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Die Sonnseiten
Nummer 60 - August 2018
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Nummer 62 - April
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Walburga Infeld, geb. Oberegger („Krapfenburgl“)
†
im 92. Lebensjahr am 27.12.2018
Viele Jahre wussten die meis-
ten Lienzer Taxichauffeure
Bescheid, wenn die Rou-
te Richtung Obergaimberg
ging: „Aha…zur Krapfen-
burgl“, ganz ohne Navi fand
man dorthin. Es ist dies wohl
auf ihre Leutseligkeit und des
darauf beruhenden Bekannt-
heitsgrades über die Gemein-
degrenzen hinweg zurückzu-
führen. Und es gilt einfach,
der „Egger Burgl“ ein ehren-
des und dankbares Andenken
zu bewahren. Wenn man das
Leben der Verstorbenen über
neun Jahrzehnte im Blick
hat, so lassen sich Licht- und
Schattenseiten durchaus erah-
nen.
Am 17. September 1927
kam Walburga als zweites
Kind des Ehepaares Bartlmä
Oberegger und Clementi-
ne, geb. Brunner, zur Welt.
Als Kleinkind verbrachte sie
einige Zeit bei Verwandten
in Schlaiten, später mit ih-
rer Familie beim „Gaber“ in
Obergaimberg. Im Jahre 1936
übersiedelte man dann in den
Heimathof „Oberegger“, da
waren es bereits sieben Kin-
der, von denen zwei bei Pfle-
gefamilien aufwuchsen.
Im 2. Weltkrieg fiel der ältes-
te Bruder Matthäus („Matz“),
er galt seit 1944 als vermisst.
Umso mehr musste Burgl
im heimatlichen Hof anpa-
cken. Es gab damals keine
Mähmaschine, keine Wasch-
maschine, kein Fließwasser,
es hieß - auf heute normale
-Annehmlichkeiten zu ver-
zichten. Im Jahre 1946 verun-
glückte ihr achtjähriger Bru-
der Hubert tödlich.
Nach dem allzu frühen Tod
der Mutter im Jahre 1952 -
Clementine verstarb im 49.
Lebensjahr - musste Walbur-
ga ihre Lehre als Näherin ab-
brechen und die Fürsorge für
ihre verbliebenen acht Ge-
schwister übernehmen. All-
mählich wuchsen auch ihre
Schwestern Berta und Gertrud
in diese Aufgabe hinein und
gemeinsam meisterte man die
Gegebenheiten der damaligen
Zeit in gesundem Gottver-
trauen. Bartlmä Oberegger,
der Vater, erkrankte an einem
Gehirntumor und verstarb im
Jahre 1964.
Bereits im Mai 1961 hatte
Burgl Josef Infeld geheiratet
und lebte mit ihrem Ehemann
im Stadtteil Peggetz in Lienz.
Das dortige Wohnobjekt fiel
einem Brand zum Opfer, die
Familie kehrte ins Heimat-
haus zurück. Josef war nun
schwer erkrankt, seine Frau
Burgl pflegte ihn fürsorglich
bis zu seinem Tod im Jahre
1973.
Am Ostermontag 1975 heira-
tete sie (nur kirchlich!) Alban
Wibmer und bewohnte mit
ihm fortan den „Thalerhof“
in Thurn. Dort hatte Alban
seine Beschäftigung bei der
Landwirtschaflichen Genos-
senschaft Lienz als Fütterer.
Als dieses Anwesen am 18.
Deember 1981ebenfalls ei-
nem Brand zum Opfer fiel,
zogen Walburga und Alban
mit den Kindern Hildegard,
Meinhard und Sieglinde wie-
derum ins Heimathaus. Die
älteren Töchter Daria und
Rita hatten bereits geheiratet
und eigene Familien gegrün-
det. Burgls Bruder Othmar
bewohnte mit seiner Familie
schon das neu erbaute Haus.
Alban Wibmer verstarb im
Jahre 1994. Heute pflegt Wal-
burgas Sohn Meinhard Infeld
das Heimathaus seiner Mut-
ter.
„Patschen machen“ und
„Krapfen backen“ waren
mehr als „Hobby“, es war
eine Art Berufung, die der
„Egger Burgl“ Erfüllung,
Freude und somit auch ein
bescheidenes Zubrot brachte.
Und mit ihren Backkursen
erwarb sie sich auch den ver-
dienten Titel „Krapfenburgl“,
auf den sie mit berechtigtem
Stolz des Öfteren verwies.
Sie trug viel zur Geselligkeit
bei, hatte gute Einfälle, lieb-
te das Kartenspiel mit ihren
Nachbarn, war zu Frohsinn
und Scherz aufgelegt und
bereitete so manchen Mit-
menschen köstliche Überra-
schungen, an die man gerne
zurückdenkt.
Wie wir die „Egger Burgl“
kennen, hielt sie immer sehr
viel auf die Tradition im Kir-
chenjahr. So lässt z. B. auch
das Sterbedatum, der 27. De-
zember, fast ein Lächeln zu:
Am „St. Johannstag“, dem
27.12.2004 betrat Burgl mit
einer Flasche Wein die Sa-
kristei und beauftragte den
damaligen Priester P. Dr.
John Pudota SJ mit der Seg-
nung des „Minneweines“
- das sei Brauch an diesem
Tag! Da P. John auch seinen
Namenstag feierte, ließ man
sich gemeinsam ein Glasl des
gesegneten Weines in Burgls
Küche - bei frühmorgens
frischgebackenen Krapfen -
dann vorzüglich schmecken.
Ja, so war sie - die Burgl!
Es mögen etliche Vereinso-
bleute, Musikanten, Feuer-
wehrmänner und deren Frau-
en gewesen sein, die durch
zahlreiche Jahre zu den je-
weiligen Kirchtagen die herr-
lich gefüllten „Schachteln“
bei der „Krapfenburgl“ ge-
holt haben und eine fröhliche,
zum Geben gerne bereite,
Frau erleben konnten. Durch
viele Jahre verrichtete Burgl
in ihrem Heimathaus so viele
Arbeiten im Dienste der All-
gemeinheit. Sie teilte gerne
ihr Wissen über allerlei, man
spürte ihre Liebe zur Natur -
Tiere und Blumen - man lern-
te auch manches durch ihre
Lebenserfahrung. Und dafür
ist man einfach sehr dankbar!
Aus gesundheitlichen Grün-
den verbrachte Burgl die ver-
gangenen Jahre abwechselnd
bei ihrer Tochter Hildegard
und deren Familie in Hall
oder bei ihrem Sohn Mein-
hard und dessen Frau Birgit
in Gaimberg, die sich um-
sichtig die Betreuung teilten.
Bei ihnen wurde ihr noch
Walburga Infeld anlässlich der Vollendung ihres 90. Lebens-
jahres am 17. September 2017 im Kreise ihrer Kinder Daria,
Hildegard, Meinhard, Sieglinde und Rita (v.l.).
Foto: Tina Knapp