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SOLDATENFRIEDHOF

PUSTERTALER VOLLTREFFER

SEPTEMBER/OKTOBER 2016

8

Herr Wiedemayr, wurden

auf den Soldatenfriedhöfen

nur Gefallene begraben?

Wiedemayr:

„Nein, auch

jene, die an den Folgen von

Kampfhandlungen verstarben

sowie Kriegsgefangene und fall-

weise auch gegnerische Kriegs-

opfer. Im späteren Gebirgskrieg

an der Dolomitenfront kam er-

schwerend hinzu, dass der Ab-

transport der Gefallenen ins Tal

oft nicht möglich oder mit gro-

ßen Gefahren verbunden war,

weshalb sie wiederholt direkt im

Frontgebiet bestattet wurden.“

War es an der Tiroler Karni-

schen Front ähnlich?

Wiedemayr:

„Ja. Jene Män-

ner, die bei den Kämpfen im

Sommer 1915 fielen, wurden

vorerst in vier kleinen Friedhö-

fen im unmittelbaren Frontge-

biet bestattet. Weitere Kriegs-

tote und verstorbene Kriegsge-

fangene beerdigte man auf den

Pfarrfriedhöfen von Hollbruck,

Kartitsch (St. Oswald) und

Obertilliach. Vor allem im Fried-

hof von St. Oswald zeigte sich

nach bereits 20 Kriegsgräbern,

dass er zu klein wurde. Daher

entschied sich die Militärver-

waltung im Winter 1915/16 zur

Errichtung eines neuen Militär-

friedhofs in Kartitsch, wofür die

Gemeinde in der Schade (heute

Neuwinkl) ein Grundstück er-

warb. Zugleich erbauten die

Soldaten an der Ostseite des Ak-

kers eine einfache Holzkapelle

mit kleinem Turm und Glocke

(Schrapnell-Hülse).“

Wie hat man diesen Fried-

hof gestaltet?

Wiedemayr

: „Er wurde mit

Holzrundlingen umzäunt, später

kam eine Fichtenhecke hinzu. In

der Mitte der sechs Gräberreihen

errichte man ein großes Holz-

kreuz, und die Gräber wurden

mit einfachen Holzkreuzen ver-

sehen. Bei der Fertigstellung am

18. April 1916 waren bereits

15 bis 20 Gräber belegt. Die

Segnung von Kapelle und Fried-

hof erfolgte zwei Monate später.

Bereits im September wurde die

Exhumierung jener Gefallenen

angeordnet, die an der Filmoor-

front begraben waren. Die Fried-

höfe von Obstans und Hoch-

gränten ließ man aber nicht auf,

weil sie gut gepflegt waren.“

Wie ging es nach dem Krieg

weiter?

Wiedemayr

: „In den Nach-

kriegsjahren bemühte man sich

die Einzelgräber im Gemeinde-

gebiet von Hollbruck und Kar-

titsch aufzulassen und die

Kriegstoten auf den Friedhöfen

zu bestatten. So wurden im

Oktober 1925 zwei Kriegstote

vom Hollbrucker Tal in Holl-

bruck und zwei einzeln beer-

digte Kriegsgefangene auf dem

Militärfriedhof

beigesetzt.

Ebenso setzte man die Überre-

ste von Gefallenen, die nach

dem Krieg im ehemaligen

Frontgebiet gefunden wurden,

auf dem Militärfriedhof in Kar-

titsch bei. Neben einigen Toten

bei Frontaufräumungsarbeiten

sind das feierliche Begräbnis

eines Kriegstoten am 3. 9. 1922

Als zu Beginn des Ers-

ten Weltkrieges an der

deutschen und russi-

schen Front das Mas-

sensterben bisher nicht

gekannte Ausmaße er-

reichte, entschieden

sich die Militärkom-

mandos zur Errichtung

eigener Soldatenfried-

höfe. Auch in Kartitsch

wurde vor 100 Jahren

ein solcher Friedhof

am Waldrand errichtet.

Heimatforscher und

Buchautor Ludwig

Wiedemayr im

„PVT“-Interview.

Mit Hundegespann werden soeben zwei Gefallene zur Bestattung eingebracht, Herbst 1916.

Stummes Zeugnis einer

Heimatforscher und Buchautor

Ludwig Wiedemayr.

Militärische Gedenkfeier im Kriegerfriedhof, etwa Herbst 1916.

Foto Leonh. Herrnegger