Der bläuliche Wuschelkopf
gehört einem Schmetterling.
Genauer: einem Hauhechel-
Bläuling. Er trinkt Nektar aus
den Blüten der Hauhechel-
Staude und aus Hornklee-
Blüten. Das ist ganz im Sinne
„kurzer Wege“, denn an die-
sen Pflanzen legt er auch seine
Eier ab und die schlüpfenden
Raupen finden dann gleich
ihre passende Nahrung.
Abends gegen 19 Uhr gehen
die Bläulinge schlafen. Kopf-
über hängen sie sich an lange
Gräser - meistens ein ganzer
Pulk. Auf den ersten Blick
sieht das dann aus wie eine
Ansammlung von Blüten. Und
wenn ein Feind doch dahin-
terkommt, dann erhöht der
„Schutz im Schwarm“ die
Überlebenschance für jeden
der Schmetterlinge.
Die grasgrüne Bläulings-
raupe ist gut getarnt auf ihren
Klee- oder Hauhechel-Blät-
tern. Gegen Ameisen aller-
dings hilft das wenig: Sie stür-
zen sich auf die Raupe und
deren Schicksal scheint besie-
gelt. Doch es kommt anders.
Die Ameisen sind nicht an
Beute interessiert; sie schlür-
fen den süßen Cocktail, den
die Bläulingsraupe aus Drüsen
am Hinterleib absondert. Eine
geniale Strategie! Erstens wer-
den die Ameisen friedfertig
gestimmt. Zweitens verteidi-
gen sie ihren Cocktail-Spen-
der gegen andere Insekten und
Parasiten. Mitunter bauen sie
sogar eine Art Stall, wo die
Raupe geschützt den Winter
verbringt. Das richtige Ge-
tränk kann aus Feinden
Freunde machen!
Sie sieht unheimlich und ge-
fährlich aus, die Larve der Bü-
schelmücke. Und das ist sie
auch – für Wasserflöhe und
Moskitolarven. Waagerecht im
Wasser schwebend lauert sie
ihnen auf – praktisch unsicht-
bar, weil sie durchsichtig ist
wie Glas. Nicht umsonst heißt
sie auch „Glasstäbchen-
Larve“. Nur die massiven
Kieferzangen sind getönt und
die Augen sind zwangsläufig
schwarz: Sie sollen das Licht
ja sammeln und absorbieren.
Die kräftigen Fühler nehmen
Vibrationen im Wasser wahr
und helfen so beimAufspüren
der Wasserflöhe. Und dann
geht alles blitzschnell: Das
Glasstäbchen schießt nach
vorn; die Fühler dienen jetzt
als spitze Fangwerkzeuge und
bohren sich wie Dolche in das
Opfer. Dann schieben sie es
nach unten zu den Kieferzan-
gen. Ein Glück, dass dieser
Jäger nur im Mikrokosmos
zuhause ist. 15 mm – größer
wird er nicht.
Erstaunlich, wie sich das
gläserne Raubtier wandelt –
wenn es nicht vorher selbst
von Fischen gefressen wird.
Aus der Puppe schlüpfen
friedliche Mücken, die nicht
einmal einen Stechrüssel
haben. Sie suchen Blüten auf
und schlürfen Nektar. Und
statt tödlichen Fühlern mit
dolchartigen Enden tragen sie
harmlos buschige Antennen,
die ihnen den Namen einge-
tragen haben: Büschelmücken.
METAMORPHOSE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2018
8
Bläu-
lings-
larve:
Larve
(Raupe)
Bläu-
ling: er-
wachse-
nes Tier
(Schmet-
terling)
Bü-
schel-
mücke:
Larve
Bü-
schel-
mücke:
erwach-
senes
Tier
Hauhechel-Bläuling
(Polyommatus icarus)
Büschelmücke
(Chaoborus crystallinus)