Es ist lange her, dass Chrysos-
tomus Giner als junger Priester
vier Jahre lang in Assling diente
– rund 60 Jahre (1956 bis 1960).
Jene, die ihn aus dieser Zeit noch
in Erinnerung haben, beschrei-
ben ihn als sehr gesellig und lus-
tig, zudem als unternehmungs-
lustigen Kooperator. Er war
nahe an der Asslinger Jugend
dran, wollte sie auch für das Re-
ligiöse begeistern. Giner war
vom Augustiner-Chorherren-
kloster Neustift (bei Brixen), das
die Pfarren Assling und St. Jus-
tina immer schon mitbetreut, ins
Pustertal geschickt worden.
Zu jener Zeit hatte Giner ein
großes Vorbild – seinen Onkel
Ambros Giner, der schon seit
1931 Abt (Vorsteher) des Klos-
ters war. Beide stammen aus
Thaur bei Innsbruck. Trotz der
schwierigen Kriegsjahre hatte
der Onkel das Stift zur Blüte
gebracht.
Leidenschaft entfacht
Es war dann in Assling, als
der Neffe die große Leiden-
schaft fürs Malen entdeckte.
„Ich begann auf Anregung des
Penzendorfer
Schulleiters
Erwin Frena damit“, erzählt er.
Das Malen dient ihm seitdem
als große Entspannung. Er malt
täglich ein bis zwei Stunden,
seine Lieblingsmotive sind
Landschaften, Porträts und
Selbstporträts.
Es dauerte lange bis die Öf-
fentlichkeit seine Werke zu Ge-
Er war 1965 nach schwerer
Krankheit verstorben.
Ein Visionär
Giner war ein außerordentli-
cher Abt. Voller Visionen, auf-
geschlossen, kunstsinnig, mutig
und klar in seinen Entschei-
dungen. So trug er sehr zur Öff-
nung und Neupositionierung
des Klosters bei. Etwa mit der
Einrichtung eines Tourismus-
zentrums und des Bibel- und
Ökozentrums des Klosters.
Auch als Seelsorger erlangte er
weit über die Grenzen hinaus
Bekanntheit. Unter seiner
Ägide wurde zudem die Stifts-
kirche renoviert oder das 850-
jährige Jubiläum des Klosters
begangen. Die Gründung des
Tourismuszentrums war im Üb-
rigen auch die Grundsteinle-
gung für das heutige Bildungs-
haus Kloster Neustift. Damit
wurde der steigenden Bedeu-
tung des Tourismus für das Stift
und die gesamte Region Rech-
nung getragen.
Kompliment
Autor Heinz Wieser (ehema-
liger Tiroler Landesbedienste-
sicht bekam – erst Ende des Vor-
jahres in der Innsbrucker Gale-
rie von Christian Pramstaller
aus Lienz. Der Erlös aus dem
Bilderverkauf kam Bedürftigen
zugute. „Wir haben ja genug
Bedürftige“, bedauert Giner.
Auch war imVorjahr sein „Blu-
menbild“ als 23. Fenster des
Adventkalenders an der Lienzer
Liebburg zu sehen, und unlängst
waren seine Werke im Kultur-
heimAssling ausgestellt. Dabei
hatte er nie einen Mal- oder Zei-
chenkurs besucht, aber Übung
macht bekanntlich den Meister.
Wien und
Karrieresprung
Von der Idylle Asslings ging
es in den 1960er Jahren dann
drei Jahre in die Großstadt nach
Wien – als Seelsorger der Ka-
tholischen Jugend Österreichs.
Außerdem unterrichtete er das
Fach „Heilsmysterium“ an der
Philosophisch-Theologischen
Hochschule in Brixen. Dann
folgte ein großer „Karriere-
sprung“: Mit 39 Jahren wurde
er zum jüngsten Abt der Kon-
gregation der österreichischen
Augustiner-Chorherren gewählt
und trat damit in die Fußstapfen
seines Onkels – er wurde Abt
des Stiftes Neustift. Sein Onkel
erlebte dies leider nicht mehr.
Chrysostomus (Josef)
Giner verbindet einiges
mit Osttirol,
war er doch für einige
Jahre Kooperator in
Assling bevor er Abt
des Augustiner Chor-
herrenstifts Neustift in
Südtirol wurde.
Alt-Probst Chrysostomus Giner bei der Einweihung der restau-
rierten Heiligkreuzkapelle Raschötz.
Foto: Wolfgang Moroder
Giner war von 1969 bis 2005 Abt (Vorsteher) der Klosteranlage Neustift in Südtirol. Foto: Uoaei1
Ein starkes Band zu Assling
PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2017
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