Previous Page  2 / 8 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2 / 8 Next Page
Page Background

OSTTIROLER

NUMMER 8-9/2015

2

HEIMATBLÄTTER

Ausgleichsleistungen – Deputate –

für die Tauernwirte

Für ihre Leistungen bezogen die Tauern-

wirte von den Salzburger Fürsterzbischö-

fen Geld und Sachleistungen in Form von

Getreide, je nach Lage des Hauses 400 bis

1.000 Kilogramm jährlich. Nach 1848

wurden die Naturalgaben in Geldleistun-

gen umgewandelt und bis 1938 vom Land

Salzburg bezahlt.

5

Die Nationalsozialisten

stellten die Zahlungen ein; sie wurden

nicht wieder eingeführt.

Die „Provisionen“ – Deputate –

des Matreier Tauernwirtes

Die Wirte des Matreier Tauernhauses

waren bezüglich der Provisionen wesent-

lich schlechter gestellt als ihre Kollegen im

Norden, und suchten deshalb des Öfteren

um Erhöhung ihres Deputates (Provision)

an. Um 1700 erhielt der Wirt Veit Pressla-

ber jährlich 15 Gulden. 1706 bemühte er

sich um eine Erhöhung und begründete

dies mit seinen Verpflichtungen. Er merkte

an, dass die Tauernwirte auf der Nordseite

jährlich 144 Metzen Getreide erhalten.

Der damalige Pfleger von Matrei, Wolf

Adam Lasser, fügte dieser Bittschrift seine

Intervention bei; er empfahl, dem Pressla-

ber ein Deputat in gleicher Höhe zu ge-

währen, wie es die Tauernwirte auf der

Salzburger Seite erhielten. Die Antwort

kam zwei Jahre später – sie war eine Ab-

lehnung! 1713 versuchte Presslaber noch

einmal, eine Erhöhung zu erwirken. Die

Lasser aufgetragenen Recherchen ergaben

Folgendes: Um 1600 erhielt der Wirt zwei

Gulden, dreißig Vierling Roggen und

sechs Vierling Gerste; 1676 erfolgt dann

nur mehr die Geldleistung von 15 Gulden.

Die Hofkammer und Franz Graf von

Plaz setzten sich für Presslaber ein; sie

schlugen vor, die Deputate der Wirte in der

„Felbm“ und in Matrei zusammenzulegen

und zu dritteln. Dagegen wehrten sich die

Wirte auf der Nordseite! Presslabers An-

suchen wurde schließlich abgelehnt.

6

1721 schrieb Stephan Perger, Schwie-

gersohn des Veit Presslaber, nach Salz-

burg; neben den schon bekannten Klagen

führte er an, dass das Tauernhaus sich in

einem schlechten, baufälligen Zustand be-

finde. Lasser schlug nun auch vor, die De-

putate zusammenzulegen und zu dritteln;

die Mittersiller waren dagegen, und die

Hofkammer war der Meinung, dass die

Deputate von zweierlei Herrschaften nicht

zusammengeworfen und geteilt werden

könnten. – Fazit: Ablehnung!

7

Leider in

Gnaden

“ abgewiesen wurde auch ein An-

suchen von 1734.

8

Die Tauernwirte im Norden waren alle-

mal auf der Gewinnerseite; sie bekamen

das Deputat in Naturalien. Die 15 Gulden,

die der Matreier Tauernwirt erhielt, unter-

lagen der Inflation! Erst im Jahre 1803

konnte die Verdoppelung des Betrages er-

reicht werden. 1825 wurde ein Zufluchts-

Unterstand auf der Passhöhe errichtet; für

dessen Erhaltung und die weiteren Ver-

pflichtungen erhielt er nun 50 Metzen Ge-

treide als „Gnadendeputat“. Diese Zu-

wendungen überdauerten alle politischen

Veränderungen des 19. Jahrhunderts.

9

Um

1865 erhielt der Wirt des Matreier Tauern-

hauses eine Subvention von 99 Gulden

39 ½ Kreuzer jährlich.

10

Sie wurde noch in

der Ersten Republik – nun vom Land Tirol

– ausbezahlt. Aus der Zeit nach dem Zwei-

ten Weltkrieg sind keine Subventionen

mehr bekannt.

11

Die leidigen Steuern!

Für Wein und Branntwein war eine Ver-

brauchssteuer zu bezahlen, das so ge-

nannte „Ungeld“, auch Umgeld genannt,

heute Getränkesteuer. Dazu mussten Wirte

„Umgeldbüchln“ führen. „Verumgeltet“

wurde der ausgeschenkte Wein je „Yhrn“

mit zehn Prozent, wobei ein Abzug für

„Füll und Leger“, das ist der Verlust, der

durch Eintrocknen und Verzapfen („Tropf-

wein“) entstehen konnte.

12

Stephan Perger suchte 1676 um Um-

geldbefreiung an. Er brachte vor, dass er

einige Yhrn Wein einlagern müsse, um

schwache Übergeher damit zu laben, aber

nur sehr wenig verkaufen könne und der

Wein daher zum Teil vertrocknet. Aus die-

sen Gründen seien seine Eltern für 50

Jahre vom Weinumgeld befreit worden.

Recherchen durch den Umgeldeinnehmer

Stampfer ergaben keine Hinweise auf Um-

geldbefreiung; dieser meinte aber, dass der

Matreier Tauernwirt gleich behandelt wer-

den sollte, wie die Wirte in der „Felben

und Krimml sowie in der Rauriß“ – sie

Tauernhaus Spital (1.174 m) auf der Salzburger Seite des Felbertauern (Mittersill), um 1960.

Foto: unbekannter Fotograf

(Sammlung Stadtarchiv Mittersill)

Der Weg von Lienz über den „Mayr im

Wald“ und „Windisch Matray“ zum

„Thaurn Haus“ und als Saumweg über den

Felbertauern; Ausschnitt aus einer Stra-

ßenkarte der Lienzer Gegend, gezeichnet

von Johann Georg von Sternbach, 1737.

(Innsbruck,Tiroler Landesmuseum

Ferdinandeum, Dip. 1371)

Das Tauernkreuz mit dem Großvenediger

im Hintergrund.

Foto: Foto Lottersberger

(Fotoarchiv der Gemeinde Matrei i. O.)