Der Maler Albin Egger-
Lienz
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war ein sehr inten-
siver Kommunikator und
Briefschreiber. Der Kon-
takt zu Freunden und
Familie, zu Künstlern und
Medienvertretern, zu Be-
wunderern und Schülern
erforderte einiges an Zeit,
die Egger-Lienz sich
nahm, um seine Ansich-
ten von Kunst mitzutei-
len, Aufträge wie auch
Ratschläge zu erteilen
oder auch einfach den so-
zialen Kontakt zu pflegen.
Tausende seiner Briefe
und Korrespondenzkar-
ten sind der Nachwelt er-
halten geblieben, wenn
auch der Schriftverkehr
oftmals zerrissen ist und
nur eine Seite des Ge-
spräches – nämlich die
von Egger-Lienz – nach-
vollziehbar bleibt.
Die Analyse dieser
Briefe ergab ein völlig neues Bild. Meinte
man zur Mitte des 20. Jahrhunderts, vor
allem nach der von Heinrich Hammer im
Jahr 1930 verfassten Monographie
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, das
Wesentliche über die Person des Künstlers
erfasst zu haben, brachte das 1977 zu-
nächst einbändig, 1996 zweibändig er-
schienene Gesamtwerk von Wilfried
Kirschl
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neue Aspekte zum Menschen
Egger und seiner Kunst. Durch die Bear-
beitung einer Vielzahl von Dokumenten,
Briefen, Notizen und Aufsätzen aus der
Hand von Egger-Lienz erschien der Künst-
ler nicht mehr als „introvertierte, seltsam
zusammenhanglos in ihrer Zeit stehende
Gestalt“, sondern als „aktiver, streitbarer
und mitteilungsfreudiger Mann, der es zu
Lebzeiten auf 160 Ausstellungsbeteiligun-
gen gebracht hat und während des ,Hodler-
streites‘ die Redaktionen mit hunderten
Exemplaren seiner von Kunz verfassten
Pamphlete bombardierte“.
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Von Albin Egger verfasste Schriftstücke
sind voller Fehler, sowohl hinsichtlich
Grammatik als auch Rechtschreibung. Der
Besuch der Volksschule in Lienz – seine
einzige Ausbildung vor seiner Zeit in Mün-
chen an der Akademie – dürfte bei Egger-
Lienz nicht ausgereicht haben, um diesen
Umstand zu verbessern. Die folgen Zitate
sind buchstabengetreu wiedergegeben. Die
Fehler, welche nicht im Einzelnen gekenn-
zeichnet sind, dürfen den Leser nicht stören.
Albin Egger und Lienz
Originale seiner Schriften befinden sich
u. a. im Tiroler Landesarchiv, im Archiv
des Denkmalamtes, im Landesmuseum
Ferdinandeum
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, im Bren-
nerarchiv
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, in vielen wei-
teren öffentlichen Institu-
tionen sowie in privatem
Besitz. Auch das Museum
der Stadt Lienz darf
einige handschriftliche
Dokumente sein Eigen
nennen. Unter den
Schreiben, die schon früh
in den Besitz der Stadt
Lienz gelangt sind, befin-
den sich Briefe an seine
Schwester Maria
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, seinen
Schüler Georg Kötschau
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oder auch an offizielle
Stellen der Stadt Lienz
wie den Bürgermeister
Johann Oberhueber.
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Bereits Ende 1912, im
Zuge der Vorbereitung
der ersten Ausstellung
des Museumsvereins für
Lienz und Umgebung,
zeigt Egger-Lienz Inter-
esse an der Sammlungs-
tätigkeit des Vereins,
sucht um Mitgliedschaft an und verspricht,
der ersten Schau ein Bild zukommen zu
lassen. Zunächst von Seiten der Lienzer
Kunstinteressierten als mögliche Leihgabe
verstanden, stellt Egger in einem Brief
vom 21. November fest, dass er das Bild
als Geschenk der Stadt überlassen möchte.
„Eur Hochwohlgeborn!
Leider komme ich erst jetzt dazu Ihre ge-
ehrte Zuschrift vom 15./10 zu beantworten
und den Revers einzusenden. Es wird mir
ein Vergnügen sein meiner lieben Heimat-
stadt resp. Ihrem Museum eine würdige
Arbeit von mir einzuverleiben. Ich hoffe im
Laufe des Winters etwas schicken zu kön-
nen. Leider war vor meiner Abreise die
Zeit sehr gemessen so daß ich nicht mehr
dazu kam Sie noch einmal aufzusuchen um
die Räume des Museums anzusehen.
[…]
NUMMER 3-4/2017
85. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Der Fotograf Georg Egger mit Tochter Maria und Sohn Albin auf ein Glaserl
im Garten des Hauses Schweizergasse Nr. 33 in Lienz.
(TAP – Stadtgemeinde Lienz, Archiv Museum Schloss Bruck)
Stefan Weis
„… wenn ich weiter bin, werde ich
wieder was hören lassen …“
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Die Briefe Albin Egger-Lienz‘ im Museum Schloss Bruck