SONDERAUSSTELLUNG
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MAI/JUNI 2017
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„Krapfenteller und Knödel-
schüssel. Hafnergeschirr aus
dem Pustertal“ – so heißt die
neue Sonderausstellung, die
noch bis Ende Oktober läuft.
130 Teller, Schüsseln, Honig-
krüge, Bügelkannen, Hafen und
Sonderformen – wie Bettfla-
schen, Nachttöpfe, Tintenge-
schirr – sowie Importware aus
Mittel- und Südeuropa geben
dabei Aufschluss über die (re-
gionale) Esskultur und über den
Wandel von Arbeitswelt und Le-
bensformen in einer bäuerlich
geprägten Region. Die auf einer
Fläche von 180 m
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ausgestellten
Objekte stammen aus dem
Sammlungsbestand des Volks-
kundemuseums oder sind Leih-
gaben aus anderen Sammlungen
(Stadtmuseum Bozen, Tiroler
Volkskunstmuseum Innsbruck,
Österreichisches Museum für
Volkskunde Wien, Museum
Schloss Bruck Lienz, Hafne-
reien Kuntner und Malfertheiner
Bruneck, Private Sammlungen).
„Die Wirtschaftsformen auf
den Bauernhöfen war über
Jahrhunderte auf Selbstversor-
gung ausgelegt. Meist wurden
Ackerbau und Milchwirtschaft
betrieben, bedingt durch die
Höhenlage der Höfe und die
klimatischen Verhält-
nisse nahe am Alpen-
hauptkamm“, so die
Ausstellungskuratorin-
nen Alexa Untersulzner
und Dorothea von Mil-
ler. Zu den angebauten
Getreidesorten gehörten
Roggen, Weizen, Hafer,
Gerste, Buchweizen und
Mais, zu den Feldfrüch-
ten Kartoffel, Rüben und
Kobis (Weißkohl).
Manchmal reichte
eine Pfanne
Die Kost war recht ein-
seitig. „Aus den Lebens-
mitteln wurden vor allem
Mus, Suppen, Knödel
und Schmalzgebackenes
gekocht. Fleisch kam sel-
ten auf den Tisch.“ Für die Zu-
bereitung der Speisen war nur
wenig Geschirr notwendig. In ei-
nigen Fällen, etwa beim Mus, ge-
nügte eine einzige Pfanne, die
mit einem Pfannenknecht auf
den Tisch gestellt wurde, und
jeder aß daraus mit einem Löffel.
Solange auf dem offenen Feuer
gekocht wurde, musste man das
Essen zum Servieren in Schüs-
seln und Teller umfüllen, damit
der Esstisch vom rußigen Koch-
geschirr nicht verschmutzt
wurde. Die Einführung des Spar-
herdes erleichterte das Kochen.
Das Pustertal war aufgrund der lokalen Lehmvorkom-
men vom 18. bis zum 20. Jahrhundert bedeutend für
die Tiroler Geschirrhafnerei. Das Volkskundemuseum
in Dietenheim macht deshalb in seiner neuen Son-
derausstellung die damalige Esskultur, den Wandel
von Arbeitswelt und Lebensformen zum Thema.
Frau beim Formen der Knödel
in der Rauchküche. Sie ver-
wendete je eine irdene Schüs-
sel für das Wasser zum An-
feuchten der Hände und für
den Teig. Gekocht wurden die
Knödel in einem metallenen
Topf über dem offenen Feuer.
Kleine Schüsseln waren
als individuelles Essgeschirr
in Verwendung.
Postkarte „Bauernkind“ nach
einem Gemälde von Thomas
Riss (1871-1959).
Milchschüsseln mit
Hilfe von Milchleitern
übereinandergestapelt.
Foto: Hermann Maria Gasser
Spannender Einblick i