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muss. Auch gingen die Säumer „lieder-

lich“ mit den Ställen um, und es bestünde

ständig Feuergefahr. Das Salz selbst

richte große Schäden an: Fenster- und Tür-

bänder sowie Schlösser rosten, das Holz

zieht Feuchtigkeit an und verfault. Er ver-

lange auch kein Geld für kurze Lagerzei-

ten, wenn jedoch Salz über den ganzen

Winter liege und nur nach und nach abge-

holt wird, stünde ihm ein Lagergeld zu.

Eine von Sebastian Perger angestrebte „

or-

dentliche Salzniederlag“

lehnte Salzburg

1764 ab, gestatte ihm aber die Einhebung

von einem Kreuzer pro Zentner Salz ab

einer Lagerzeit von 14 Tagen.

1766 dachte Sebastian Perger an den

Verkauf der Gastschwaige und führte be-

reits Gespräche mit einem Burschen aus

Mittersill. Sebastian überlegte es sich an-

ders, trat vom Verkauf zurück und musste

dem Mittersiller „

Reygeld“

– Rücktritts-

gebühr – bezahlen.

1774/75 erkrankte Sebastian und er ord-

nete seinen Nachlass. Er setzte seinen un-

ehelichen Sohn Paul als Erben ein, denn

seine Ehe war bislang kinderlos geblieben.

Seine Frau war damals zwar guter Hoff-

nung, wusste es aber noch nicht; am

6. September 1775 gebar sie ihren Sohn

Johann Matthäus; das Testament wurde

damit obsolet.

1772 und 1774 wurde Sebastian wegen

Betruges angezeigt. Der „Wachter von

Schößwend“, Josef Gruber, meldete Un-

regelmäßigkeiten beimWein- und Brannt-

weintransport. Angeblich ließ sich Sebastian

gefälschte Bescheinigungen ausstellen. Da

Perger eine jährliche Umgeldpauschale von

vier Gulden bezahlte, meinte er, deshalb

keine Steuerhinterziehung begangen zu

haben. Der Umgeldeinnehmer Caspar Het-

zenauer war gleicher Meinung und meldete

diese nach Salzburg, wo man dem aber

nicht zustimmte. Diese Angelegenheit zog

sich Jahre hin; ein paar Tage vor Sebastians

Tod (Feber 1781) kam die Strafverfügung

aus Salzburg: 1.420 Gulden waren fällig!

Der Tod des Wirtes wurde nach Salzburg

gemeldet und gleichzeitig um Nachricht

Erst als die Erben darauf drängten, wurde

diese schließlich 1761 vorgenommen. Der

jüngste Sohn, Sebastian, erbte ein Viertel

der Gastschwaige mit der damit verbun-

denen Wirtsgerechtigkeit. Er war 35 Jahre

alt und noch unverheiratet. Ein Jahr später

heiratete er Anna Steiner.

Kaum war Sebastian Tauernwirt, kamen

die ersten Probleme: Die Bürger von Mit-

tersill legten Beschwerde gegen ihn ein,

weil er für jeden eingelagerten Zentner

Salz drei Kreuzer verlangte – das war nicht

erlaubt! Sebastian äußerte sich schriftlich

zu diesemVorwurf, schrieb von der neu er-

bauten Behausung, in der es nur mehr eine

Kammer gab, in der Salz eingelagert wer-

den konnte. Jetzt, 1761, werden jährlich

ungefähr 1.300 Zentner Salz über den Tau-

ern geführt, früher waren es nur etwa 500.

Perger beklagte, dass Säumer so viel Salz

in die Kammer gelagert hatten, dass ein

Holztram durchgedrückt wurde und die

untere Stube deshalb abgestützt werden

OSTTIROLER

NUMMER 8-9/2015

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HEIMATBLÄTTER

Gastschwaige – ein großer Besitz, der je-

doch stark verschuldet war. Die Schulden-

last war so drückend, dass Michael im

April 1700 das Gut Kaltenhaus um 1.800

Gulden an die Brüder Heinrich, Lorenz,

Veit und Mathes Gänzer sowie deren Vet-

tern Heinrich und Jakob Gänzer verkaufte.

Die Pergerischen wohnten dann in der

„Winklerischen Wirtsbehausung“, die

Michael Perger vor einigen Jahren gekauft

hatte.

Die Gastschwaige bestand damals aus

einem Futter- und einem Feuerhaus – wie

gehört, mit sechs Gastbetten. Zubauten

waren erforderlich und um diese finanzie-

ren zu können, ersuchte Michael Perger im

Juni 1700 das Urbaramt, die Hälfte der

Gastschwaige verkaufen zu dürfen. Die

Antwort kam zwar erst ein halbes Jahr spä-

ter, war aber positiv! Der Käufer, Veit

Presslaber, war bereits gefunden. An die-

sen gingen die vorhandenen Gebäude; Per-

ger wollte neu bauen, was aber erst Jahr-

zehnte später der Fall war.

1701 musste Michael Perger auch noch

die zweite Hälfte der Gastschwaige ver-

kaufen. Käufer waren Veit Presslaber und

Leonhard Rauter – alles blieb im Fami-

lienverband.

Tauernhauswirte im 18. Jahrhundert

Veit Presslaber, seit 1700 offiziell Wirt

unterm Tauern, verheiratete 1701 seine Toch-

ter Maria mit Stephan, Sohn des Michael

Perger, und nahm diesen an Sohnes statt an.

1702 erfolgte die „Anwünschung“: Press-

laber versprach seinem Schwiegersohn

sämtliche Güter, darunter auch die drei Vier-

tel der Gastschwaige; die Übergabe erfolgte

1728. Veit Presslaber starb 1734.

Stephan Perger brachte die Finanzen

wieder einigermaßen ins Lot und konnte es

sich leisten, in Realitäten zu investieren:

Zwischen 1727 und 1746 kaufte er u. a.

große Anteile weiterer Schwaigen im

Tauerntal.

Als Stephan Perger 1748 starb, wurde

Josef, der älteste Sohn, interimistischer

„Haushaltsführer“ der Pergerischen Güter,

deren Aufteilung viele Jahre unterblieb.

Säumer am Weg zur St. Pöltener-Hütte, 1932.

Foto: unbekannter Fotograf (Fotosammlung des Museums im Felberturm, Mittersill)

Ansicht des Tauernhauses mit der St. Bartholomäus-Kapelle, ca. 1920.

Foto: Foto Lottersberger

(Sammlung Renate Bolda-Hudovernik)