Pus-
tertal und somit strategisch an
einer seltenen Ost-West-Ver-
bindung im Alpenraum. Wei-
ters führen nicht weit von der
Burg entfernt zwei Passüber-
gänge (Kreuzbergpass) in den
Süden. Einerseits jener Über-
gang auf 1.809 Meter, ander-
seits jener auf 1.636 Metern.
„Letzterer ist historisch älter
und bedeutender. Er verbindet
Sexten mit dem Cadore und
stellte gleichzeitig den kürzes-
ten Weg von der Adria nach
Süddeutschland dar“, erklärt
Geschichten rund um
Burg Heinfels
Die in die Ringmauer eingesetzten Sturmpfähle gelten als Beson-
derheit. Sie sollten das Übersteigen mittels Leitern erschweren
und abwehren.
Burg Heinfels war aufgrund ihrer geopolitischen
Position begehrenswert. Ihre Herrscher, die Grafen
von Görz, schlugen Gewinn daraus und wurden
deshalb immer mehr von ihren Nachbarn bedroht.
Seltene Ost-West-Verb
„Denn die Republik Venedig ex-
pandierte im 15. Jahrhundert
immer weiter nach Norden, und
über die Kreuzbergpässe hätte ihr
eine Ost-West-Expansion von
Lienz bis Brixen gelingen kön-
nen.“ Auch der habsburgische
Kaiser Maximilian I. wollte das
Pustertal, um seine Grafschaft
Tirol mit seinen restlichen Her-
zogtümern Kärnten, Steiermark
und Österreich zu verbinden.
„Damit hätte er endlich über ei-
gene Straßen von seinem gelieb-
ten Innsbruck nach Wien reisen
können“, resümierte Reindl-Sint.