SERIE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2018
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sammenkünfte. Der zurückge-
wiesene Graf entzog Katharina
ihre finanzielle Lebensgrund-
lage wie die Mauteinnahmen
des Plöckenpasses.
Katharina besaß also ein
Schloss, hatte aber kein Geld.
Sie beschloss das weitverbrei-
tete Fehderecht für sich in An-
spruch zu nehmen und einen
adeligen Privatkrieg gegen ihren
wohlgeborenen Fürsten und Ge-
mahl zu eröffnen. Katharina ließ
mit Hilfe ihrer Streitmacht, die
auf 200 Leute geschätzt wurde,
in der Nacht des 21. Febers
1445 die Görzer Weidenburg im
oberen Gailtal besetzen. Boten
informierten den Lienzer Haupt-
mann und die Pustertaler Ver-
walter. Katharina hoffte sicher,
dass sich die Görzer Verwalter
im Pustertal auf ihre Seite stel-
len würden, so wie ihr das schon
einmal in Lienz bei der ersten
Gefangennahme ihres Eheman-
nes gelungen war.
Loyalität siegte
Aber die Pustertaler hielten
treu zum alten Grafen. Linhart
Hornberger, der Verwalter von
Burg Heinfels, bot rasch eine
Mannschaft aus Bauern und
Bürgern auf, um die Gegenbela-
gerung der 60 km weit entfern-
ten Weidenburg zu starten. 900
Mann unter Linhart Hornberger
vor den Toren der Weidenburg
waren als Gegner nicht zu ver-
achten. Aber das Aufgebot war
nur mangelhaft ausgestattet, es
fehlte nicht nur an Büchsen, die
Männer konnten auch nicht aus-
reichend mit Nahrungsmitteln
versorgt werden. Am 24. März
1445 schrieb der Heinfelser
Verwalter an seinen Grafen:
„… auch sind euer arm Leut von
Innichen, von Sillian und von
anderen Enden gute Zeit dagele-
gen und sind fast wieder heim,
weil wir sie der Zehrung halber
nicht länger mochten aufhalten.“
Machtwort
Die entscheidende Wendung
im Kampf um die Weidenburg
brachte schließlich das Macht-
wort von König Friedrich III.
von Habsburg. Er argumentierte:
„… weil uns das nicht ziemlich
dunkt und auch der von Görz uns
angerufen hat, … damit dem von
Görz sein Schloss wieder
werde!“ Am 2. April 1445 wurde
die Weidenburg an den Görzer
Grafen Heinrich IV. übergeben.
Neun Jahre nach der Fehde ver-
starb Heinrich IV. von Görz.
Kolportiert wird, dass er als Ge-
fangener seiner Ehefrau verstor-
ben sei. Aus einem Brief von
König Friedrich III. geht aber
hervor, dass Heinrich ein Gefan-
gener seines ältesten Sohnes
Johann war. Heinrich III. wurde
in seinem treuen Pustertal in der
Pfarrkirche von Toblach beige-
setzt. Sein ältester Sohn Johann
– er war höchstens 16 Jahre alt –
trat die Nachfolge an.
Nahm Mutter gefangen
Im Frühling 1454 hielt er sich
auf Burg Heinfels auf. Seine
Mutter – etwa Mitte 30 – reiste
zu Verhandlungen nach Heinfels.
Katharina wollte ihre persönli-
chen Angelegenheiten regeln und
ihren jungen Sohn zumindest po-
litisch beraten, wenn nicht sogar
die Mitregentschaft. Aber der
junge Regent setzte seine Mutter
auf Schloss Heinfels gefangen.
Ob man sich darunter einen
Hausarrest vorstellen muss, viel-
leicht „in meiner gnädigen
Frauen Zimmer“ – das waren
ihre Räumlichkeiten im heute
verfallenen Pallas, oder tatsäch-
lich Kerkerhaft, ist nicht überlie-
fert. Man weiß, dass der Patri-
arch von Aquileia, Kaiser Fried-
rich III. und die Republik
Venedig Vertreter nach Sillian
schickten, um ihre Freilassung zu
erwirken sowie ihre Witwenein-
künfte zu verhandeln und dass
Katharina auf jeden politischen
Einfluss verzichten musste.
Eigenes Wappen
Katharina von Garai führte
ein eigenes Wappen. Es zeigt
eine Schlange, die im Maul
einen Reichsapfel hält. Ihr Wap-
penschild sieht man unter ande-
rem auf den Schlusssteinen der
Pustertaler Kirchen St. Jakob in
Strassen und Aufkirchen in
Toblach. Im Tal ihres größten
Scheiterns wurde Katharina von
Garai in Erinnerung gehalten.
Sie verstarb 1472 zurückgezo-
gen, aber fürstlich versorgt und
ließ sich in der Pfarrkirche von
Villach bestatten.
Eine Schlange ziert den Wappenstein der Katharina von Garai,
St. Jakobuskirche Strassen.
Foto: Peter Leiter
Geschichten rund um
Burg Heinfels
Auf Burg Heinfels scheiterte Katharina von Garai endgültig, hier wurde sie von ihrem Sohn gefangen-
genommen und musste auf jeden politischen Einfluss verzichten.
ste Katharina von Garai