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SERIE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

OKTOBER/NOVEMBER 2018

4

stechende Schönheit“, an ande-

rer Stelle bezeichnete er sie als

„beinahe göttlich“. In einer

Hinsicht erfüllte Katharina von

Garai die ihr zugedachte Rolle,

sie schenkte dem für mittelal-

terliche Verhältnisse hochbe-

tagten Heinrich IV. von Görz

drei Söhne.

Äußerst selbstbewusst

Katharina war eine zutiefst

selbstbewusste Frau und den

handfesten politischen Mitteln

ihrer Zeit genauso zugetan, wie

ihre männlichen Kollegen. Nach

wenigen Ehejahren setzte sie

ihren Ehemann auf Schloss

Bruck gefangen, um ihre finan-

zielle Versorgung, die der Graf

ihr verweigert hatte, zu erzwin-

gen. Die Gefangennahme konnte

ihr nur mit Hilfe von Anhängern

und Dienern gelingen. Sie muss

es verstanden haben, den Hof-

staat der Lienzer Residenzburg

von der Rechtmäßigkeit ihrer

Sache zu überzeugen. Ihr Mann

wurde wieder freigelassen, nach-

dem sie urkundlich besiegelt ei-

gene Einkünfte und ein eigenes

Schloss erhalten hatte.

Grünburg im Gitschtal

Zwei Jahre später residierte

Katharina auf ihrer Grünburg

im Gitschtal (Oberkärnten) mit

eigenem Hofstaat und verwei-

gerte Heinrich persönliche Zu-

Die Weidenburg im Kärntner Gailtal. Diese Burg wurde von den Dienern Katharinas besetzt. Lin-

hart Hornberger, der Verwalter von Burg Heinfels, war der erste, der mit seinem Aufgebot vor der

Weidenburg lagerte. Da es an Munition und Verpflegung fehlte, zogen das Aufgebot wieder ab.

Im Frühling 1445 wurde

es für den Verwalter

von Burg Heinfels, Lin-

hart Hornberger, und

die wehrfähigen Män-

ner des Gerichtes Hein-

fels sehr ungemütlich.

Es war das Jahr einer

spektakulären Fehde,

die erstmals in der Ge-

schichte des Mittelal-

ters eine Frau – Katha-

rina von Garai – eröff-

net hatte und alle

wichtigen Politiker der

Zeit involvierte.

Dieses Fresko in der Franziskanerkirche in Lienz wird mit Katharina und Heinrich in Verbindung ge-

bracht. Es zeigt den stolzen Herrscher mit dem Neugeborenen und seine von Hebammen gestützte

Ehefrau nach einer schweren Geburt. Der jüngste Sohn Katharinas erhielt den Modenamen Leonhard,

der Hl. Leonhard ist rechts im Bild zu sehen. Er wird bei Entbindungen angerufen.

Franziskanerkirche, vorne rechts, Fresko Leonhardslegende, Sebastian Gerumer, 1468.

Die enorm selbstbewu

Heinrich IV. von Görz hatte

mit etwa 60 Jahren – das genaue

Hochzeitdatum ist nicht bekannt

– erneut geheiratet. Seine Braut

war die etwa 20 Jahre alte Ka-

tharina von Garai, die Tochter

des einflussreichen Stellvertre-

ters des ungarischen Königs.

Für Heinrich brachte diese Ehe

eine Reihe von Demütigungen,

denn Katharina war nicht ge-

willt die unbedeutende Rolle

einer im Hintergrund stehenden

Gattin zu spielen.

Katharina von Garai machte

einen tiefen Eindruck auf ihre

Beobachter. Der Sekretär des

Königs beschrieb ihre „hervor-