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OSTTIROLER

NUMMER 3-4/2018

2

HEIMATBLÄTTER

siedelt. Das Vorkommen des kleineren (bis

10 cm) Steinkrebses war bis vor kurzem

nur aus demArchbach und dem Haldensee

imAußerfern bekannt. Beide Populationen

dürften erst kürzlich der Krebspest erlegen

sein und konnten in den letzten Jahren

nicht mehr nachgewiesen werden (L. F

üR

-

EDER

, pers. Mitt.). Der mit bis zu 12 cm

etwas größere Dohlenkrebs wurde im Jahr

1910 im Plansee ausgesetzt und breitete

sich von dort in weitere Gewässer aus. Der

aus Nordamerika stammende Signalkrebs

erreicht eine Größe von bis zu 16 cm und

wird oft mit dem Edelkrebs verwechselt.

Diese invasive Art befindet sich auch in

Tirol auf demVormarsch und ist als über-

träger der Krebspest die größte Gefahr für

die oben genannten Arten.

Aus klimatischen Gründen dürften in ost-

tirol ursprünglich keine Flusskrebse behei-

matet gewesen sein (A

LBREcHT

1983). Es

finden sich jedoch historische Hinweise auf

Flusskrebsvorkommen im Fischereibuch

Kaiser Maximilians I. (U

NTERKIRcHER

1969),

wobei für osttirol die Gewässer Tristacher

See und die Drau bei der Lienzer Klause ge-

nannt werden bzw. illustriert sind (K

oFLER

1992). Diese Vorkommen dürften auf Be-

satzmaßnahmen zwischen den Jahren 1485

und 1504 zurückzuführen sein (F

üREDER

&

M

AcHINo

1998). Im 20. Jahrhundert waren

in osttirol Vorkommen des Edelkrebses aus

dem Tristacher See, dem Tristacher Seebach

und einigen Schotterteichen im Lienzer Tal-

boden bekannt (K

oFLER

1992). Anfang des

21. Jahrhunderts galten die Vorkommen im

Tristacher See und Tristacher Seebach je-

doch bereits als erloschen (F

üREDER

& H

ANEL

2000), wobei die Gründe für das Verschwin-

den der Art nicht geklärt werden konnten.

Daher wurde von der Universität Innsbruck

im Jahr 2003 ein Wiederansiedelungsprojekt

mit dem Edelkrebs im Tristacher Seebach

durchgeführt (S

INT

& F

üREDER

2004).

Neben den oben genannten Beständen war

ein weiterer Edelkrebsbestand in einemWei-

her in Nikolsdorf sowie ein Vorkommen des

Europäischen Flusskrebses in einem Teich

an der Drau im Gemeindegebiet von Lavant

bekannt (F

üREDER

& H

ANEL

2000).

Dies stellte die Ausgangssituation dar, als

der Verfasser in den Jahren 2013 bis 2017

die bekannten Populationen überprüfte und

weitere Gewässer in osttirol auf das Vor-

kommen von Flusskrebsen untersuchte.

Dabei wurde in ausgewählten Gewässern in

der Nacht mit Taschenlampen nach Fluss-

krebsen gesucht bzw. beköderte Reusen

über Nacht ausgelegt. Im Zuge dieser Er-

hebungen konnten insgesamt drei verschie-

dene Flusskrebsarten mit Vorkommen in

acht Gewässern nachgewiesen werden. Ein

weiterer Hinweis auf ein Flusskrebsvor-

kommen im Fließgewässer Waier in Matrei

in osttirol (A. A

NGERMANN

, pers. Mitt.)

konnte im Zuge der Erhebungen nicht be-

stätigt werden.

Erfreulich ist der vermehrte Nachweis

des Edelkrebses in osttirol, der im Trista-

cher See, Tristacher Seebach, in einem

Teich am Golfplatz in Lavant, im Jung-

brunnbach und in einemWeiher in Nikols-

dorf bestätigt bzw. neu nachgewiesen

wurde. Ein weiterer Nachweis des Edel-

krebses liegt aus einem Weiher in Anras

(Margarethenbrücke) vor (W. H

oPFGARTNER

& G. A

LTENWEISL

, pers. Mitt.). Neben dem

von sich selbst aus regenerierten Bestand

im Tristacher See und den gezielten Wie-

deransiedelungen im Tristacher Seebach

(S

INT

& F

üREDER

2004) ist die Herkunft

einiger Bestände (Teich Golfplatz Lavant,

Weiher in Nikolsdorf und Anras) offen-

sichtlich auf menschliche Besatzaktivitäten

zurückzuführen. Das Vorkommen im Jung-

brunnbach könnte natürlichen Ursprungs

sein, wobei hier Edelkrebse historisch aktiv

aus der Drau bzw. nach den Regulierungs-

maßnahmen aus dem benachbarten Trista-

cher Seebach eingewandert sein könnten.

Das Vorkommen des Europäischen

Sumpfkrebses in osttirol (F

üREDER

&

H

ANEL

2000) konnte nicht überprüft

werden, da das bekannte Gewässer nicht

öffentlich zugänglich ist. Es ist jedoch

davon auszugehen, dass der Bestand noch

immer vorhanden ist. Diese aus osteuropa

stammende Art gilt in Tirol zwar als nicht

heimisch, zeigt jedoch keine Ausbreitungs-

tendenzen und ist kein potenzieller über-

träger der Krebspest.

Als neue Art für osttirol ist der aus Nord-

amerika stammende Signalkrebs in einem

Weiher in Nikolsdorf zu nennen, was jedoch

aus naturschutzfachlicher Sicht kein erfreu-

liches Ereignis darstellt. Wie bereits er-

wähnt, stellt diese ortsfremde Art eine

Gefahr für heimische Flusskrebsbestände

(potenzieller überträger der Krebspest) dar

und hat nachweislich weitere negative Aus-

wirkungen (Fische, Amphibien, Ufererosion

usw.) auf aquatische Ökosysteme (z. B.

H

oLDIcH

et al. 2009). Nachdem sich der

Signalkrebs in ganz Europa stark ausbreitet,

ist diese Art seit dem Jahr 2014 auf der Liste

invasiver gebietsfremder Arten der Europäi-

schen Union (EU Vo Nr. 1143/2014 bzw.

2016/1141). EU-Mitgliedstaaten sind seit-

dem verpflichtet, die weitere Ausbreitung

dieser invasiven Art mit geeigneten Maß-

nahmen zu verhindern bzw. einzudämmen.

Die genauen Populationsgrößen der

nachgewiesenen Flusskrebsbestände in

osttirol sind weitgehend unbekannt bzw.

konnten nur geschätzt werden. Der Be-

stand im Tristacher See und im Jung-

brunnbach konnte aufgrund von Erfah-

rungswerten als dicht eingestuft werden.

Beim letztgenannten Vorkommen kam es

jedoch im Jahr 2017 witterungsbedingt zu

Der heimische Edelkrebs ist die häufigste Flusskrebsart in Osttirol.

Foto: christian Ragger

Bekannte Vorkommen von Flusskrebsen in Osttirol.