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G

EMEINDE

einer Gesamtschadensmenge von 500.000 Kubikmetern

Rundholz ausgegangen. Das ist mehr als die zweieinhalb-

fache normale Nutzungsmenge Osttirols.

Über 1.000 Waldbesitzer sind betroffen. Über 4.000 Schad-

flächen sind zu verzeichnen. Wenn man mit offenen Augen

durch Osttirol fährt, sieht man vielerorts die Spuren des

Tiefs vom Oktober 2018. Am schlimmsten ist es wohl in

Kals. Dort wurden rund 400 ha Waldflächen, das ist fast

so viel wie der gesamte Thurner Wald, durch den Sturm

zerstört.

Wir in Thurn hatten großes Glück im Unglück. Mit rund 7

ha an Schadflächen liegen wir unter den Top 10 der am

geringsten betroffenen Gemeinden Osttirols. Nur in sieben

Gemeinden Osttirols gibt es geringere Schäden.

Auch am Wegenetz in Thurns Wäldern traten nur kleinere

Schäden auf.

Unsere Aufgabe ist es nun, im Laufe des Frühjahrs rund

2.500 Kubikmeter Schadholz aufzuarbeiten und aus dem

Wald zu bringen. Das entspricht einem „starken normalen

Jahr“ bei der Holznutzung. Viele fleißige Waldbesitzer ha-

ben bereits im Herbst aber auch über den Winter mit den

Aufräumarbeiten (kleinere Schadflächen in Wegnähe) be-

gonnen. Die größeren Flächen werden ab Mitte März von

der Seillieferungsfirma Presslaber aus Matrei in Angriff ge-

nommen. Mit dieser Firma haben wir in Thurn bereits sehr

gute Erfahrungen gemacht.

Warum ist in Thurn nicht mehr passiert?

Zweifelsfrei hat der Herrgott seine schützende Hand über

uns gehalten und wir haben großes Glück gehabt. Dieser

Sturm wies nämlich eine absolut ungewöhnliche Wind-

richtung (von Süden kommend) auf. Dadurch blieben die

Schattseiten weitgehend unberührt, während die Sonnsei-

ten die volle Wucht des Sturmes abbekamen. Nicht so bei

uns in Thurn.

Glück ist das eine, eine gute Waldbewirtschaftung und

Pflege das andere. So haben sich die umfangreichen Wie-

derbewaldungen nach den letzten Stürmen mit Mischbaum-

arten und insbesondere die ausgezeichnete Pflege durch

die Waldbesitzer (Gemeinde und Agrargemeinschaft Thurn

sowie viele private Waldeigentümer) ausgezahlt. Durch die

kleinstrukturierte Verjüngung und die Pflegearbeiten weisen

unsere Bestände eine erhöhte Stabilität auf. Auch ein Groß-

teil des überalten Holzes wurde in den vergangenen Jahr-

zehnten (auch mit Windwürfen – besonders 2008) genutzt.

So stockt in Thurn nun vielerorts ein junger Mischwald, der

solchen Naturgefahren besser entgegentreten kann.

Die laufenden Investitionen in das Wegenetz haben sich

ebenfalls bezahlt gemacht. Durch die funktionierende Was-

serableitung hat es keine Anbrüche bzw. Hangrutschungen

gegeben. Ebenso wurden die Wege selbst kaum beschä-

digt. Lediglich die Deckschichten wurden da und dort etwas

in Mitleidenschaft gezogen. Die Wegunterbauten und die

Tragschichten sind unversehrt geblieben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass wir im letzten

Jahr im Wald sehr viel Glück hatten. Die Klimaerwärmung

ist nicht mehr nur ein weit entferntes Thema am Nord- oder

Südpol sondern sie findet bereits statt. Auch bei uns in den

Ostalpen. Das heißt, dass die Ereignisse (Niederschläge,

Stürme etc.) häufiger und auch heftiger werden. Darauf gilt

es sich einzustellen.

Gemeinsam mit den Thurner Waldbesitzern machen wir

das in der Weise, dass wir „klimafitte“ Bergwälder anpflan-

zen bzw. durch Naturverjüngung entstehen lassen. Darun-

ter sind Mischwälder zu verstehen, die ideal an den Stand-

ort angepasst sind. Dies hilft uns in weiterer Folge, unseren

Lebensraum noch besser zu sichern und zu schützen.

Für die Pflege und die Aufrechterhaltung der so wichtigen

öffentlichen Funktionen des Waldes sei den Besitzern auf-

richtig gedankt. Ihrer Arbeit und ihrem Engagement verdan-

ken wir den wertvollen Schutz unseres Lebensraumes und

der Wasservorkommen.

Gemeinsam werden wir mit Hilfe des Landes Tirol, das ein

zielgerichtetes Abgeltungsmodell für die Schäden am Wald

ausgearbeitet hat, die Folgen des Sturmes abarbeiten.

Dann können auch wieder alle den Thurner Wald (auch alle

Wege und Steige, wie z.B. den Vogelerlebnisweg) unge-

stört genießen.

Erich Gollmitzer, Peter Unterfeldner

Windwurf Leitensteig.

Windwurf Bereich Weinzent, Gemeindewald.

Fotos:

Erich Gollmitzer,

Peter Unterfeldner