OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2018
5
HEIMATBLÄTTER
lassen. Aber seit 2010 gibt es die ersten
erfolgreichen Bartgeierbruten im Rauriser
Krumltal (N
ATIoNALPARK
H
oHE
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AUERN
2017).
Die
Straßentaube
wurde früher nicht be-
achtet. In Lienz brütet sie aber etwa auf
Schloss Bruck und am RGo-Mischfutter-
haus sowie an zerstreuten Brutplätzen.
Auch die
Elster
hat sich weit über den
Lienzer Talboden hinaus angesiedelt und
wird sogar im Matreier Tauernhaus und
bei Hinterbichl/Prägraten angetroffen. Der
Trauerschnäpper
hielt sich an Siedlungen.
Im Jahr 2006 lag der einmalige Brutplatz
in einem Hausgarten in Tristach (B
AcHLER
ET AL
. 2007, 2008).
Die Kulturlandschaft mit Baumreihen,
Baumgruppen, Hecken und Kiesgruben-
teichen lockte an Bahngleisen das
Schwarzkehlchen
an. Brut erfolgte 1982
nahe Dölsach Bhf. (G
oLLER
1984). Inzwi-
schen ist es seither alljährlicher Brutvogel.
Der
Bienenfresser
brütete 1983 einmalig in
einer Kiesgrube, heute Kiesteich, nahe der
Lavanter Draubrücke (G
oLLER ET AL
. 1984).
Ein auffälliger neuer Brutvogel war der
Karmingimpel.
Als möglicher Brutvogel
wurde er erstmalig im Juni 1997 am Tas-
senbacher Speicher festgestellt (M
oRITZ ET
AL
. 2001). Bei der
Sperbergrasmücke
ge-
lang F. Hirschegger ein Brutnachweis im
Mai 2001 am oberlienzer Schwemmkegel
(B
AcHLER ET AL
. 2013). Die
Beutelmeise
brütete nur 2003 an einem Kiesteich nahe
der Lavanter Draubrücke (B
AcHLER ET AL
.
2004).
Gewässer bewohnende Brutvögel. Von
der
Löffelente
führte 1998 ein Weibchen
seine Jungen an der Isel bei Ainet (M
oRITZ
ET AL
. 2001), möglicherweise ein aus Hal-
tung stammender Vogel. Neuester Brut-
vogel ist ab 2014 die
Reiherente
, die am
Tassenbacher Speicher in wenigen Paaren
brütet (B
AcHLER ET AL
. 2015, 2016). Der
Graureiher
war in osttirol bereits ausge-
storben, siedelte sich im Jahr 2001 wieder
an. Das verursachte erhebliche Verfolgung
und seine Tötung, gegen die immer wieder
vorgegangen wurde, da es juristisch nicht
korrekt war. Das
Blässhuhn
, ein zweiter
Rallenvogel, brütete erstmals 2010 an
einem Schotterteich bei Lavant. Bis Ende
September konnten die Jungen beobachtet
werden. (B
AcHLER ET AL
. 2013). Dazu
kommt noch der
Eisvogel,
der im Sommer
2001 imAuwald bei der Lengberger Drau-
brücke brütete (B
AcHLER ET AL
. 2009,
2013). Beim
Sumpfrohrsänger
fehlte K
üH
-
TREIBER
(1952) noch der Brutnachweis,
der aber um ca. 1980 erbracht wurde
(M
oRITZ ET AL
. 2001).
Das
Rotsternige Blaukehlchen,
die Alpin-
form des Weißsternigen Blaukehlchens,
wurde als Brutvogel erst im Jahr 2007
entdeckt, einmal an der alten und neuen
Prager Hütte und zum zweiten an der
Jagdhausalm (B
AcHLER ET AL
. 2013). Sein
Lebensraum sind Quellfluren mit an-
moorigen nassen Latschen- und Zwerg-
strauchbeständen. Sicher wurde es früher
nur übersehen.
Das gilt auch für die
Zippammer.
Für
diesen mediterranen Vogel liegt osttirol an
der nördlichen Verbreitungsgrenze. Ihr
Lebensraum sind Geröllhalden und felsige
Hänge, auch Steinbrüche, alle mit niedri-
ger Vegetation. Wegen ihres punktuellen
Vorkommens wurde sie in osttirol erst
1984 entdeckt (M
ESKER ET AL
. 1986) und
dann erst 1995 als offenbar alljährlicher
Brutvogel bestätigt (M
oRITZ ET AL
. 2001).
Vergleichende Zusammenfassung
über einen Zeitraum von mehr als 60
Jahren ist die Zahl der Brutvogelarten fast
identisch geblieben. Unterschiede liegen
darin, dass Vögel der Siedlungen und der
offenen Landschaft ausgeblieben sind.
Typisches Beispiel sind die Eulen, die in
Menschennähe brüteten, wie
Schleiereule,
Zwergohreule
und
Steinkauz
. Und aus der
offenen Kulturlandschaft fehlen heute ge-
rade größere Vogelarten wie
Rebhuhn,
Wachtel
sowie
Hohl-
und
Turteltaube
. Die
Blauracke
wurde als Seltenheit oft noch
geschossen. Der
Bartgeier
ist ein gutes
Beispiel, dass Schutzbemühungen meist
bei größeren Brutvögeln erfolgen. Stein-
adler und andere Greifvögel kommen
dazu.
Drei kleinere Arten gaben nur ein kurzes
Gastspiel:
Bienenfresser, Trauerschnäpper
und
Beutelmeise
. Neue alljährliche Brut-
vögel sind nur
Reiherente, Graureiher,
Blässhuhn, Eisvogel, Elster und Karmin-
gimpel
. Das
Rotsternige Blaukehlchen
und
die
Zippammer
wurden lediglich wieder
entdeckt.
Relativ kleinere Arten häufiger Brut-
vögel sind Schwalben, Stelzen, Rotkehl-
chen, Drosseln, Mönchsgrasmücke aber
auch Star, Haussperling und Grünling. Sie
wurden hier nicht behandelt, sind aber für
viele „Dienstleistungen“ im Ökosystem
wie Bestäubung, Samenverbreitung, Zer-
setzung und Schädlingskontrolle verant-
wortlich. Das große Insektensterben be-
trifft auch Körnerfresser wie Grünling,
Gimpel und Kernbeißer, da diese ihre
Nestjungen mit Blattläusen füttern. Bei
Kleinvögeln werden Bestandsrückgänge
weniger verfolgt, sind aber für das Öko-
system sehr bedeutsam.
Eine Folge daraus sollte sein, dass wir
pro Gemeinde wenigstens einen Lebens-
raum schützen, etwa als Blumenwiese mit
Blühstreifen, mit Büschen, deren Früchte
Vögel verzehren, und mit einem kleinen
Teich.
Literatur:
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(2017): Könige der Lüfte.
Monitoring News Nr. 35: 1-20.
Das Schwarzkehlchen folgt den Bahnlinien
in der Kulturlandschaft; dort ist es ein sel-
tener Brutvogel.
Foto: oliver Stöhr
Die ganz selten beobachtete Zippammer
bleibt ganzjährig im Brutgebiet, wird aber
durch ihre heimliche Lebensweise oft über-
sehen.
Foto: Ralph Winkler
Mehrfach erweckte der Eisvogel Brutver-
dacht; ab 2001 liegt ein Brutnachweis für
Osttirol vor.
Foto: Rudolf Tengler