ERFINDUNG
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2016
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„Gebrüder Ladstätter“ wurde
1991 von den Brüdern Hannes,
Peter, Clemens, Konrad, Franz,
Klaus, Herwig und Vater Kon-
rad aus der Taufe gehoben. Es
war im Übrigen die erste Er-
werbsgesellschaft in Osttirol
(KEG). Mittlerweile ist die
Firma eine KG. Der Gewerbe-
betrieb umfasst die Bereiche
Holzschlägerung, Holzbrin-
gung und Holzhandel. Der
Start vor 25 Jahren erfolgte mit
zwei Steyr-Traktoren mit auf-
gesatteltem Koller K300, die
damals die Österreichischen
Bundesforste verkauften. „Die-
ses Maschinenpaket war in
den 1980er Jahren die Stan-
dard-Kombination für die Berg-
aufseilung“, erzählt Hannes
Ladstätter, der Techniker im
Unternehmen.
Grenzen überwinden
Doch schon bald stieß die Fa-
milie mit ihrer Ausrüstung an
die Grenzen, als sie im Schutz-
wald oberhalb des Ortskernes
von St. Jakob bergab seilen
wollte. „Für diese Arbeiten ist
der K300 grundsätzlich nicht
konstruiert“, so Ladstätter, der
sofort seinen Erfindergeist an-
kurbelte. So hängte er einfach
ein Stück Eisenbahnschiene ans
Ende des Zugseils. „Schwer
genug, um den Ausziehwider-
stand zu überwinden“, erklärt
er. Die Trassen legten die Män-
ner schräg zur Falllinie an.
„Damit taten wir uns beim
Bremsen wesentlich leichter.“
Der Konstrukteur des K300, der
Kufsteiner Josef Koller („Koller
Forstmaschinen“) war mehr als
erstaunt, was die St. Jakober aus
seinem Gerät „herausholten“.
Die „Gebrüder Ladstätter“
waren auch die ersten, die
unter anderem Ganzbaumbrin-
gung mit dem K300 schafften.
„Nischen finden“
Im Laufe der Zeit investierte
die Familie in eine Reihe von
Maschinen, die das Arbeiten
um einiges erleichterten und
vieles erst ermöglichten. Und
das Credo lautete stets: Quali-
tativ hochwertig und sicher
arbeiten, und Nischen finden.
„Also nur das tun, was sonst
nur wenige können: Bergabsei-
lungen aus extreme Gelände
und Arbeiten in zeitlicher
und/oder räumlicher Enge
durchführen“, ist Ladstätter
stolz. Er entwickelte mit dem
Doppelhubwinden-Laufwagen-
systems eine Methode, mit der
Ganzbäume auch bei niedriger
Tragseilhöhe freischwebend
befördert werden können.
„Dieses System ermöglicht
Bäume horizontal zu trans-
portieren“, erklärt er. Die Er-
findung wurde 2007 sogar in-
ternational patentiert. „Mittler -
weile haben wir die Patent-
rechte an die Firma SEIK
verkauft. Mitbewerber ver-
suchen die Erfindung nach-
zubauen“, weiß Ladstätter .
Höchster Frauenanteil
Spannend an „Gebrüder
Ladstätter“ ist auch, dass es
sich hier um ein Forstunterneh-
men mit dem höchsten Frauen-
anteil österreichweit handelt.
Denn im Team arbeiten auch
zwei Forstfacharbeiterinnen
mit: Barbara Steinlechner und
Kathrin Hanser. Gesamt gibt
es derzeit acht Beschäftigte.
„Barbara und Kathrin erhalten
selbstverständlich denselben
Lohn wie die Männer“, erklärt
Geschäftsführer Konrad Lad-
stätter. Seit demTod desVaters
im Jahr 2011 sind nur mehr
vier Brüder im Unternehmen –
neben Hannes und Konrad
noch Klaus und Herwig. Die
anderen beschritten andere
beruflicheWege.
Heuer feierte die Familie das
25-jährige Bestehen des Unter-
nehmens.Auf dem Firmenareal
wurden – wie kann es anders
sein – Novitäten präsentiert,
für die Hannes Ladstätter teils
als Impulsgeber verantwortlich
gezeichnet hatte: etwa für
den Prototyp einer Konzept-
maschine auf Elektrobasis
(Fa. Koller). „Sie ist eineWelt-
neuheit“, versichert der Erfin-
der.
Martina Holzer
Das Forstunternehmen
„Gebrüder Ladstätter
KG“ in St. Jakob im
Defereggental, das einst
von sieben Brüdern
und dem Vater gegrün-
det wurde, sorgt immer
wieder für Novitäten.
Die eigene Erfindung
des „Doppelhubwin-
den-Laufwagensys-
tems“ wurde sogar in-
ternational patentiert.
Holzrücker „an der Grenze“
mit viel Erfindergeist
Die Brüder Klaus (l.) und
Hannes Ladstätter mit dem
ehemaligen Lehrling des Un-
ternehmens, Simon Mühlburger
aus Alkus.
Die Weltneuheit – eine Konzeptmaschine auf Elektrobasis (Trag-
seilsattel r.) – wurde beim „Holzertreffen“ vorgeführt. Aber auch
das neue Gerät des Unternehmens, „Skytiger“ (l.), ist ein Novum.