Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7 / 40 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7 / 40 Next Page
Page Background

PORTRAIT

PUSTERTALER VOLLTREFFER

SEPTEMBER/OKTOBER 2015

7

dort bleiben, sondern in Südti-

rol Förster werden. Als die Förs-

terstellen ausgeschrieben wur-

den, meldete er sich. Er wurde

zur ärztlichen Untersuchung

nach Trient eingeladen. „Einige

Wochen darauf erhielt ich den

Bescheid, mit dem Ergebnis,

dass ich nicht für das Gebirge

tauglich bin. Dies erschien mir

sehr lächerlich, da ich ja im

Hochgebirge aufgewachsen war.

Zu dieser Zeit (60er Jahre) war

es in Südtirol nicht leicht, an öf-

fentliche Stellen zu kommen, da

die Italiener mit solchen Metho-

den die Südtiroler Bevölkerung

schikanierten und tyrannisier-

ten.“ Er blieb in Deutschland.

Abschluss zum

Holzkaufmann

1971 siedelte er sich in Mün-

chen (Stadtteil Obergiesing) an

Großstadt mit Dorfcharakter.

Besonders schätze ich dort die

der entwickelte sich in Südtirol

vieles zum Negativen. Bei der

Bebauung wird der ursprüngli-

che Dorfcharakter zerstört. Die

Preissteigerung ist enorm, teil-

weise sind die Preise höher als

in München.“

Neuer Versuch

1977 steuerte er nochmals

eine Rückkehr nach Südtirol

an. „Aber die Firma, bei der ich

anfangen wollte, ließ mich voll

auflaufen. Somit entschied ich

mich, endgültig in München zu

bleiben und arbeitete als Holz-

kaufmann – imAußendienst bis

vor einem Jahr. Jetzt bin ich in

Rente und kann mich voll auf

das Theaterspiel konzentrie-

ren“, freut er sich. Schon vor

vielen Jahren entdeckte er dafür

eine große Leidenschaft. 1975

spielte er bei einer Off-Thea-

guten Erinnerung. „Als sie end-

lich vorbei war, wollte ich nichts

anderes, als daheim auf dem Hof

arbeiten. Ich wollte eigentlich

Bauer werden. Aber für mich als

Jüngster bestand keine Aus-

sicht.“ Nebenher begann er eine

Maurerlehre. „Da mich mein

Lehrherr aber ziemlich schika-

nierte und ich auch gesundheit-

liche Probleme mit dem Lösch-

kalk bekam, beendete ich die

Lehre nach vier Monaten.“

Nach Deutschland

Auf Drängen seines Bruders

besuchte er dann die Landwirt-

schaftsschule in Südtirol und

danach die Forstschule in Öster-

reich. Und dann – genau vor

50 Jahren – fragten ein Nachbar

und zwei andere Burschen aus

dem Dorf, ob er nicht mit ihnen

nach Deutschland zur Holz-

arbeit fahren würde. Er sagte zu.

Aber er wollte nicht für immer

und absolvierte dort seinen

Abschluss zum Holzkaufmann.

„In München fühlte ich mich

von Anfang an wohl – eine

Zuverlässigkeit und Freund-

lichkeit der Menschen. Mit dem

italienischen System in Südtirol

komme ich nicht zurecht. Lei-

terbühne in München, insze-

nierte bei einer Bühne in Mün-

chen und spielte auch selbst

von 1978 bis 1993 bei der Süd-

tiroler Volksbühne in München.

Vor 25 Jahren gründete er

zudem die Heimatbühne Ober-

giesing, doch auf keinem direk-

ten Weg. „Es war 1989. Eine

Gruppe Theaterbegeisterter aus

der Pfarrei Königin des Frie-

dens wollten das Stück ‚Bloß

koan Schnaps‘ aufführen. Doch

ein Regisseur fehlte.“

Absage

„Ich hatte zuvor schon mit

der Südtiroler Volksbühne zwei

Gastspiele im Pfarrsaal Königin

des Friedens gemacht, in der

Pfarrei, in der ich wohnte. So

wurde ich gebeten die Regie zu

übernehmen.“ Doch die Auf-

führung musste letztlich abge-

sagt werden. „Einige Spieler er-

klärten, dass das Theaterspiel

Beim Inszenieren mit Sohn Thomas.

doch nichts für sie sei“, so Hof-

mann, der mit den „Übrigge-

blieben“ aber weitermachte.

Im Frühjahr 1990 wurde „Der

Pfannenflicker Sepp“ mit gro-

ßem Erfolg auf die Bühne ge-

bracht, gefolgt von der Gründung

des Vereins „Heimatbühne

Obergiesing“. „Es war mir

wichtig, dass sie eine Bühne

wird, die nicht nur hohes Ni-

veau bietet, sondern Spielern

mit unterschiedlichsten Dialek-

ten ‚Heimat’ gibt. Dadurch ent-

stand über die Jahre eine bunte

Dialektvielfalt. Von pusterisch

bis niederbayerisch, von ober-

bayerisch bis schwäbisch, von

oberpfälzisch bis hochdeutsch,

ja und sogar rumänische und

türkische Akzente konnte man

bei unserer Bühne schon genie-

ßen“, schmunzelt Hofmann.

Bitte umblättern!

103967

kommt er wieder heim

Sepp im Alter von 25 Jahren.