CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2018
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„Im 16. Jahrhundert schuf die
Brixner Malschule die Fenster-
einrahmungen und die Wand-
malereien im Kapitelsaal. Seit
der Aufhebung des Stiftes im
Jahre 1785 verfiel das Haus und
es wurde fast nur mehr als Ab-
stellraum für kirchliche Zwecke
verwendet“, informiert der ge-
bürtige Osttiroler HR Dr. Heinz
Wieser. Der Innichner Egon
Kühebacher gehörte schon seit
seiner Ministrantenzeit zu den
Bewunderern dieses geschicht-
lich so bedeutsamen Gebäudes.
„Mit dem Stiftspropst Hans
Huber plante er die Restaurie-
rung“, so Wieser. Am 22. Feber
1981 wurde eine Haussamm-
lung gestartet, die bis Ende des
Jahres 1982 rund zehn Millio-
nen Lire einbrachte.
Beträchtliche Beträge
Der damalige Südtiroler Lan-
deskonservator Dompropst
Karl Wolfsgruber setzte sich
nicht nur persönlich mit Rat
und Tat ein, sondern sorgte
auch dafür, dass das Landes-
denkmalamt beträchtliche Be-
träge zur Verfügung stellen
konnte. „Die Sanierung des Ge-
bäudes war Ende 1982 im We-
sentlichen abgeschlossen, so-
dass mit der Einrichtung des
Wahre Schätze
Eine Holzstiege führt in den
großen Kapitelsaal in den ersten
Stock. Hier ist in Vitrinen ein
Teil des Stiftschatzes ausge-
stellt: eine Kasel und das Kris-
tallkreuz aus dem 14. Jahrundert,
Abbildungen aus dem Inniche-
ner Evangeliar aus dem 10. Jahr-
hundert. Diese älteste Miniatur-
malerei Europas befindet sich in
der Universitätsbibliothek in
Innsbruck. Ein Reliquienschrein
und Kirchensilber aus dem 18.
Jahrhundert ergänzen diese
Schau. An den Kapitelsaal gren-
zen nach Westen hin eine getä-
felte Stube mit Ofen aus dem
Jahre 1560 und ein weiterer Ar-
beitsraum des Bibliothekars an.
Kalender aus 1740
In der Stube sind Gebrauchs-
gegenstände und Dokumente
aus der Stiftskanzlei unterge-
bracht: Ein Kalender aus dem
Jahre 1740 mit erhaltenen
Druckplatten, ein Abgabever-
zeichnis aus dem Jahre 1582 und
eine Besitzbeschreibung aus dem
Jahre 1604. Im angrenzenden
durch denselben Ofen heizbaren
Raum, sind einige der 65 Hand-
schriften und 30 Inkunabeln
sowie ein Missale aus dem be-
ginnenden 15. Jahrhundert für
den Beschauer aufgelegt. Die
Wände zieren Bilder der Kano-
niker, die hier wirkten, unter an-
derem des Kanonikus Josef
Resch aus dem Jahre 1770. An
der Ostseite des Kapitelsaales
befindet sich die Stiftsbibliothek
mit rund 5.000 Bänden. Sehr
sinnvoll wurden hier Statuen der
Kirchenlehrer angebracht und
Bilder des Gründers und der
Wohltäter Innichens aus geistli-
chen und weltlichen Kreisen.
Der Eingang zum Stiftsmuseum
in Innichen, das vor 35 Jahren
eröffnet wurde.
Foto: Dr. Heinz Wieser
171064
Stiftsmuseums begonnen wer-
den konnte, das wertvolle Ge-
genstände zeigt.“ Am 18. Sep-
tember 1983 wurde das Stifts-
museum Innichen feierlich
eröffnet.
Brückenschlag in die
Gegenwart
Die Sanierung und Neuord-
nung des Denkmales jahrhun-
dertealter Kultur, das Archivge-
bäude und seiner Schätze sind
ein Brückenschlag in die Ge-
genwart. „Unbestritten ist es
der Verdienst des Stiftspropstes
Hans Huber, des ehemaligen
Landeskonservators
Karl
Wolfsgruber und vor allem des
Beauftragten zur Verwirkli-
chung des großen Werkes,
Egon Kühebacher“, betont
Wieser. Das Stiftsmuseum In-
nichen konnte anlässlich des
700-jähirgen Bestehens der
Stiftskirche eröffnet werden.
Werke
Eine gravierte Bronzetafel
kennzeichnet den Eingang an
der Westseite. Durch eine
schwere Eisentür gelangt man
in den Empfangsraum. Hier be-
grüßen den Eintretenden die
Bilder der Pröpste des 20. Jahr-
hunderts: Josef Walter, Alois
Soppla, Peter Feldner, Johannes
Mairhofer und Alois Kircher.
Bemerkenswert ist das Porträt
von Propst Walter, ein Werk des
Innichener Malers Franz Nieder-
wanger, der erst 24 Jahre alt, im
Ersten Weltkrieg fiel. Der an
den Empfangsraum anschlie-
ßende erste Schauraum birgt
Bilder und Gegenstände baro-
cker Volksfrömmigkeit, Jahres-
krippen, Weihegaben, Toten-
tafeln und anderes mehr.
Plastiken und Malereien
Einige Stufen tiefer gelangt
man in den zweiten großen
Schauraum, in dem Plastiken
und Malereien aus dem 16.
Jahrhundert ausgestellt sind.
„Sie stammen alle aus heimi-
schen Werkstätten. Ein vierter
Raum, in ihm war früher die
Stiftsschule untergebracht, ent-
hält Bild und Schriftdokumente
zur Geschichte des Stiftes.“
Hier gibt es auch ein Bild des
späteren Bischofs Franz Rudi-
gier zu sehen, der von 1848 bis
1850 Propst in Innichen war.
Ein Bild von Innichen, es
stammt aus dem Jahre 1699, ist
die Ablichtung des Originals,
das sich in Freising befindet, zu
dessen Hochstift Innichen ge-
hörte.
Stiftsmuseum Innichen
feiert Geburtstag
Das älteste Haus von Innichen ist das sogenannte Archivgebäude im
„Schatten der bekannten Stiftskirche“, auch Domschulgebäude genannt.
Die heutige Form erhielt der Bau im 16. Jahrhundert. Das Stiftsmuseum
Innichen ist heuer 35 Jahre alt.